Gerhard Salzer und Burkhard Kronawetter
Kirchenbeiträge schaffen die Basis für Gemeinschaft
Mit dem Kirchenbeitrag werden nicht nur Gotteshäuser und wertvolles Kulturgut erhalten. Durch die Kirchenaustritte ist das soziale und pastorale Engagement der Katholischen Kirche nicht mehr in vollem Ausmaß gewährleistet. Die aktuelle Kirchenstatistik gibt Grund zur Sorge. Gerhard Salzer und Burkhard Kronawetter analysieren die Situation im Interview mit dem „Sonntag“.
Die jüngste Statistik der Katholischen Kirche Kärntens zeichnet kein erfreuliches Bild. Die Verluste allein aus dem Betriebsergebnis belaufen sich auf über eine Million Euro. Woher kommen diese Verluste?
SALZER: Zunächst einmal tragen die steigenden Kosten wesentlich zu den Verlusten bei. Seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine sind die Energiekosten explodiert. Aber auch andere Ausgaben wie die Personalkosten sind gestiegen. Gleichzeitig haben die Einnahmen stagniert. Dagegen ist der Kirchenbeitrag leicht zurückgegangen. Das alles führt zum negativen Betriebsergebnis von einer Million Euro.
In Summe beläuft sich aber das Minus auf sechs Millionen Euro. Woher kommt diese enorme Höhe?KRONAWETTER: In dieser Aufstellung ist die Bewertung des Deckungskapitals für die Pensionen unserer Priester inbegriffen. Was viele nicht wissen: Priester erhalten keine Pension von einer allgemeinen Pensionskasse. Der Bischof und damit die Diözese ist verpflichtet, wie eine Pensionskasse Geld für die Priesterpensionen anzusparen.
SALZER: Im Jahr 2022 waren das in Kärnten Aufwendungen innerhalb der Rückstellungen von 3,7 Millionen Euro. Angesichts der schwierigen Situation auf den Finanzmärkten wegen des Krieges in der Ukraine und der Inflationsentwicklung kam 2022 noch einmal über eine Million an Verlusten dazu. Dabei handelt es sich jedoch um reine Bewertungsergebnisse. Das heißt, dieses Geld ist nicht wirklich verloren. Der Verlust resultiert aus der Bewertung der Wertpapiere nach dem strengen Niederstwertprinzip. Wie es derzeit aussieht, erholt sich dieser Bereich wieder.
Das heißt, die Diözese investiert in Wertpapiere und Aktien?
SALZER: Da wir wie ein Pensionsfonds agieren, müssen wir da-rauf achten, dass das Geld wertbeständig angelegt ist. Es sind Gelder, die der Altersversorgung unserer Priester dienen. Die Kriterien der Anlage sind von der Bischofskonferenz vorgegeben und orientieren sich an sehr strengen ethischen Maßstäben.
Andere Diözesen haben auch mit Verlusten zu kämpfen. Manche haben schon Sparmaßnahmen angekündigt. Wie wird es in Kärnten weitergehen?
KRONAWETTER: Unser Ziel ist ein ausgeglichenes Betriebsergebnis. Die Kirche soll weiterhin ihren pastoralen und diakonischen Zielen nachkommen und die Dienstleistungen aufrechterhalten können. Ich baue sehr stark auf den laufenden Kirchenentwicklungsprozess. Hier werden strategische pastorale Ziele erarbeitet und Kernaufgaben definiert.
Wird es zu Einsparungen kommen?
SALZER: Auf Grundlage der pastoralen Ziele ergibt sich in weiterer Folge ein Finanz- und Personalplan. In diesem Sinne wird es zu Einsparungen und zu einer Neuorientierung in manchen Feldern kommen müssen. Ich will und kann dem Entwicklungsprozess und seinen Ergebnissen aber nicht vorgreifen. Klar ist aber, dass die Einnahmen nicht steigen, sondern tendenziell eher sinken werden.
Logischerweise ist einer der größten Ausgabeposten das Personal. Wird es zu einem Personalabbau kommen?
