Neuübersetzung: Tragische Dichtung aus Spanien
Selbstbestimmt handeln – der Wunsch führt zum Drama

Foto: fabian stransky

Spanien im Theater – mit „Yerma“ des Dichters Federico García Lorca kommt eine ungewöhnlich inszenierte Fassung nach Kärnten. Geschichte einer radikalen Frauenfigur.

von Katja Schöffmann

Wie kann eine Frau zu sich selbst finden in einer von männlichen Zwängen geprägten, katholisch-provinziellen Gesellschaft, in der Menschen unfrei sind, weil sie von den Blicken der anderen abhängen? Um diese Frage geht es in der aktuellen Produktion im Stadttheater Klagenfurt. „Yerma“ kann sich aus dem Spanischen mit „Braches Feld“ übersetzen lassen.

Neuübersetzung speziell für Kärnten

Federico García Lorca gilt als bedeutendster spanischer Dichter des 20. Jahrhunderts. Mit Yerma, uraufgeführt 1934 in Madrid, stellt er eine radikale Frauenfigur ins Zentrum seines gleichnamigen Stückes. Die Titelfigur Yerma (dargestellt von Silja Bächli) wünscht sich sehnlichst ein Kind. Ihr Mann Hans (Andreas Patton) will nichts davon wissen – für ihn bedeuten Besitz und Reichtum alles im Leben. Ein Wohnort am Land kombiniert mit einer engen, ländlich-provinziellen Gesellschaft in den 1930er-Jahren gesteht Frauen keine Freiheit zu: Yerma fühlt sich von allen anderen, besonders von den unverheirateten Schwestern ihres Mannes, ständig beobachtet und kontrolliert. Die spanische Regisseurin Alia Luque bringt Lorcas tragische Dichtung mit einer speziell für das Stadttheater Klagenfurt entstandenen Neuübersetzung ins Deutsche auf die Bühne. Die im Stück behandelten Themen sind genauso zeitlos wie aktuell.

Ein ungewöhnliches Bühnenbild

Ungewöhnlich und gewagt ist das völlig in schwarz-weiß gehaltene Bühnenbild von Yerma. Die Geschichte wird sowohl mit Darstellern auf der Bühne als auch als S/W-Film auf der Leinwand erzählt. Somit ergibt sich eine einzigartige Neuinszenierung des Stückes. Yerma beschreibt ihren Mann mit den Worten: „Sein Herz ist stumpf.“ Eine weitere Besonderheit: Alle Darsteller sind Männer, nur Yerma wird von einer Frau gespielt. Dies unterstreicht die Unterdrückung der Titelfigur.

Ein Film mit Kärnten-Bezug

Sophie Lux hat für ihren eindrucksvollen Schwarz/Weiß-Stummfilm u. a. auf der Saualpe gedreht. Bild und Text greifen ineinander und erzählen die tragische Geschichte. Am Ende steht ein Mordfall. Welcher der Eheleute sich entscheidet, den anderen aus dem Leben zu „entlassen“, ist ein gut gehütetes Geheimnis, das für das Publikum erst am Schluss gelüftet wird.

YERMA – FEDERICO GARCIA LORCA

Tragische Dichtung in drei Akten

Erstaufführung der Neuübersetzung aus dem Spanischen für das Stadttheater von Alia Luque, Silja Bächli und Hans Mrak

Termine mit Beginn um 19.30 Uhr:

Sa., 29. 10., Fr., 4. 11., Mi., 9. 11. (Dernière), So., 6.11., Beginn um 15 Uhr

Kartenkasse:

Öffnungszeiten: Mo. bis Sa., 9 bis 18 Uhr; 0463 54 0 64, kartenkasse@stadttheater-klagenfurt.at, Infos zum kompletten Spielplan: www.stadttheater-klagenfurt.at

Autor:

Carina Müller aus Kärnten | Sonntag

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