Marienheiligtum in Tschechien
Maria Gojau: ein Ort mit Seele

Foto: KIZ/JW

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war Maria Gojau ein viel besuchter Wallfahrtsort. Ein Besuch im Marienheiligtum lohnt sich: aus spiritueller und kunstgeschichtlicher Sicht. Heute ist das Marienheiligtum, nur wenige Kilometer von der Stadt Krumau entfernt, unter Österreichs Katholik/innen wenig bekannt.

In Tschechien steht man häufig vor verschlossenen Kirchentüren. Wenn ein Gotteshaus offen ist, muss es ein besonderes sein – wie die Wallfahrtskirche Maria Gojau. Eine kleine Gemeinschaft von Ordensfrauen – drei Kreuzschwestern –sorgt dafür, dass Menschen an sechs Tagen in der Woche die Wallfahrtskirche und die dazugehörigen Kapellen in Kájov, wie Gojau auf Tschechisch heißt, besuchen können.

Dabei geht es nicht nur ums Aufsperren der Kirche. Die Schwestern erschließen den Besucher/innen gerne – auch in deutscher Sprache – den imposanten gotischen Raum mit der Gnadenstatue in der Mitte des Hochaltars. Maria Gojau gehörte zur Zisterzienserabtei Goldenkron, die ebenfalls ganz in der Nähe von Krumau liegt, und zog in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts jährlich zehntausende Pilger/innen an. Noch in der Zwischenkriegszeit war es der meistbesuchte Wallfahrtsort in den Sudentengebieten Tschechiens, ehe die Herrschaft des Kommunismus dem Pilgerstrom ein abruptes Ende setzte.

Nach der Wende wurde der Gebäudekomplex mit Kirche, Kapellen sowie Wohn- und ehemaligen Wirtschaftstrakt nach und nach auch mit Hilfe der Europäischen Union vorbildlich renoviert. Langsam kamen die Wallfahrer/innen zurück, zu Beginn vor allem die Heimatvertriebenen.

Heute finden unterschiedliche Menschen den Weg nach Kájov, erzählt Sr. Karmela, die Oberin der kleinen Kreuzschwestern-Kommunität: „Fußpilger, Radpilger, Familien. Die Autobusse sind seit der durch die Pandemie erzwungenen Pause noch nicht wieder zurückgekehrt.“

Aber die Schwestern sind für alle da, die kommen.

Da Maria Gojau, das an der Straße von Krumau zum Lipno-Stausee liegt, eine Station des Jakobswegs ist, steht für Fuß- und Radpilger/innen im ehemaligen Kuhstall auch eine Herberge mit sechs Betten zur Verfügung.

Wege zu den Menschen

Ob Pilger/innen, Tourist/innen oder an der Kunstgeschichte Interessierte, jede und jeder ist den Ordensfrauen willkommen. Sie sorgen für eine einladende Kirche, auch für die Bewohner/innen von Kájov.

Sr. Pia hat zu Beginn des Schuljahrs im September 2021 begonnen, nach Unterrichtsschluss einmal wöchentlich für alle interessierten Kinder Religionsunterricht zu geben. Anfangs waren es von den hundert Volksschülern vier Kinder, die die Einladung annahmen. Inzwischen sind es sieben. Wer meint, dass das ernüchternd wenig sind, dem entgegnet Sr. Pia, die im September ihre ewige Profess ablegen wird, mit einem entwaffnenden Lächeln: „Warten Sie doch den nächsten Schulbeginn ab. Sie werden sehen.“ Das ist die Einstellung, die bewundernswert und notwendig ist, um auf die Leute zuzugehen. 

Die drei Schwestern beschreiben ihre Mission mit dem Satz: „Wir bemühen uns, Wege zu den Menschen zu suchen.“ Dazu gehört auch, mit den Kindern das Kirchenjahr zu feiern, das Martinsfest, ein Krippenspiel aufzuführen, Sternsingen zu gehen und zum Sonntagsgottesdienst manchmal mit dem Kinderchor beizutragen. An die vierzig bis fünfzig Menschen besuchen am Sonntag den Gottesdienst. Kájov hat rund 1900 Einwohner/innen. 

Nicht zählen

„Wir dürfen nicht bei den Zahlen hängenbleiben“, wirft Lukas Dikany ein. Der Abt vom benachbarten Stift Schlägl – etwa vierzig Minuten mit dem Auto entfernt – ist der kleinen Kommunität seit langem verbunden und hat die KirchenZeitungs-Recherche in Gojau initiiert: „Nehmen wir doch die Realität ernst und leben wir mit ihr.“

Zur Realität gehört für ihn auch, dass hier drei Ordensfrauen wohnen, die in Treue das Stundengebet beten und ein geistliches Leben führen: „Das ist doch von enormer Bedeutung.“ Die Schwestern machen die Erfahrung, dass mehr Leute von ihrem geistlichen Leben wissen, als ihnen bewusst ist.

In der Fastenzeit hielten sie täglich eine Stunde Anbetung und beteten für den Frieden in der Ukraine. Ein Mann hat Schwester Karmela darauf angesprochen: „Ich bin nicht gläubig, aber ich habe gehört, dass Sie für den Frieden beten. Das halte ich für gut. Bitte machen Sie das weiter“

Die drei Ordensfrauen, die aus lebendigen Pfarren in Mähren stammen, machen sich keine Illusion, dass die Verkündigung in dieser Region schwierig ist. „Wir machen hier viele, viele Kleinigkeiten und glauben, dass manches von dieser Saat aufgeht“, sagt Sr. Tobia, die Maria Gojau als kostbaren Ort mit großer geistlicher Atmosphäre beschreibt: „Maria Gojau ist ein Ort mit Seele.“ «

Moment

Maria Gojau besuchen

Die Kirche mit den drei Kapellen ist werktags (außer Dienstag) von 9 bis 11.30 und 13 bis 15.30 Uhr geöffnet, sonntags von 14.30 bis 15.30 Uhr. Für Fragen zu Führungen, Übernachtungen, gesonderte Öffnungszeiten erreicht man die Schwestern, die hervorragend deutsch sprechen, unter Tel. +420 605 135 579 oder Email: mariagojau@seznam.cz
Das Hauptfest der Maria Himmelfahrt geweihten Wallfahrtskirche wird am zweiten Samstag im Oktober (und am Sonntag) gefeiert. 

Zu Bild 1: Maria Gojau bei Krumau war ein viel besuchter Wallfahrtsort im ehemaligen Sudetenland. Nach der Wende 1989 wurde die Wallfahrtstätte nicht nur durch die Renovierung wiederbelebt, sondern es leben auch Ordensfrauen vor Ort, seit 2012 von der Gemeinschaft der Kreuzschwestern.

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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