SALZER: Aus heutiger Sicht können wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versichern, dass es zu keinen Kündigungen kommen wird. In einer Institution wie der Kirche sind die Mitarbeitenden das höchste Gut. Aber wie gesagt: Wir werden Schwerpunkte definieren, und hier wird es zu Umschichtungen kommen müssen. In Zukunft wird man auch nicht jede Position nachbesetzen können.
Ein zweiter großer Budgetbrocken sind die kirchlichen Gebäude, deren Erhaltung viel Geld kostet. Im Juli haben die Unwetter zusätzlichen Schaden angerichtet. Müssen Gebäude, gar Kirchen, verkauft werden?
KRONAWETTER: Nicht erst jetzt, sondern schon seit Langem erheben wir, welche Immobilien für die Seelsorge wichtig sind und reduzieren unsere Gebäudezahl. Das betrifft etwa Pfarrhöfe, die nicht mehr bewohnt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in Kärnten Kirchen verkaufen, die dann für andere Zwecke verwendet werden. Ich beobachte immer wieder die enge Verbundenheit der Bevölkerung mit den Kirchengebäuden. Viele ergreifen selbst die Initiative und sorgen dafür, dass die Gebäude in einem guten Zustand erhalten werden. Aber natürlich verschlingen alte Bauten, aber auch die Kunstwerke viel Geld. Leider steigen die staatlichen Subventionen dafür nicht im selben Ausmaß wie die Restaurierungskosten. Hier sind wir für jeden Euro Kirchenbeitrag dankbar.
Die Kärntner Katholik:innen halten der Kirche mehrheitlich die Treue. Wie gesagt, dient der Kirchenbeitrag der Erhaltung von Kirchen und Kunstschätzen. Wofür wird er noch verwendet?
SALZER: Das ganze pastorale Leben und viele soziale Engagements in Kärnten wären ohne Kirchenbeitrag nicht denkbar. Ich bin jeder und jedem Einzelnen dankbar für die hohe Zahlungsmoral, die wir in Kärnten haben. Nur durch den Kirchenbeitrag ist es möglich, dass die Kirche bzw. die Pfarre oft der letzte Gemeinschaftsraum im Ort ist. Denken Sie daran, wie viele Gemeinden schon ohne Gasthaus, ohne öffentliche In-frastruktur leben müssen. In vielen davon gibt es aber noch die Kirche und den Pfarrhof, wo sich die Menschen treffen können. Diese Kleinräumigkeit kostet aber viel Geld.
Die Austrittszahlen von 2022 wurden ja schon im Jänner verlautbart. Warum kommen sie jetzt noch einmal, und gibt es schon eine Schätzung, wie sie sich heuer entwickeln werden?
KRONAWETTER: Österreichweit veröffentlicht die Kirche einmal im Jahr die Katholikenzahlen, die Kirchenstatistik und die Finanzzahlen der Diözesen. Die Bischöfe haben beschlossen, den Termin der Veröffentlichung auf Mitte September zu verändern. Das hat vor allem einen Grund: Wir konnten im Jänner nur die vorläufigen Katholikenzahlen des Vorjahres sowie die Kirchenstatistik und die Finanzzahlen von vor zwei Jahren veröffentlichen. Mit dem neuen Termin können wir die Katholikenzahlen und die Angaben zum kirchlichen Leben und zur Seelsorge sowie die Finanzzahlen schon für das Vorjahr präsentieren.
SALZER: Aus heutiger Sicht bleiben die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr stabil. Das kann sich aber laufend ändern. Ich bitte daher um Verständnis, dass wir unter dem Jahr keine näheren Angaben über Trends und Entwicklungen geben. Das wären nur Momentaufnahmen, die keine seriöse Aussagekraft haben. Vergleichbar und aussagekräftig sind jährlich und nach denselben Kriterien erhobene Zahlen, die ab heuer immer Mitte September veröffentlicht werden.
Autor:Carina Müller aus Kärnten | Sonntag |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.