Bibel-Festwoche
Blühender Herbst in biblischen Gärten
Den je eigenen Zugang zur Bibel entdecken – dazu lädt der Bibel-Pfad in Wien am 24. September mit vielen Veranstaltungen ein. Wir schauen uns im Vorfeld in biblischen Gärten um und sprechen darüber mit Jutta Henner, der Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft. Sie regt an, kleine Bibelgärten in der Pfarre, zu Hause und im Schulhof anzulegen. Dazu gibt es ein Rezept für einen biblisch zubereiteten Obstsalat mit Herbstfrüchten.
Die Bibel-Fest-Woche von 24. September bis 3. Oktober 2021 ist der österreichweite Höhe- und Endpunkt der Jahre der Bibel (2018-2021). Zahlreiche biblische Initiativen und Veranstaltungen laden ein, den je eigenen Zugang zur Bibel zu entdecken. Beim Bibelpfad am 24. September in der Wiener Innenstadt ist auch der SONNTAG mit dabei, ebenso der Wiener Dom-Verlag sowie radio klassik stephansdom (im Hof des Deutschen Ordens, Singerstraße 7, ab 14 Uhr).
Gärtnerischer Zugang zur Bibel
Wer den Zugang zur Bibel noch nicht so recht entdeckt hat, kann ihn vielleicht in einem Bibelgarten finden. „Die Bibel ist zunächst für viele Menschen ein fernes Buch. Es gibt Vorurteile, eventuelle schlechte Erfahrungen mit Vertretern von Kirchen und sie ist ein dickes Buch… Hier kann ein Garten, die Natur, ganz niederschwellig einen Zugang zur Bibel eröffnen“, ist Jutta Henner, Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft, im Gespräch mit dem SONNTAG überzeugt. Urban Gardening boome derzeit und in der Corona-Krise hätten viele mit dem Garteln – und sei es nur am Küchenfenster – begonnen.
„In einem Garten sieht man etwas, riecht man etwas, mit Glück kann man auch etwas schmecken: Es ist ein sinnenhafter Zugang, das reine Bibellesen ist ein kognitiver Vorgang“, erklärt Jutta Henner. Der Garten biete auch den Vorteil des Unterwegsseins, sagt die Bibel-Expertin. „Die ganze Bibel ist ein einziger Weg. Das Unterwegssein im Garten ist nochmals eine Verstärkung. Es lädt ein, genauer hinzuschauen: Wie sehen die Blätter aus, wie fühlt sich das an? Die Bäume und Früchte der Bibel spielen eine ganz zentrale Rolle. Auf der einen Seite gibt es die Wüste, wo nichts ist und auf der anderen Seite steht der Garten. Er wird zum Symbol für Leben.“
Selbst einen Bibelgarten anlegen
Jutta Henner regt an, auch zu Hause, in der Pfarre oder auf dem Vorplatz der Kirche einen kleinen Bibelgarten anzulegen. Hier genügten schon zwei bis drei biblische Pflanzen, Tafeln mit einem meditativen Psalm und Zitaten aus der Bibel. „Auch in Kindergärten und im Schulhof kann ein kleiner Bibelgarten Kindern einen wunderbaren Zugang zu biblischen Geschichten ermöglichen“, erklärt die Theologin. Naturgemäß wachsen nicht alle biblischen Pflanzen in unserer Klimazone. Hier können Kübelpflanzen zum Einsatz kommen, die den Winter in einem geschützten Bereich überdauern. Oliven-Heine (wie z. B. am Neusiedler See) und Feigenbäume würden auch bei uns zunehmend Verbreitung finden.
Bibel-Garten im Museumsdorf
Einen Bibelgarten, bei dessen Entstehen Jutta Henner mitgewirkt hat, gibt es seit einigen Jahren im Museumsdorf Niedersulz. Kulturvermittlerin Magdalene Papp, die den Bibelgarten Besucherinnen und Besuchern des Museumsdorfes näherbringt, erklärt: „Der Bibelgarten ist in Kreuzform angelegt, dadurch entstehen vier Vierteln.“ In diesen sind unter anderem Heilkräuter, Feldfrüchte, ein Stück mit Dornen und Disteln, Früchte des Feldes sowie Blumen des Feldes angepflanzt. „Beim Eingang des Gartens steht ein Granatapfelbaum als Symbol für das Paradies“, schildert die Volkskundlerin im Gespräch mit dem SONNTAG.
Im Bibel-Garten des Museumsdorfes wachsen Feigen, Weinreben, ein Olivenbaum und eine Dattelpalme. „Das sind sehr alte Fruchtpflanzen, die bereits im alten Israel kultiviert wurden. Jede der Pflanzen hat eine bestimmte Symbolik“, erläutert Magdalene Papp. So stehe die Feige für Wohlergehen, die Olive symbolisiere den Frieden. „Die Dattelpalme verweist aufgrund ihres geraden Wuchses auf aufrichtige Gerechtigkeit.“ Der Weinstock, eines der wichtigsten biblischen Bilder, bezeichnet die Beziehung von Mensch und Gott. Aber auch Getreidesorten wie Gerste und Weizen spielen in der Bibel eine große Rolle. „Gerste gilt als die Speise der Freiheit und Brot für die Armen. Sie war wichtigstes Grundnahrungsmittel neben dem Weizen. Erst später haben sich Urkorn und Emma entwickelt. Die Nahrungsmittelproduktion vor 2.000 Jahren ist heute unvorstellbar“, sagt die Kulturvermittlerin. Der Bibelgarten im Museumsdorf Niedersulz möchte auch zum Nachdenken über unseren Umgang mit Nahrungsmitteln anregen. Sitzbänke zwischen den Pflanzen laden zum Verweilen und Nachsinnen ein.
Die Früchte des Herbstes
Der Herbst steht vor der Tür. Auch er kann einen anregenden Zugang zur Bibel vermitteln. Jutta Henner: „Im Heiligen Land sind jetzt die Trauben reif, aber auch Feigen und Granatäpfel. Letztere haben eine wunderbare Farbe und in etwa so viele Kerne wie es in der Tora Ge- und Verbote – gibt.“ Das Bild einer üppigen Herbsternte schildert das Buch Numeri (Num 13,23): Kundschafter des Mose kehren aus dem Land Kanaan mit einer riesigen Weintraube zurück, die sie zu zweit auf einer Stange tragen, dazu Granatäpfel und Feigen. „Es gibt kaum ein Gemälde in der Kunst, auf dem Eva Adam nicht einen Apfel serviert. Wir wissen bis heute nicht, welche Frucht das genau war, dürfen aber ruhig einen Apfel in unseren biblischen Obstsalat schneiden sowie Nüsse, Pistazien und Granatapfelsaft dazugeben.“ In biblischer Zeit habe man die Früchte zudem getrocknet, um sie in den folgenden Monaten zu haben. Auch mit unserm biblischen Obstsalat (rechts) möchten wir Ihnen Appetit auf die Bibel machen.
Autor:Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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