Wort zum Sonntag von Sr. Pallotti Findenig
Die Barmherzigkeit Jesu
Als Jesus die Volksscharen sah, wurde er von Mitleid ergriffen ...“ Von welchen Scharen redet er? War er auf Lesbos? Oder zwischen Syrien und der Türkei unterwegs? Dort sind Menschen geschunden und preisgegeben … Und sie haben keinen Hirten. Sie haben niemanden, der sich um sie kümmert, der sie auf „saftige Weide“ führt, der ihnen frisches Wasser gibt, der ihnen das Überleben sichert. Wer ist für diese Menschen ein „Jesus“? Oder sind diese Scharen in den Diskotheken, in Wien an der U-Bahnstation Karlsplatz zu finden? Wer ist dort ein „Jesus“? Jesus sah die Not der Menschen, und er ließ sich berühren und bewegen. Er zerfloss nicht vor Mitleid, sondern wurde initiativ. Er sah alle Form von Not, die leibliche und die geistige, seelische; die Not, die aus Orientierungslosigkeit kommt „ohne Hirten“. Was war mit den Rabbis, den Schriftgelehrten, den Pharisäern? Die waren doch da. Aber offensichtlich nicht bewegt vom Leid der Menschen, vielleicht nur berührt. Auch jetzt gibt es Kirche, Christen: Wo bin ich, muss ich mich fragen? Lasse ich mich nicht nur berühren – so dass ich bei Berichten im Fernsehen wegschaue – oder werde ich bewegt, so dass ich initiativ werde ... Vielleicht werde ich, wenn ich vor Gott stehe, einmal danach gefragt werden.
Jesus will, dass die Barmherzigkeit, die Liebe, die er in die Welt gebracht hat, sich weiter ausbreitet. Deshalb der Appell an die Jünger, den „Herrn der Ernte“ – und er meint wohl seinen Vater – Arbeiter für seine Ernte zu schicken. Es ist nicht unsere Ernte, es ist die Seine. Das macht einen Riesenunterschied. Auch nicht wir, nicht ich, kann „Arbeiter“ anheuern, ER ist es, der schickt. Und doch gilt: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.“ Wir sind die Antwort auf die Bitte an den Vater.
Autor:Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag |
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