22. Jänner: Sonntag des Wortes Gottes
Wort Gottes ein Gesicht geben
Frauen und Männer, die dem Wort Gottes ein Gesicht geben: liturgische Aufgaben im Dienst an der Gemeinschaft.
von Klaus Einspieler
Am 22. Jänner feiert die Katholische Kirche den Sonntag des Wortes Gottes. Er steht heuer unter einem besonderen Vorzeichen. Vor zwei Jahren hat Papst Franziskus die Tür geöffnet, um zwei alte und bedeutende liturgische Dienste, die in der Frühzeit der Kirche hohes Ansehen hatten, wieder stärker im Leben der Kirche zu beheimaten: den Ständigen Lektor (die Ständige Lektorin) und den Akolythen (die Akolythin). Nun sollen sie auch in unserer Diözese für Männer und Frauen zugänglich gemacht werden.Gibt es das nicht schon seit vielen Jahrzehnten? In der Tat ist es bei uns selbstverständlich, dass seit mehr als fünf Jahrzehnten Männer und Frauen im Gottesdienst aus der Heiligen Schrift vorlesen. Zumindest in der Anfangszeit galt dies für viele noch als große Ehre. Das ist es auch. Wer die biblischen Texte vorträgt, macht das Wort Gottes hörbar. Die Stimme Gottes ergeht an die Gemeinde in menschlicher Gestalt. Dies erinnert uns daran, dass wir zum Wort Gottes nur durch die Vermittlung von Menschen gelangen. Die Formel „Wort Gottes“ am Ende einer Lesung bezieht sich nicht auf den gedruckten Text. Es ist das lebendige, gesprochene Wort, in dem Christus im Gottesdienst gegenwärtig ist. Insofern kommt Lektorinnen und Lektoren eine hohe Verantwortung zu. Indem sie den Text vorlesen, legen sie ihn nämlich auch aus – durch die Pausen, das Betonen, die Aussprache und vieles mehr bekommt der Text eine Färbung, er wird Fleisch. Das göttliche Wort wird im Resonanzraum des Vorlesenden zum Klingen gebracht hat.
Lesen können
Manche Menschen antworten auf die Bitte, ob sie eine Lesung vortragen würden, reflexartig: „Ich kann nicht lesen.“ Intuitiv werden sie damit wohl zum Ausdruck bringen wollen, dass es im Gottesdienst nicht nur darum geht, einen Text vorzulesen. Lektor:innen sind mehr als Vorleser:innen; es sind Menschen, die das Wort Gottes verkünden und als Personen hinter dem stehen, was sie zu Gehör bringen. Letztlich geben sie dem Wort Gottes ein Gesicht. Ich denke dabei an eine Erfahrung aus dem Urlaub. Wir waren lange Jahre am selben Ort. Die Lesung wurde Sonntag für Sonntag von derselben Frau vorgetragen. Nach einigen Jahren war sie für uns die Lektorin, wenn wir über sie sprachen. Ihre Aufgabe ist offenbar zu einem Teil ihrer Identität geworden.
Ein neuer Dienst
Genau darin liegt der Mehrwert, wenn es in unserer Kirche in Hinkunft wieder Menschen gibt, die vom Bischof in einem festlichen Gottesdienst auf Dauer zum Dienst des Lektors bzw. der Lektorin beauftragt werden. Es sind Menschen, die nicht nur das eine oder andere Mal, sondern für längere Zeit und verbindlich bereit sind, dafür Sorge zu tragen, dass Gottes Wort angemessen verkündet wird. Sie setzen sich mit der Botschaft der Bibel auseinander; man hört es ihnen an, dass sie verstehen, was sie vorlesen. Sie tragen in einer Zeit, in der die Grundlagen unseres Glaubens zunehmend weniger Menschen vertraut sind, dazu bei, dass auch außerhalb des Gottesdienstes über die Bibel und ihre Botschaft gesprochen und aus ihr gelebt wird. Zudem sind sie in der Lage, Gottesdienste zu feiern, die sich aus dem Wort Gottes nähren, und einige Worte zum Gehörten zu sagen. Zweifellos gibt es viele Menschen, die für diese schöne Aufgabe in Frage kommen – jene, die bisher schon Lesungen vortragen oder Wortgottesdienste leiten, gerne in der Bibel lesen oder Interesse an den Inhalten unseres Glaubens haben. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie diese Aufgabe übernehmen können und möchten, melden Sie sich bitte bei Ihrem Pfarrer oder im Liturgiereferat (Tel. 0676/8772 2122), um sich über Art, Umfang und Inhalte der Ausbildung zu informieren. Stellen Sie sich zur Verfügung und motivieren Sie auch andere, damit das Wort Gottes möglichst viele Gesichter bekommt.
Klaus Einspieler ist Diözesanreferent für Bibel und Liturgie.
Autor:Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag |
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