Ukrainekrieg
„100 Meter neben ihnen explodierte eine Bombe“

Foto: Litzlbauer

Die gebürtige Oberösterreicherin Sr. Margret Obereder bangt um ihre Mitschwestern und die Bevölkerung in der Ukraine. Die Caritas schickt Hilfstransporte los. Und gute Nachrichten aus Vöcklamarkt: Eine Familie, die zum zweiten Mal aus der Ukraine fliehen musste, ist nun in Sicherheit.

Die aus Attnang-Puchheim stammende Ordensschwester Margret Obereder lebte von 2001 bis 2013 in der westukrainischen Stadt Lemberg (Lwiw) und leistete für ihren Orden Aufbauarbeit in dem osteuropäischen Land. Seit 2013 wirkt sie in der Nähe des oberbayrischen Ortes Gars am Inn als Generaloberin ihres Ordens, der Missionarsschwestern vom Heiligsten Erlöser.

Der Ukrainekrieg hat ihren Alltag nun auf den Kopf gestellt. Statt der bereits geplanten großen Ordensversammlung steht für sie rund um die Uhr die Ukrainehilfe am Programm. „Es ist ein sinnloser Krieg, für das ganze Leid fehlen mir eigentlich die Worte“, sagt Sr. Margret. In kürzester Zeit hat sie ein Helferteam zusammengetrommelt. „Erst vor ein paar Tagen haben wir eine sechsköpfige ukrainische Großfamilie aus Polen abholen können. Sie sind jetzt in der Nähe von München in einem Privathaus untergebracht.“ Eine der Frauen aus dieser Familie hatte einen Tag vor Kriegsbeginn eine Krebsoperation. „Ich schaue, dass für sie bald eine weitere Behandlung in einem Krankenhaus in München möglich wird.“ 

Die Ordensschwestern organisieren von Oberbayern aus Hilfstransporte in die Ukraine. In Zusammenarbeit mit der ukrainischen Pfarre gingen die Lieferungen mit jeweils 12 Tonnen Gewicht in zwei Transporten direkt nach Lemberg, unter anderem mit lebenswichtigen Medikamenten für die Krankenhäuser. „ So schlimm der Krieg ist, so schön ist dieses Zeichen des Zusammenstehens und der Solidarität“, betont Sr. Margret.  

Mutige Pfarrjugend

Ein Netzwerk des Ordens verteilt gemeinsam mit mehreren Pfarren die Güter an die Bevölkerung. „Mich beeindruckt, dass gerade die Jugendlichen aus den Pfarren so mutig sind und die Lebensmittel bis weit ins Kriegsgebiet bringen“, berichtet Sr. Margret. 

Die Schwestern in der Ukraine, die über eine psychologische Ausbildung verfügen, betreuen nun die oftmals traumatisierten Menschen. Bereits Mitte Februar mussten die Ordensschwestern aus Sicherheitsgründen  das Kloster in Tschernihiw im Norden des Landes verlassen und nach Lemberg fahren. Dort haben sie eine Erste-Hilfe-Ausbildung absolviert, um im Ernstfall helfen zu können. Nachdem Russland nun auch in der Nähe von Lemberg Bombenangriffe geflogen hat, ist Sr. Margret sehr besorgt. „Es gibt jetzt immer wieder Bombenalarm. Unsere Schwestern wollen dennoch bleiben. Wir hoffen, dass es nicht noch schlimmer wird.“ Fünf der insgesamt 20 Schwestern sollen dennoch demnächst die Ukraine verlassen und ihren Landsleuten im Ausland helfen.

Steigende Zahl an Flüchtlingen

Unterdessen steigt auch die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge kontinuierlich an. Mit Stand vom Montag sind bereits über 1000 in Oberösterreich, 600 längerfristige Wohnmöglichkeiten wurden bereits an die öffentlichen Stellen gemeldet. Eine dieser Unterkünfte stellt die Familie Puttinger aus Hofkirchen/Trattnach zur Verfügung. „Mit der ukrainischen Ärztefamilie, die drei Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren hat, besteht schon ein langjähriger Kontakt. Sie werden Mitte der Woche zu uns kommen und wir überlassen ihnen eine Wohnung in Ried im Innkreis“, berichtet Poldi Puttinger. 

Familie ist in Sicherheit. Gute Nachrichten gibt es im Fall der ostukrainischen Familie, die bereits mehrere Jahre in Vöcklamarkt gelebt hat und zum zweiten Mal aus der Ukraine fliehen musste (die KirchenZeitung berichtete). Am Wochenende wurde sie nach abenteuerlicher Flucht von Vöcklamarkter Helfern von der polnisch-ukrainischen Grenze abgeholt. „Wie sie erzählten, war die Flucht aus dem Osten der Ukraine lebensgefährlich. 100 Meter neben ihnen explodierte eine Bombe“, berichtet Franz Gebetsberger aus der Pfarre Vöcklamarkt. Was zuerst nicht erwartet worden war: Auch Igor, dem Familienvater, gelang die Ausreise, weil es die ukrainische Bestimmung gibt, dass Väter mit drei und mehr Kindern nicht in der Ukraine bleiben müssen. Die Familie ist nun vereint und in Vöcklamarkt in Sicherheit. «

Hilfstransport der Caritas 

Die Caritas Oberösterreich hat einen Hilfstransport in die Ukraine geschickt. 10 Tonnen Babynahrung, Hygieneprodukte und Lebensmittel sind seit heute auf dem Weg in die Ukraine, wo die Caritas Mukatchevo die Flüchtlinge an der Grenze zu Rumänien versorgt. Die Peuerbacher Firma Kambium führt den Hilfstransport der Caritas OÖ kostenlos durch. Anfang der Woche hatte die Caritas OÖ ein Hilferuf von der 800 Kilometer entfernten Caritas Mukatchevo ereilt, dass sie dringend Nachschub an Lebensmitteln, Hygieneprodukten und Babynahrung brauchen.

Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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