„Synodale Pfarrleitung“ – In Maria Rain hat man den Versuch gewagt, ein neues Konzept auf die Beine zu stellen, bei dem die Mitglieder des Pfarrgemeinderates die ganze Verantwortung über einen bestimmten Bereich übergeben und so mehr Entscheidungskraft bekommen.
von Carina Müller
Die Pfarrgemeinderatswahlen sind abgeschlossen, die frisch gewählten Pfarrgemeinderäte finden sich langsam zusammen und bereiten sich auf das gemeinsame Wirken in der Pfarre vor. In manchen Pfarren erarbeitet man gemäß des synodalen Weges neue Konzepte für die Leitung und Arbeit in der Pfarre – so auch in Maria Rain.
Anstatt eines herkömmlichen Pfarrgemeinderates mit dem Pfarrer als letzten Entscheidungsträger wurden in dieser Pfarre neun Leitungsteams für neun unterschiedliche Bereiche gegründet: Kunst und Kultur; Caritas, Sozialanliegen und Weltkirche; Kirchenmusik; Familien; Ministranten und Kinder; Jugend und Firmung; Gottesdienst und Verkündigung; Wallfahrtswesen und Kirchenführung und Schöpfungsverantwortung, Technik und Außenanlagen. Die Teams wurden per Dekret berufen und haben somit die volle Verantwortung sowie Entscheidungskraft für ihren Bereich.
Etwas Neues wagen
Mutig sein, etwas Neues wagen und möglichst viele Menschen aktiv in die Pfarrarbeit mit einbinden – das war die Motivation hinter der Erstellung des neuen, synodalen Pfarrleitungskonzeptes in der Pfarre Maria Rain.
Die Idee zur Umstrukturierung hatte Pfarrer Ulrich Kogler: „Ich suche eigentlich immer die Antwort auf die Frage: ‚Wie kann ich so viele Leute wie möglich aktiv mit einbinden und wie schafft man Räume, in denen sich die Menschen einbringen können?‘ Diese Frage treibt mich nun schon seit einiger Zeit an.“ Pfarrer Kogler fährt fort: „Was mir in Hinblick dessen besonders wichtig ist, ist das Miteinander von Pfarrer, von Frauen und Männern, von Kindern und von Jugendlichen. Sie sollen den Platz haben, ihre Ideen zu verwirklichen, ohne dass alles ewig zerredet wird – man soll einfach tun. Wenn man alles, was man macht, permanent zerredet und hinterfragt, birgt es die Gefahr, dass man nie wirklich ins Tun kommt. Mir ist es immer lieber, man tut etwas und veranstaltet zehn Initiativen. Wenn davon drei völlig schief gehen, habe ich noch sieben Initiativen veranstaltet, wo wirklich etwas passiert ist“, so Kogler.
Die Aufgaben für Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte verschieben sich mit diesem neuen Konzept natürlich auch etwas: „Wenn z. B. das Leitungsteam Kunst und Kultur einen Kultursommer veranstalten will, braucht es dazu nicht die ganze Welt zu befragen. Die Leute sollen in ihrem Leitungsteam arbeiten können, wo sie alle notwendigen Kompetenzen haben, um aktiv zu sein. Hier ist es auch mein Ziel, dass sich das Leitungsteam seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht aus dem Pool der Pfarrgemeinderäte holt, sondern von außen. Jeder arbeitet durch sein persönliches Umfeld mit Leuten zusammen, die nicht direkt pfarrlich mitarbeiten, aber mit den Leitungsteams in gewissen Projekten mitarbeiten würden.“
Ein Fest für die Familie
Auch der Aufgabenbereich des Pfarrers selbst ändert sich: „Ich habe mich natürlich auch von heute auf morgen in meiner Leitungsrolle total umgestellt. Ich bin zwar in der Mitte vom Ganzen, aber ich weiß auch, dass es neun Leitungsteams gibt, die in ihren Bereichen die volle Verantwortung und Entscheidungskraft haben. Somit mische ich mich dort auch nicht ein “, so Kogler.
Eine ganz besondere Überraschung für Pfarrer Kogler war es, die fix und fertige Einladung für die Familienmesse am Muttertag zu erhalten. Anita Koschier startete dieses Jahr ihre erste Periode als Pfarrgemeinderätin und ist eine der zwei Verantwortlichen im Leitungsteam „Familien“, die diese Messe veranstalteten: „Wir haben seit Längerem wieder eine Familienmesse organisiert und sie schließlich am Muttertag veranstaltet. Die Arbeit im Team hat super funktioniert und wir konnten Pfarrer Ulrich schließlich die fertige Einladung präsentieren.“
Ein Konzept für die Zukunft?
Am Palmsonntag wurden den Leitungsteams auch offizielle Dekrete des Bischöflichen Seelsorgeamtes in Klagenfurt überreicht: „Es war mir besonders wichtig, dass die Dekrete vom Seelsorgeamt mitgetragen wurden und nicht nur einen internen Hintergrund haben“, so Pfarrer Kogler. Für den 17-jährigen Nikolas Plattner, Verantwortlicher in den Leitungsteams Ministranten und Kinder sowie Jugend und Firmung, war die Übergabe der Dekrete nochmals ein besonderer Motivationsschub: „Dadurch, dass man für seinen Bereich selbst verantwortlich ist, steckt man nochmals mehr Herz hinein, wobei auch eine ganz neue Dynamik ins Spiel kommt. Die Arbeit im Team als auch die Arbeit mit den anderen Leitungsverantwortlichen funktioniert einwandfrei.“
Die Dekrete wurden auch von Seelsorgeamtsdirektorin Elisabeth Schneider-Brandauer sowie vom Leiter des Referates für pfarrliche Öffentlichkeitsarbeit, Maximilian Fritz, unterschrieben. Für ihn ist dieses Projekt ein möglicher Weg in die Zukunft: „Dieses neue Konzept in der Pfarre Maria Rain ist ein erstmaliges und spannendes Experiment mit einem vernünftigen und guten Ansatz für die Zukunft“, so Fritz. Auch Seelsorgeamtsdirektorin Elisabeth Schneider-Brandauer sieht dies ähnlich: „Dieses Modell, welches sich auch am synodalen Weg orientiert, greift genau das auf, was sich viele Menschen wünschen – die Partizipation und das Übergeben von Verantwortung. Es lässt den Menschen ebenfalls die Möglichkeit, ihre Stärken einzusetzen. Diese neuen Initiativen fördern wir auch.“
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