Die Frage nach Schuld
Franz Schubert erklingt – das Mädchen erstarrt
„Der Tod und das Mädchen“ – eine aufwühlende Produktion von Ariel Dorfman stellt die spannende Frage in den Raum, ob die Schuldfrage immer so einfach zu klären ist.
von Katja Schöffmann
Mit nur drei Darsteller:innen zaubert die Kärntner Slowenin Mira Stadler Dorfmans packenden Thriller auf die Bühne des Stadttheaters Klagenfurt. Eine Geschichte über Opfer und Verbrecher in einem nicht näher bezeichneten Land in Lateinamerika, mit Parallelen zur Militärdiktatur Pinochets in Chile.
Der Wunsch nach Selbstjustiz und Rache
Paulina Salas, brillant dargestellt von Anne Müller, findet sich eines Abends in einem emotionalen Chaos wieder: Ihr Mann Gerardo Escobar (gespielt von Dominik Warta) bringt nach einer Autopanne seinen Helfer in der Not, den Arzt Roberto Miranda (Thomas Gräßle), mit nach Hause. Bei Paulina schrillen alle Alarmglocken: Vor 15 Jahren wurde sie als politische Aktivistin Opfer von Folter und Vergewaltigung. In der Stimme des Arztes glaubt sie ihren Peiniger zu erkennen. Was nun folgt, ist ein packender Psychothriller mit viel Spannung und Nachdenkmomenten.
Die Frage nach der Wahrheit
Stadler über „Der Tod und das Mädchen“: „Für mich sind die zwischenmenschlichen Beziehungen der Figuren sehr wichtig. Es gibt drei Protagonist:innen, die in einer Ex-tremsituation aufeinandertreffen. Die grundsätzliche Frage nach der Wahrheit interessiert mich. Gibt es überhaupt die richtige, objektive Wahrheit?“ Auch die Beziehung der beiden Eheleute steht im Zentrum des Schauspiels. Stadler weist darauf hin, dass „es einerseits den persönlichen, emotionalen Umgang mit einem Menschen, der ein Verbrechen begangen hat, gibt. Wünscht man ihm den Tod? Was passiert andererseits, wenn dieser Verbrecher plötzlich im eigenen Wohnzimmer steht?“ Was macht das Ganze mit Paulina und Gerardo? Spannende Fragen für einen herausfordernden Theaterabend. Die Bühne ist in dunklen Farbtönen gehalten, das Muster des Wohnzimmerbodens findet sich auch im Möbiliar wieder. Eine wohltuende Beständigkeit inmitten von emotionalen Achterbahnfahrten.
Über die Rolle des Streichquartetts
Während Paulinas Martyrium spielte Franz Schuberts Streichquartett Nr. 14 in c-Moll, „Der Tod und das Mädchen“. Stadler informiert: „Es spielt eine wichtige Rolle im Verlauf des Stücks. Jedoch ist es für die Protagonistin negativ behaftet.“ Nico Mohammadi und die Regisseurin haben sich für elektronische Rekompositionen entschieden, „die das Original verfremden und das Mindset der Protagonistin widerspiegeln“. Fazit: Sehr sehenswert!
DER TOD UND DAS MÄDCHEN
von Ariel Dorfman (Deutsch von Ulli Stephan und Uwe B. Carstensen)Termine (Beginn 19.30 Uhr):
Mi., 8. Februar, Fr., 10. Februar sowie
Sa., 18. Februar (Dernière).
Kartenkasse: Mo. bis Sa., 9 bis 18 Uhr
0463 54 0 64, kartenkasse@stadttheater-klagenfurt.at, Infos zum kompletten Spielplan: www.stadttheater-klagenfurt.at
Autor:Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag |
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