Am 13. Juni ist Vatertag
Was Papas fürs "Papa-Sein" brauchen
Väter wollen heute vor allem eines: Aktiv am Leben ihrer Kinder teilnehmen. Um sie bei diesem Ansinnen zu unterstützen, haben Corina Zaloha und Denise Winkler, Gründerinnen der Familienbegleitung „WinZal“, den „Papa-Crashkurs“ entwickelt.
Wir haben mit ihnen darüber gesprochen, warum Papas den Austausch mit Gleichgesinnten genauso brauchen wie Mamas, welche besonderen Qualitäten Papas ins Familienleben einbringen und was es braucht, damit die Väterkarenz nicht nur graue Theorie bleibt.
Ein ungewöhnliches Weiterbildungsangebot findet am 18. Juni im Kurszentrum des St. Josef Krankenhauses – coronakonform online – statt: Der Papa-Crash-kurs. In lockerer Runde können hier Männer alle ihre Fragen rund ums Papa-Werden und Papa-Sein loswerden.
„Wir geben wertvolle Informationen, Tipps und Tricks für Geburt, Wochenbett und die erste Zeit als frischgebackene Familie. Gleichzeitig können die Männer andere Väter kennenlernen und sich damit mit Gleichgesinnten austauschen.
Last but not least können die Papas Fragen stellen, die sie vielleicht daheim nicht stellen würden“, sagt Corina Zaloha, Kinderintensivkrankenpflegerin. Gemeinsam mit Pädagogin Denise Winkler hat sie die Beratungsstelle „WinZal“ für Familienbegleitung gegründet und auch den Papa-Crashkurs entwickelt.
In ihrer Arbeit – der Begleitung, Unterstützung und Beratung von Familien – war es Corina Zaloha und Denise Winkler immer schon ein Anliegen, aktiv darauf zu achten, die Papas miteinzubinden. „„Mit dem Papa-Crashkurs sind wir häufig für Männer die ersten Ansprechpartnerinnen, bei denen ihre Fragen im Fokus stehen.“ Und die Erfahrung zeigt: „Das Interesse, das die Männer mitbringen, ist groß.
Wir merken immer wieder auch, wie sehr sie sich Information und Austausch wünschen – da unterscheiden sie sich nicht von den Mamas. Oft fragen sie uns regelrecht Löcher in den Bauch und wir sind froh, dass sie das tun.“
Die gesellschaftliche Rolle des Vaters habe sich in den letzten Jahren ja stark gewandelt, so Denise Winkler. Neben den bisherigen Anforderungen werde heute auch der Wunsch, aktiv am Leben der Kinder teilnehmen zu können, immer größer. „Väter wissen, dass sie als Papa umso besser eingespielt sind und umso (selbst)sicherer agieren, je mehr Zeit sie mit ihren Kindern verbringen und je besser sie sie kennen.
Dazu kommt: Väter haben eine so wichtige Rolle für ihre Familie, tragen eine große Verantwortung und werden trotzdem oft recht allein gelassen. In erster Linie dreht es sich ja – auch für die Väter selbst – zunächst einmal fast ausschließlich um die Mama-Baby-Dyade, also die intensive Zweierbeziehung zwischen Mutter und Kind.“
Die besondere Qualität der Väter
Ob ein Vater sich von Anfang an in den Alltag einbringt, ist gerade deswegen alles andere als egal. „Studien zeigen, wie wertvoll es für Kinder ist, beide Elternteile von Anfang an als direkte Bezugspersonen zur Verfügung zu haben“, sagt Denise Winkler: „Beide Elternteile haben quasi so ihre ganz besonderen Qualitäten, die sie für ihre Kinder in ihrem Eltern-Portfolio bereitstellen.“
Bei Vätern sei es vor allem die Art der Kommunikation und des Spielens, die den Kindern vom ersten Tag an eine weitere Bandbreite an Verhaltensspektren mitgebe. „Papas fungieren als Beschützer, als Motivatoren, als Spielpartner, Herausforderer, Kräftemesser und als Held für ihre Kids – sie sind große Vorbilder und geben ihren Kindern dadurch ganz unglaublich viele Fähigkeiten mit.“
Partnerschaftliche „Arbeitsaufteilung“
