Wenn sich die Gedanken drehen
Es gibt Tage, da kreisen die Gedanken um tausend Dinge gleichzeitig, machen es unmöglich, konzentriert zu arbeiten und halten einen vom Schlaf ab. Meditation kann helfen, das Gedankenkarussell zu beruhigen.
Viele kennen das: Die Gedanken kreisen unaufhörlich um tausend Dinge, machen es unmöglich, sich zu fokussieren und rauben einem im schlimmsten Fall noch den Schlaf. Woher kommt dieses Gedankenkarussell? „Es kann damit zusammenhängen, dass wir heutzutage mit unglaublich vielen Informationen unterschiedlichster Natur geflutet werden. Diese werden vom Gehirn verarbeitet. Prasseln also immer mehr Eindrücke auf das Gehirn ein, kreist es auch um immer mehr Themen“, sagt Wolf-Dieter Nagl, Arzt für Allgemeinmedizin, Psychosomatik und medizinische Hypnose.
Ins Innere hineinspüren
In seinem Buch „Denke, was dein Herz fühlt“ beschreibt Wolf-Dieter Nagl einige Meditationstechniken, die unter anderem auch beim Stoppen des Gedankenkarussells helfen: „Es geht darum, die Aufmerksamkeit von der Außenwelt abzuziehen und nur auf Atmung und Körper zu richten, denn der Körper ist immer im Hier und Jetzt. Den gibt es nicht in Zukunft und Vergangenheit. Dadurch dreht sich das Gedankenkarussell langsamer und im Kopf wird es leiser. In der Folge nimmt man immer mehr Impulse aus dem Inneren wahr.“
Gedankenkarussell stoppen
Vieles von dem, worüber wir uns so viele Gedanken machen, gehe mit einem mangelnden Vertrauen in sich selbst und in die Zukunft einher, sowie mit dem Wunsch nach Kontrolle. „Wir sollten versuchen, wieder mehr Vertrauen zu haben. Dabei kann die ‚positive Ankeratmung‘ helfen. Konzentrieren Sie sich einige Minuten lang nur auf Ihre Atmung. Atmen Sie fünf Sekunden lang ein, und fünf Sekunden aus, bis der Geist ruhiger wird. Dann denken Sie an etwas, das ein schönes, warmes Gefühl hervorruft. Dieses Gefühl atmen Sie ein und aus.“
Die Meditationstechnik des „konvergenten Fokus“, bei dem man den Lichtkegel der eigenen Aufmerksamkeit wie einen Laser bündelt und nur auf EINE Sache richtet, sei für das Beenden des Gedankenkarussells besonders kraftvoll: „Schließen Sie hierfür Ihre Augen und konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung. Richten Sie dann bewusst Ihre ganze Aufmerksamkeit auf Ihre Nase. Stellen Sie sich diese nicht nur visuell vor, sondern spüren Sie wirklich in die Körperwahrnehmung hinein. Stellen Sie den Lichtkegel Ihrer Aufmerksamkeit noch enger und konzentrieren Sie sich nur auf den Bereich der Nasenlöcher, den sanften Atemstrom, der die feinen Härchen im Naseninnenraum bewegt, den feinen Temperaturunterschied zwischen Ein- und Ausatemluft. Verfolgen Sie jedes Detail Ihres Atemstroms für etwa fünf Minuten.“
Meditieren trainieren
Diese Übungen und viele weitere in Nagls Buch klingen einfach, gerade Meditationsanfänger/innen werden sie aber vielleicht nicht sofort gelingen. Nagl rät, dranzubleiben: „Ich würde vorschlagen, dass man sich einen Monat gönnt, wo man jeden Tag 20 Minuten eine Meditationsübung probiert und schaut, wie es einem dabei geht. Beim Meditieren geht es nicht darum, die Gedanken abzuschalten, sondern sie zu beobachten und zu entscheiden, ob man sie vorbeiziehen lässt oder auf sie einsteigt.“
Wolf-Dieter Nagl: Denke, was dein Herz fühlt. Kneipp Verlag 2021, 224 Seiten, € 24,–.
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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