50 Jahre Betriebsseelsorge Linz-Mitte
Mehr wert als Gold
Der Treffpunkt mensch & arbeit (TMA) Linz-Mitte feiert am 25. Juni 50 Jahre Betriebsseelsorge. Damals wie heute steht dabei der Mensch im Mittelpunkt, sagt Treffpunktleiter Hubert Gratzer.
In 50 Jahren der Betriebsseelsorge habe sich der Treffpunkt mensch & arbeit Linz-Mitte vor allem dafür eingesetzt, dass der Mensch in seiner Arbeit wertgeschätzt wird, sagt Treffpunktleiter Hubert Gratzer: „Es geht um die Würde des Menschen, nicht um Leistung und Erfolg.“
Seit dem Start im Jahr 1972 wurde auf die Herausforderungen von Menschen in der Arbeitswelt mittels vieler Projekte und Aktionen aufmerksam gemacht. Als Beispiele nennt Gratzer etwa den Kreuzweg zum Thema Armut und die „Lebenden Bücher“.
Sichtbar machen, wertschätzen
Bei ersterem ging es darum, Armut in der Gesellschaft sichtbar zu machen. Jede der zwölf Stationen dieses Kreuzwegs erzählt die Geschichte eines von Armut betroffenen Menschen, verknüpft mit bestimmten Symbolbildern. Es sei gar nicht so einfach gewesen, Menschen zu finden, die offen von ihrer Lage berichten wollen, sagt Gratzer: „Für viele ist das mit großer Scham verbunden.“
Ein Grund dafür seien die Vorurteile, mit denen diese Menschen immer wieder konfrontiert werden, etwa jenem, dass sie an ihrer Lage angeblich selbst schuld seien.
Ausgehend von der Befreiungstheologie sei es daher wichtig, eine andere Perspektive, den „Blick von unten“ einzunehmen. Das führe zu Erkenntnissen wie jener, dass „lebensnotwendige Arbeiten in unserer Gesellschaft am schlechtesten bezahlt sind wie Reinigung, Handel, Kinder- und Altenbetreuung. Da ist was verkehrt.“
Die „Lebenden Bücher“, das zweite von Gratzer genannte Projekt, waren Teil der Kampagne „Hier arbeitet ein Mensch“ und fand bereits dreimal im Cardijnhaus und zweimal im Zuge der Langen Nacht der Kirchen statt. 25 Personen mit unterschiedlichen Berufen und Schicksalen erzählten innerhalb von jeweils 20 Minuten ihre Geschichte. Mit dabei waren etwa eine Flüchtlingsbetreuerin, eine Notfallärztin, ein Postmitarbeiter, eine Muslimin oder auch eine Person, die ihre Essstörung überwunden hatte.
„Es ging darum, über den Menschen wertschätzend zu sprechen. Der Mensch ist Ziel und Auftrag der Kirche und der Wirtschaft“, sagt Gratzer. Dieser Fokus dürfe nicht aus den Augen verloren werden, denn „jeder Arbeiter und jede Arbeiterin ist mehr wert als alles Gold der Erde“.
Breiter aufstellen
„Arbeit ist ein großer Lebensbereich der Menschen“, sagt Gratzer. „Wenn die Kirche mit den Menschen mitleben will, muss sie in Zukunft das Thema Arbeit noch breiter aufstellen.“
Die Zukunft, sagt der Leiter des Lehrlings- und Jugendzentrums Zoom Martin Loishandl, gibt es nicht ohne die Jugend: „Nicht nur Jugendliche in der Arbeitswelt brauchen uns, sondern auch jene, die auf Arbeitssuche sind.“ Begleitet werden die Jugendlichen durch Projekte wie „Jugend im Dialog“, der Zusammenarbeit mit der ÖBB Lehrwerkstätte oder Ju-Can, einem Projekt der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung.
An der 50-Jahr-Feier der TMA nimmt unter anderem Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl teil, den Festvortrag hält Rainald Tippow, Leiter der Pfarrcaritas und Nächstenhilfe Wien. Für Musik, Speis und Trank ist gesorgt. Wer teilnehmen will, meldet sich direkt unter mensch-arbeit.linzmitte@dioezese-linz.at «
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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