Zudem hätten Väter bereits in den ersten Lebenswochen eines Babys nachweislich Einfluss auf das Zusammenwachsen als Familie. „Unterstützung und Zuspruch des Papas kann zum Beispiel maßgeblich zu Erfolg und Dauer der Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind beitragen“, betont Corina Zaloha: „Und: Je mehr die Väter in den Alltag mit Baby involviert sind, desto schneller und stärker kann neben der Mama-Baby-Bindung auch eine Papa-Baby-Bindung entstehen.“
Nicht zuletzt bedeute das auch, dass die Mütter mehr Zeit und Raum haben, sich ein wenig zu erholen und zu Kräften zu kommen. „Schlaf und Energie sind nun mal DIE Ressourcen in der Elternschaft.“
Durch eine partnerschaftliche „Arbeitsaufteilung“ könnten beide Elternteile achtsamer mit ihren Ressourcen umgehen. „Und dadurch haben beide wiederum mehr Energie und Geduld für ihren Zwerg und den Alltag zu Verfügung. Das gemeinsame Tragen von Verantwortung ist zudem wesentlich kräfteschonender als das Gefühl, alleine die ganzen Entscheidungen für diesen entzückenden, aber auch sehr fordernden, kleinen, neuen Menschen in der Familie treffen zu müssen.“
Liebend gerne in Karenz?
Doch trotz all dieses Wissens: Dass Väter in Karenz gehen, ist in Österreich immer noch die Ausnahme. „Wir kennen viele Väter, die liebend gerne (länger) daheim geblieben wären. Das ,In-Karenz-Gehen und bleiben‘ ist eigentlich sehr attraktiv“, sagt Denise Winkler.
„Hauptgrund, warum Väter wenig bis gar nicht in Karenz gehen, ist häufig die bestehende Arbeitssituation und die finanziellen Verhältnisse. Nach wie vor ist die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen groß – oft hängt an den Männern das Haupteinkommen, auf das schlichtweg nicht lange verzichtet werden kann.“ Und es gebe immer noch Arbeitgeber, die Vätern sehr klar kommunizieren, dass die Väterkarenz nicht gerne gesehen wird und Einfluss auf die weitere Karriere haben kann.
„Im Grunde braucht es also viel mehr familienfreundliche Betriebe – die das natürlich nur sein können, wenn sie es sich auch leisten können – und Anstellungsmodelle. Dazu braucht es Förderungen und politische Entscheidungen, die sowohl den Arbeitgebern als auch den Arbeitnehmern eine Väterkarenz erleichtern und auch danach für die Elternteilzeit ansprechende Modelle ermöglichen, damit sowohl Mama als auch Papa Kinder und Beruf gut unter einen Hut bekommen und genießen können.“ Und das alles im Idealfall ohne Existenzängste, Terminstress, Abgabedeadlines und Bürohierarchien.
„Vor allem Väter brauchen diese Sicherheit, dass für ihre Familie gesorgt ist“, sagt Corina Zaloha. Der Druck, das „Familienoberhaupt“ sein zu müssen, das die Familie versorgt, sitze nach wie vor gesellschaftlich bedingt im Nacken. „Und Druck und Sorgen erschweren Zufrieden- und Glücklichsein nun mal sehr.“
Weniger Druck als Schlüssel zum Glück
Und was brauchen Männer noch, um glückliche Papas sein zu können? „Auch für Papas gilt: Im Familienleben ist oft weniger mehr. In Wirklichkeit braucht es doch gar nicht viel zum Glücklichsein“, sind sich Corina Zaloha und Denise Winkler einig: „Die kleinen Dinge im Leben – vor allem im Familienleben – sind es, die es so unendlich wertvoll machen – glucksendes Kinderlachen, ein feuchter Schmatzer auf die Wange, ein Kind, das nach einem abenteuerreichen Tag zufrieden in deinen Armen einschläft – das sind wohl die wahren Schätze für Eltern, die wir in unseren Herzen mitnehmen – sowohl die Papas als auch die Mamas.“
Nähere Infos
zum Papa-Crashkurs und Angeboten von Corina Zaloha und Denise Winkler unter:
winzal.at
neugeborgen.at
diewinklerei.at
gesundheitszentrum.sjk-wien.at
Autor:Andrea Harringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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