Das Bischofswort zur österlichen Bußzeit
Vom rechten Maß
„Unsere Kinder sollen es einmal besser haben als wir.“– Diesen Satz hat man vor allem aus dem Mund der Nachkriegsgeneration viel gehört. Der Soziologe Hartmut Rosa hat festgestellt, dass es nun ein anderer Satz ist, der immer mehr Eltern umtreibt: „Unsere Kinder sollen es nicht schlechter haben als wir.“ Das ist ein signifikanter Unterschied.
Bei vielen geht die Angst um, dass es schlechter wird; dass der Wohlstand sich nicht auf dem jetzigen Niveau wird halten können; dass es kein leistbares Wohnen mehr gibt; dass der Raubbau an der Umwelt eine spürbare Verschlechterung der Lebensbedingungen mit sich bringt; dass das Sozial- und Pensionssystem kollabiert. Und Ähnliches. Die Effizienzsteigerungen in allen möglichen Bereichen – das „Höher, schneller, weiter“ – sei, so die Theorie des Soziologen, weniger angetrieben von einer Gier als vielmehr von der Angst vor einem „Immer weniger“: Man will nicht irgendwann auf der Verliererseite stehen. „Es gibt keine Nischen oder Plateaus mehr, die es uns erlaubten, innezuhalten oder gar zu sagen: ‚Es ist genug.‘“ Es bleibt keine Zeit mehr, nachzuspüren: Was ist mir angemessen? Was ist mein rechtes Maß?
Autor:Brigitta Hasch aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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