Kommentar zum Evangelium vom 4. Juli 2021
Mit Vorurteilen leben

Foto: pixabay.de/pcdazero

Markus erzählt in seinem Evangelium, dass Jesus überall, wohin er kommt, lehrt und die Menschen heilt, gefeiert und bejubelt wird. Eine leidende Frau ist überzeugt, dass sie, wenn sie nur sein Gewand berührt, geheilt wird. Ein Synagogenvorsteher glaubt so sehr an ihn, dass er ihm zutraut, seine Tochter von den Toten zurückholen zu können. Jesus ist der Herr über die Naturkräfte, wie es das Seesturmstillungswunder zeigt. Jeder will seine heilende Kraft spüren. Dann kommt er in seinen Heimatort Nazaret zu den Menschen, die ihn von klein auf kennen, und kann nichts machen. Sie glauben ihm nicht. Sie denken, dass sie ihn gut kennen und wissen, was er kann und was nicht. Ihr Urteil oder besser Vor-Urteil ist schon gebildet. Jesus erleidet eine empfindliche Niederlage. „Und er konnte dort keine Machttat tun“, heißt es im Evangelium. Da man nicht an Jesus glaubt und keine Offenheit für seine Botschaft zeigt, kann auch er nichts machen.
Und wie geht Jesus damit um? Er klagt nicht an, er beschimpft nicht, er kritisiert nicht. Jesus geht einfach weg und lässt die Menschen seiner Geburtsstadt ihr Leben weiterleben. Er wundert sich nur über ihren Unglauben. Jesus lässt sie in Ruhe; ihre Freiheit, ihre freiwillige Zustimmung sind für ihn unantastbar. Er akzeptiert die Ablehnung. Jesus verzichtet, wenn es um die Freiheit der Menschen geht, auf alle Macht, auf jeden Zwang. Jesus lehrt, predigt, lebt vor, lädt ein, mahnt, aber er zwingt nie. Seine Sendung setzt er fort. Seine Botschaft muss weiter den Menschen nahegebracht werden. Die Ablehnung ist dabei immer eine Möglichkeit.
Für uns bedeutet das, die Ablehnung, wie schmerzhaft sie auch sein mag, zu akzeptieren. Es bedeutet, trotz der Niederlagen weiterzumachen. Es bedeutet, sich von den Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen und unseren Überzeugungen zu folgen. Es bedeutet aber auch, die Freiheit der anderen zu respektieren und eigene Einsichten und den Glauben im Besonderen niemandem aufzuzwingen. Wenn wir das tun, handeln wir im Sinne Jesu.

Zdravko Slišković, Pastoralassistent in den Pfarren Heiligenkreuz und St. Martin in Villach

Autor:

Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag

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