Kärntner Slowenen als Bischöfe
Paulitsch: 1. Slowene als Bischof von Gurk

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Am 2. Februar 2020 wurde Josef Marketz als erster Kärntner Slowene zum Bischof der Diözese Gurk, die ganz Kärnten umfasst, geweiht. Er ist aber nicht der erste Kärntner Slowene auf einem Bischofsstuhl. Lange zuvor war es ein Unterkärntner aus der Umgebung von Ferlach: Jakob Peregrin Paulitsch.
von Josef Till

Jakob Peregrin Paulitsch wurde in Maria Rain (Žihpolje) am 27. April 1757 geboren, in einer Zeit, als Erzherzogin und Königin Maria Theresia in Österreich herrschte. Paulitschs Mutter war am Morgen von Glainach (Glinje) auf dem Weg nach Klagenfurt, als sie plötzlich von der Niederkunft überrascht wurde; heute steht dort als Erinnerung an seine Geburt ein Bildstock, den Paulitsch errichten ließ.
Der junge Paulitsch absolvierte Gymnasium und Theologiestudium in Klagenfurt und wurde 1774 zum Priester geweiht. Im gleichen Jahr schrieb Johann Wolfgang von Goethe „Die Leiden des jungen Werthers“. In Österreich gab Erzherzogin Maria Theresia die von Johann Ignaz Felbiger verfasste Schulordnung für die deutschen Schulen heraus, die eine sechsjährige Unterrichtspflicht vorsah.
Im Jahr davor, 1773, wurde von Papst Clemens XIV. der Jesuitenorden aufgehoben und Maria Theresia folgte diesem Ansinnen auf Grund internationaler Tendenzen, vor allem Frankreichs, Spaniens und Portugals.
Aktivitäten Paulitschs
Paulitsch unterrichtete zunächst an einem Gymnasium in Klagenfurt und wurde schon drei Jahre nach seiner Weihe Vizedirektor des Priesterhauses. Im Jahre 1783 wurde er Stadtpfarrer und Dechant von St. Peter und Paul in Klagenfurt; diese Kirche wurde 1787 zum Dom, weil der Bischofsstuhl im Zuge der josephinischen Reform unter Kardinal Franz Xaver Salm von Gurk nach Klagenfurt verlegt wurde. Paulitsch blieb aber Pfarrer von St. Peter und Paul.
Die Schwester Kaiser Josefs II., Erzherzogin Maria Anna, die seit 1781 in Klagenfurt wohnte, berief Paulitsch als Hofpfarrer in die von ihr gestiftete Elisabethinenkirche in Klagenfurt. Im Elisabethinenspital erteilte er der todkranken Erzherzogin 1789 die Krankensalbung.
Steile Karriere
Schon drei Jahre später – 1792 – wurde Paulitsch als erster Nichtadeliger und Kärntner Slowene in das Gurker Domkapitel berufen. Alsbald zählte er zu den bedeutendsten Theologen der Diözese.
Zur Zeit der Napoleonischen Kriege wurde Paulitsch Direktor an der Theologischen Lehranstalt des k. k. Lyzeums in Klagenfurt und ein Jahr später Rektor. 1809 wurde er von Bischof Salm zum Generalvikar der Diözese Gurk berufen. Zehn Jahre später wurde er Dompropst und ein Jahr später Mitglied der Kärntner Standesversammlung.
Sedisvakanz und Berufung
Nach dem Tod Bischof Salms (1822) blieb die Gurker Diözese beinahe zwei Jahre ohne Bischof. In der Zeit der Sedisvakanz führte Dompropst Paulitsch die Geschäfte der Diözese Gurk, die damals noch nicht das Lavant- und Jauntal umfasste, weil diese zur Diözese Lavant gehörten.
Am 9. Februar 1824 ernannte Kaiser Franz I. Paulitsch zum Fürstbischof von Gurk, worauf er die Bischofsweihe von Erzbischof Augustin Gruber Ende Mai in Salzburg erhielt.
Paulitsch hatte auch von anderen Diözesen Angebote als Bischof erhalten, er lehnte diese aber ab, weil er Klagenfurt zu sehr liebte. Bischof Paulitsch hatte es nicht leicht: Von seinem Vorgänger übernahm er eine hochverschuldete Diözese. Deshalb sah er seine vordringliche Aufgabe darin, die finanzielle Situation der Diözese zu verbessern.
Wegen seines enormen Engagements bekam der im 70. Lebensjahr stehende Bischof gesundheitliche Probleme, so dass er im Herbst 1826 schwer erkrankte und das Bett hüten musste. Schon am 5. Jänner 1827 schloss er für immer seine Augen. Begraben wurde er am Friedhof in St. Ruprecht.
Der Bischof war sozial gesinnt, deshalb engagierte er sich für die Armen und vermachte sein Vermögen den Armen und Waisen. In Klagenfurt ist die Paulitschgasse nach ihm benannt.
Spirituell-religiöser Schriftsteller
Bischof Paulitsch war auch als spirituell-religiöser Schriftsteller tätig. Lorenz Welwich gab sein empfindsames und feinfühlig verfasstes „Gebetbuch für Kranke und Sterbende“ posthum im Jahre 1827 heraus. Dort ist ein Satz so formuliert: „Du, o Gott der Liebe und des Trostes! Du liebtest mich, ehe ich dich lieben konnte, du liebtest mich, da ich noch Sünder war.“ Dieses beliebte Gebetbuch wurde am Ende des 19. Jahrhunderts ins Slowenische übersetzt.

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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