Schätze der Schöpfung
Wie Kräuter unserer Seele guttun
Die Schätze der Natur stärken uns auch, wenn die Natur „Pause“ macht. Wenn es draußen grau ist, trübes Wetter auf die Stimmung drückt und uns mangelndes Sonnenlicht zu schaffen macht, können uns „Kräuter für die Seele“ stärken und aufbauen. St. Anna Pointinger von den Marienschwestern in Linz erzählt uns von ihren Erfahrungen im Umgang mit Heilkräutern.
Erst vor kurzem war im Sonntagsevangelium jene Stelle zu hören, wo es um die Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe geht und es heißt „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Sr. Anna Pointinger von den Marienschwestern in Linz greift die Bibelstelle im Gespräch mit dem SONNTAG auf und sagt: „Das kann man schon machen, dass man sich in einem guten Sinne mit sich selber beschäftigt und sich fragt: Was brauche ich, was bin ich für ein Typ und was tut mir gut?“.
Wenn es draußen feucht, kalt und trüb ist und uns die Antriebslust fehlt, ist es gut, die Selbstliebe nicht zu vernachlässigen und uns durch die Schätze der Natur etwas Gutes zu tun.
„Im Allgemeinen bemerke ich bei mir selber, dass es meiner Seele sehr gut tut, mit Kräutern umzugehen, mich zu freuen über das intensive Orange der Ringelblumen, den Duft der Zitronenmelisse und jetzt im Herbst mit Dankbarkeit die Ernte des Sommers in Gläser zu füllen. Schon ein Blick in den Kräuterkasten tut einfach gut, weckt Freude und Dankbarkeit in mir“, sagt Sr. Anna Pointinger. Die Marienschwester vom Karmel leitet im Orden die Ausbildung für neu eingetretene Schwestern und befasst sich, wann immer es ihre Zeit zulässt, mit Kräutern.
„Die Arbeit mit den Kräutern tut grundsätzlich der Seele gut. Schon wenn ich in den Raum hineingehe und die Kräuter rieche. Wenn ich sehe, wie die Kräuter bereit sind, ihr Herz zu geben“, sagt die Ordensfrau. Inwiefern können Pflanzen ihr Herz geben? Sr. Anna erklärt: „Wenn ich z. B. Salben mache, so ist die Basis, das Herzstück der Salbe, der Ölauszug. Dabei werden Kräuter eine Zeit lang in Öl gelegt und geben dabei ihre Wirkstoffe als ihr Innerstes ab, um als Geschöpf heil zu wirken.“ Das sei ein geheimnisvoller Vorgang, vergleichbar mit der Metamorphose des Schmetterlings, meint Sr. Anna.
Das Temperament und die Kräuter
Das Ernten und Verarbeiten von Kräutern erfrischt und stärkt. Viele Pflanzen haben bekannterweise durch ihre Inhaltsstoffe eine positive Wirkung auf Seele und Geist. Bevor es an die Anwendung bestimmter „Seelenkräuter“ geht, sollte man herausfinden: „Was passt für mich? Welche Kräuter tun mir für die Seele gut? Welcher Typ bin ich?
Da braucht es ein Stück Selbsterkenntnis. Diese Aufgabe kann man keinem Menschen abnehmen“, erklärt Sr. Anna Pointinger. Einen interessanten Zugang dazu bietet die Traditionelle Europäische Medizin (TEM), die in den Kurhäusern der Marienschwestern in Bad Mühllacken und Bad Kreuzen Anwendung findet. „In der Traditionellen Europäischen Medizin hat die Archetypenbestimmung einen großen Stellenwert. Hippokrates hat vier ,typische‘ Temperamente beim Menschen festgestellt: Sanguiniker, Phlegmatiker, Melancholiker, Choleriker“, erzählt die Marienschwester.
Die vier Temperamente beeinflussen laut TEM unsere Lebensauffassung. „Aber nie ist nur ein einziges Temperament in einem Menschen vorhanden“, erklärt Sr. Anna. Wer sein dominierendes Temperament kennt, weiß mehr über seine Stärken und Schwächen und kann diese mit der Kraft der Kräuter durchaus beeinflussen.
Wie stark die vier Temperamente in einem vorhanden sind, kann man ganz einfach unter www.tem-zentrum.at/archetypen-fragebogen/fragebogen.php herausfinden.
Erfrischend und belebend
So empfiehlt die TEM etwa für den Sanguiniker u.a. die Kräuter Eibisch, Königskerze, Rose, Spitzwegerich und Süßholz; für Phlegmatiker Petersilie, Kümmel, Brennnessel, Kamille, Holunder, anregenden Lavendel und Thymian; für Choleriker beruhigenden Baldrian sowie Hopfen, Huflattich, Koriander, Löwenzahn und Ringelblume und für Melancholiker Huflattich, Fenchel, Gewürznelke, Ingwer, Johanniskraut, Kardamom, Melisse und Schlüsselblume.
„In unserer Zeit denkt man überwiegend an die entspannende und beruhigende Wirkung bei Kräutern. Aber ich denke, es braucht das Belebende und Erfrischende genauso“, betont Sr. Anna Pointinger. Wenn wir uns in der kalten Jahreszeit schlapp fühlen, ist es gut, die belebende Kraft der Kräuter zu erfahren. „Ich mache die Erfahrung, dass viele Heilpflanzen nicht nur für die Seele belebend oder beruhigend sind, sondern auch für die Haut.
Die Wirksamkeit bei Heilpflanzen ist generell eine Ganzheitliche. Sie wirken auf Leib, Seele und Geist“, sagt Sr. Anna.
Autor:Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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