Wohltuendes für Wehwehchen im Alltag
Blütenernte für Salben und Marmeladen
Die Marienschwestern in Linz verbinden Natur und geistliches Leben. Seit Jahren macht Sr. Anna Pointinger aus natürlichen Zutaten Salben, Sirupe und Marmeladen. Im SONNTAG erzählt sie von der Kraft der Ringelblume und gibt ein Rezept für Rosenbalsam. Sr. Huberta Rohrmoser leitet Exerzitien im Kräutergarten und erzählt, worauf es dabei ankommt.
Sr. Anna Pointinger von den Marienschwestern in Linz liebt die Natur seit ihrer Kindheit. „Das Interesse für die Kräuter habe ich von meiner Familie mitbekommen. In der Hauptschule war ich sehr an Botanik interessiert und wünschte mir ein Buch, mit dem ich auf die Wiese gehen kann, um die Pflanzen zu bestimmen“, erzählt sie im Gespräch mit dem SONNTAG.
Die Marienschwester vom Karmel ist heute Ausbildungsleiterin ihres Ordens und begleitet Frauen, die bei den Marienschwestern eintreten möchten. „Ich bin zuständig für die Einführung in das Ordensleben und begleite die Mitschwestern in den ersten Jahren.“ Das Gespür für Pflanzen und das Erkennenkönnen, zu welcher Familie ein Gewächs gehört, sind ihr geblieben: „Wir sind ja eine karmelitanische Gemeinschaft. Teresa von Avila sagt: ,Die Natur ist die Lehrmeisterin für das geistliche Leben‘. Man kann sehr viel von der Natur für ein lebendiges Glaubensleben lernen, also für die Beziehung mit Gott. Im Umgang mit den Kräutern kommt das zum Ausdruck, was auch Papst Franziskus sagt: die Zärtlichkeit und Zuwendung Gottes und dass Gott nichts zu klein ist. Für unsere kleinsten Wehwehchen wächst etwas auf der Wiese und das tut uns gut.“
Natürliche Salben, Sirupe und Gelees
Wann immer es ihre Zeit als Ausbildungsleiterin zulässt, widmet sich Sr. Anna der Verarbeitung von Kräutern und Blüten zu Sirupen, Salben, Lippenpflegestiften oder Marmeladen. „Ich habe begonnen verschiedene Salbenrezepte wie z. B. Ringelblumensalbe auszuprobieren. Einige haben sich sehr bewährt und die mache ich jetzt schon seit mehr als zehn Jahren immer in der gleichen Weise.“ So macht sie aus rein natürlichen Zutaten wie Ringelblume, Lavendel, Rose, Holunder, Zitronenmelisse, Pfefferminz, Zitronenmelisse und Birke Salben (siehe Rezept oben rechts). Ihre Produkte finden rasch Abnehmer auf Klostermärkten und in den Kurhäusern des Ordens Bad Kreuzen und Bad Mühlacken.
Die Ringelblume als Liebling
Unter den Heilpflanzen schätzt sie besonders die Ringelblume. „Das ist so eine leuchtende, strahlende Pflanze – es tut gut, sie einfach nur anzuschauen. Sie ist nicht die Königin der Blumen wie die Rose, die mit ihrem Duft betört. Sie hat die Kraft in sich. Es tut wohl, sie als Salbe anzuwenden“, sagt Sr. Anna und erklärt: „Alles was wir auf der körperlichen Ebene tun, wirkt auch auf die Seele. Wenn man so eine Salbe im Alltag anwendet, ist das auch eine Zuwendung an sich selber, wo man sich selber Wert schätzt, Aufmerksamkeit gibt.“ Sie empfiehlt die Ringelblumensalbe bei kleinen Schnittwunden oder Abschürfungen zu verwenden.
Die Zungenblütenblätter der Ringelblume kann man auch als Tee anwenden sowie im Salat. Hier sind sie eher geschmacksneutral, tun aber dem Auge gut. Zudem gibt es auch Ringelblumenöl und Tinktur (alkoholischer Auszug).
Spannende Experimente
Immer wieder experimentiert Sr. Anna mit Rosenmarmelade. Die Blüten dazu gewinnt sie aus dem reich mit Rosen bewachsenen Klostergarten in Linz. „Während des Corona-Lockdowns haben sich Zeiträume geöffnet, in denen ich wieder Rosenmarmelade und Rosengelee ausprobieren konnte“, erzählt sie. Sie nütze die „Corona-Zeit“, um mehr Frischpflanzen zu verarbeiten – auch für Holunderblüten-, Pfefferminz- und Zitronenmelissensirup. Sr. Annas Ziel beim Experimentieren: „Wie bringe ich es hin, dass es gut schmeckt und dass möglichst wenig Zucker dabei ist?“ „Die Kräuter sind ein Geschenk des Schöpfers“, ist die Marienschwester überzeugt: „Was uns darin geschenkt ist, gehört uns einerseits und andererseits auch wieder nicht“, meint sie. Das bevorstehende Fest Maria Himmelfahrt biete Gelegenheit, in der Kräuterweihe Gott für diese Wohltat zu danken und sie in den geweihten Kräutern weiterzugeben.
„Ich bin Da“ im Kräutergarten
Nicht Worte und Bilder, sondern Achtsamkeitsschritte, die helfen in die Gegenwart zu kommen, stehen bei den „Exerzitien im Kräutergarten“ im Mittelpunkt. Sr. Huberta Rohrmoser, Marienschwester vom Karmel, leitet diese jedes Jahr im Kurhaus der Ordensfrauen Bad Mühllacken (OÖ).
„Bei diesen Exerzitien geht es vor allem um sinnenhaftes Erleben. Ich verwende dabei den Weg des kontemplativen Jesusgebetes des Jesuiten Franz Jalics. Das ist ein kontemplatives Beten. Es geht auch um ein Wahrnehmen mit allen Sinnen, zuerst nach außen und dann immer mehr in die Sammlung nach innen“, erzählt Sr. Huberta Rohrmoser im Gespräch mit dem SONNTAG.
„Kräuter ermöglichen ein sehr sinnenhaftes Erleben, sowohl durch Riechen und Schmecken, als auch durch Spüren und Schauen. Wenn ich da ganz bei einem Kraut bin und es zwischen den Fingern zerreibe, so dass ich den Duft mitbekomme, es spüre – und meistens sind sie ja auch sehr schön zum Anschauen – dann bin ich gleichzeitig ganz in der Gegenwart.“
Ihren Kontemplationsweg nennt Sr. Huberta auch den „Ich-bin-da-Weg“, weil das „Ich-bin-da Gottes“ uns zugesagt ist. „Wir versuchen seinem Ich-bin-da zu antworten, aber nicht mit Worten, sondern mit unserem Leib-Seele-Geist-Dasein. Erst wenn wir gelernt haben in der Gegenwart und bei uns selber zu sein, was gleichzeitig bedeutet in der Gegenwart Gottes zu sein, erst dann sprechen wir den Namen Jesus Christus in dem Vertrauen aus, dass er ja in uns selber gegenwärtig ist in seinem Geist.“
Im Rahmen der etwa einwöchigen Schweige-Exerzitien gibt es auch eine Reihe von Kuranwendungen z. B. nach Pfarrer Kneipp sowie basisches Essen.
Nächste Termine: 27.6.-2.7. &, 4.-9.7.2021.
Infos: www.marienschwestern.at
Autor:Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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