Diözesanrat beschloss Grundorientierung
Weil Gott Liebe ist... Ker je Bog ljubezen...

Foto: nedelja/rihter

Gedanken zur Verabschiedung der Grundorientierung der Katholischen Kirche Kärntenvon Jakob Mokoru

Wohl niemand, die oder der mit halbwegs offenen Augen durch das Leben geht, wird mit Blick auf unsere Gesellschaft oder auch auf unsere Umwelt bestreiten können, dass wir – um es so neutral wie möglich auszudrücken – in bewegten Zeiten leben. Die Kirche kann sich diesen Entwicklungen, die viele verunsichern oder sogar verängstigen, klarerweise nicht entziehen. Sie ist ja keine Parallelwelt oder von der Gesamtgesellschaft und ihren Entwicklungen unberührte In-stitution, sondern teilt mit ihren eigenen Worten „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“.
So wurden in der katholischen Kirche in jüngerer Vergangenheit in vielen Ortskirchen und auch in der Gesamtkirche Prozesse gestartet, um sich in der Gemeinschaft der Gläubigen gemeinsam auf den Weg zu machen und zu Antworten auf die Herausforderungen der Zeit zu finden.

Synodal auf dem Weg
In diesem Geist hat sich auch die katholische Kirche in Kärnten auf den Weg gemacht und auf Anregung von Bischof Josef Marketz einen synodalen (= gemeinsamer Weg) Kirchenentwicklungsprozess gestartet, um auszuloten, wie sich die Kirche in Kärnten den Herausforderungen, den Zeichen der Zeit stellen kann und wird. Erster Schritt dieses Prozesses war jedoch nicht das Diskutieren über Strukturen und Finanzen. Die Kärntner Kirche hat sich vielmehr ein gutes halbes Jahr lang Zeit genommen, sich im besten Wortsinn „zu orientieren“. Orientierung heißt ja zu schauen, wo man gerade steht und sich gegebenfalls (wieder) neu auszurichten. Es wurde aus den Rückmeldungen des weltweiten synodalen Weges ein Entwurf einer pastoralen Grundorientierung mit 14 Themenfeldern formuliert und in der ganzen Diözese breit diskutiert.
Die tausenden (!) Rückmeldungen aus Pfarren, Regionen, von Einrichtungen, Arbeitsgemeinschaften und auch Einzelpersonen wurden durch das Inhaltsteam in einen neuen Entwurf eingearbeitet und am 3. Juni 2023 dem Diözesanrat zur Beschlussfassung vorgelegt.
Schon ein erster Blick in den neuen Entwurf zeigte, dass die Prozessverantwortlichen nicht den leichten Weg gegangen sind: Hunderte Rückmeldungen zu jedem einzelnen Themenbereich waren gesichtet, gewichtet und in den Text eingearbeitet worden. Vier ganz neue Themenfelder sind hinzugekommen, wodurch die Grundorientierung auf 18 Bereiche angewachsen ist.
Ob es nun glücklicher kalendarischer Zufall war oder ob jemand hier terminlich ein bisschen nachgeholfen hat: Es fühlte sich irgendwie richtig an, sich als Diözesanrat gerade in der Woche nach Pfingsten und am Vortag zum Dreifaltigkeitsfest noch einmal intensiv mit der Grundorientierung zu befassen und schlussendlich mit überwältigender Mehrheit zu beschließen.

Frucht eines breiten Engagements
Am großen Tag lag dann auch eine gewisse Spannung in der Luft. Es tat gut, die Sitzung mit einem ausgiebigen Morgengebet zu beginnen. Es tat gut, den Tag mit einem gesungenen „Komm Heiliger Geist mit deiner Kraft!“ zu starten. So wurde auch noch einmal verdeutlicht, dass hier kein neues Vereinsstatut verabschiedet werden sollte, sondern dass sich Kärntens Kirche auf den Weg macht – unter möglichst großer Einbindung möglichst vieler.Im Sitzungsteil wurde dann auch sehr schnell klar, dass die Grundorientierung kein Endprodukt ist, sein will und sein kann, sondern Ausgangspunkt für die nächsten Schritte – und die wird es brauchen.
In der Folge wird es nötig sein, die Grundorientierung sozusagen quer zu lesen und die einzelnen Kapitel miteinander zu verknüpfen. Und es müssen jetzt, wo man sich orientiert hat, wo man grundsätzlich weiß, wo wir als Kirche in Kärnten stehen (wollen), Strategien, Ziele und Schwerpunktsetzungen formuliert und die Wege auch beschritten werden.
Eine Anmerkung zum Schluss sei noch erlaubt: Bereits beim Verlesen der Entschuldigungsliste fiel auf, dass gerade sehr viele Dechanten abwesend waren. Der Beschluss Grund-orientierung wurde also hauptsächlich durch das große Engagement der Laienvertreter:innen im Diözesanrat möglich. Im Blick auf die von einem Diözesanratsmitglied geäußerte Frage, welche Konsequenzen es künftig bei einem Nicht-Befolgen der pastoralen Grundhaltungen geben wird, muss man sich die Frage stellen, inwieweit gerade der Klerus unserer Diözese hier wirklich mit „an Bord“ ist. Hoffentlich hat die Abwesenheit so vieler Dechanten hauptsächlich mit dem beliebten Hochzeitstermin an Junisamstagen zu tun. Wir brauchen die Beteiligung aller Gruppen in unserer Kärntner Kirche, wenn der Kirchenentwicklungsprozess wirklich ein „gemeinsamer Weg“ werden und in eine fruchtbare Zukunft führen soll.

Jakob Mokoru ist Diakon und Jugendseelsorger und leitet den Bereich „jungeKirche“.

Hier geht es zur Grundorientierung: https://www.kath-kirche-kaernten.at/dioezese/detail/C4199/weil-gott-liebe-ist-__-grundorientierung-der-katholischen-kirche-kaernten

Autor:

Carina Müller aus Kärnten | Sonntag

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