Bemühen um weltkirchlichen Konsens
Neues Arbeitspapier für die Bischofssynode

Diözesanbischof Josef Marketz im Gespräch mit Karl-Heinz Kronawetter | Foto: Foto: tavernaro/internetredaktion
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Das Arbeitspapier für die Bischofssynode im Oktober, das die Rückmeldungen der Syno-dalbefragungen der sieben Kontinente zusammenfasst, liegt vor. Drei Theologinnen gaben gegenüber Kathpress- eine erste Stellungnahme ab.

Das am 20. Juni präsentierte Arbeitspapier („instrumentum laboris“) für die Weltsynode im Oktober in Rom zeigt deutlich das Bemühen um einen weltkirchlichen Konsens in wesentlichen Zukunftsfragen für die katholische Kirche. Das haben unisono die Theologinnen Regina Polak, Petra Steinmair-Pösel und Elisabeth Rathgeb betont. Polak und Rathgeb gehören dem nationalen Synodenteam an, Steinmair-Pösel war Mitglied des Redaktionsteams zur Erstellung des österreichischen Synoden-Synthesepapiers. Polak und Steinmair-Pösel gehörten zudem zu den Österreich-Delegierten bei der Kontinentalversammlung in Prag.Petra Steinmair-Pösel, Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule in Innsbruck, sieht in dem Arbeitspapier die konsequente Fortsetzung des bisherigen Synodalen Prozesses und einer „Synchronisierung unterschiedlicher Positionen“.

Jeder Teil der Weltkirche habe andere Priorisierungen, sowohl auf europäischer als auch auf Weltebene. Steinmair-Pösel räumte ein, dass sie zugleich die Ungeduld in der Kirche in vielen Ländern Europas verstehen könne. Sie würde es deshalb auch begrüßen, wenn die Synode „pastorale Probier- oder Experimentierräume“ eröffnen würde. So könnten die Teilkirchen in einem gewissen Rahmen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sein, ohne dass dies gleich als Widerspruch gesehen wird. Auch beim Frauenthema könnte sich die Theologin dies vorstellen.

Synodale Kultur stärken
Für die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak entzieht sich das „instrumentum laboris“ der sonst üblichen Logik und Arbeitsweise von vorgegebenen Thesen, die es abzuarbeiten gilt. Die Themen der sieben Kontinentalsynoden sind in Fragen umgewandelt worden. Dies solle zum nochmaligen Nachdenken anregen und die synodale Kultur in der Kirche stärken. Nach Meinung der Theologin ein durchaus innovativer oder gar historischer Ansatz, allerdings auch ein gefährlicher, denn der Text werde wohl auch Kritik ernten. Alle Themen, die auf Europa-Ebene angesprochen wurden, würden sich jedenfalls in dem Arbeitspapier wiederfinden.

Überdies aber auch andere Aspekte, etwa Überlegungen über die künftige Ausgestaltung des Papstamtes, die weder in Österreich noch auf Europa-Ebene laut Polak Thema waren. Dass Themen wie Armut oder Migration vor den westlichen „heißen Eisen“ wie dem Diakonat für Frauen oder dem Pflichtzölibat stehen, zeige wohl unterschiedliche Gewichtungen auf Weltebene. Dass diese Fragen hierzulande seit Jahrzehnten diskutiert wurden, habe auch mit der privilegierten Situation der Kirche in Westeuropa zu tun, einer wohlhabenden Kirche in freien Ländern. Hier habe man auch theologische Fortschritte erzielen können, die woanders nicht möglich waren. „Das mahnt mich dazu, mich in Geduld zu üben“, so Polak.

Im Licht der Weltkirche
Einen vertieften Synodalen Prozess in Österreich auf allen Ebenen erwartet sich die Tiroler Caritasdirektorin Elisabeth Rathgeb. Sie finde in dem Arbeitspapier viele Impulse, mit denen nicht nur in Rom, sondern auch in Österreich weitergearbeitet werden könne und solle. Auch sie räumte ein, dass sie bei der ersten Lektüre enttäuscht gewesen sei, dass der Text kaum klare Ansagen zu verschiedenen Themen biete, etwa was die Frauen betrifft. Dahinter stehe wohl die Einsicht, dass der Synodale Prozess nun nochmals im gemeinsamen Nachdenken an Tiefe und Breite gewinnen sollte, um in strittigen Fragen einen größeren Konsens in der Weltkirche zu erzielen.

Nachsatz: „Wahrscheinlich ist das der einzige Weg.“ Rathgeb: „Das wichtigste Anliegen, das der Papst mit diesem Arbeitspapier verfolgt, ist die Stärkung der synodalen Kultur in der Kirche.“ Diese synodale Kultur sei zudem auch eine erfreuliche kirchliche Gegentendenz zu so manchen politischen Entwicklungen in Richtung Populismus und autoritären Systemen. kathpress/gh

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Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag

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