Leiden und Auferstehung Jesu
Krippe für die Fasten- und Osterzeit
Anders als Weihnachtskrippen sind Fastenkrippen mit der Darstellung der letzten Lebenstage Jesu und seiner Auferstehung wenigen bekannt. Fastenkrippen sind in der Barockzeit entstanden und haben sich regional bis heute erhalten. Seit einigen Jahren wird aber auch die Fastenkrippe in Anlehnung an alte Darstellungen wie in neuen, persönlichen Interpretationen wieder belebt.
Ein Beispiel aus Feldkirchen.
von Ingeborg Jakl
Ein Besuch in der Partnerstadt Bamberg brachte Heinz Eichler aus Feldkirchen auf die Idee. Dort hatten die Krippenfreunde nämlich eine Fastenkrippe präsentiert. Seit 1990 luden sie jedes Jahr in der Fastenzeit zu einer Passionskrippenausstellung in die Maternkapelle ein. Als passionierter Krippenbauer hat Eichler die unterschiedlichsten Krippen entworfen, gebaut und ausgestellt. Eine Fastenkrippe fehlte allerdings noch in seinem Repertoire. So machte er sich im Februar letzten Jahres an die Arbeit und schuf in über 300 Arbeitsstunden eine Passionskrippe, in der vom Einzug nach Jerusalem bis zur Auferstehung Christi alle wesentlichen Stationen des Leidensweges eindrucksvoll dargestellt werden.
Bis Ostermontag
Diese Krippe wurde zum Aschermittwoch in der Feldkirchner Stadtpfarrkirche „Maria im Dorn“ aufgestellt. Erstmals konnten die Gläubigen ein solches Werk bewundern und so die Darstellung der Passion erleben. Die Größe der Fastenkrippe von zwei Meter in der Länge und einer Tiefe von 80 Zentimeter erforderte einen langen Atem, sagt Eichler.
Von Februar bis Ende August habe er daran gearbeitet. Die Fastenkrippe sollte zum Jubiläum im Advent 2020 ausgestellt werden. Aber die Pandemie mit ihren vielen Einschränkungen verhindert dies wie so vieles andere. Umso größer war nun die Freude, als Stadtpfarrer Bruder Wolfgang die Passionskrippe in der Fastenzeit in der Kirche aufstellen ließ.
Blick zurück auf Altötting
Wird von Krippen gesprochen, dann ist sofort die Darstellung der Geburt Jesu in einer heimatlichen oder orientalischen Krippe präsent. An eine Passions- bzw. Fastenkrippe denken die wenigsten, erklärt Eichler. Dabei haben in den meisten Kärntner Krippenvereinen einige Krippenbaumeister schon Passionskrippen gebaut. „Aber ich wüsste nicht, dass jemals ein Passionskrippen-Baukurs angeboten, geschweige eine Passionskrippenausstellung gezeigt wurde“, erklärt er weiter. Wenn Eichler von seiner Idee, eine Passionskrippe zu bauen, erzählt, dann blickt er weit zurück. Die Vertreibung und Umsiedlungen nach dem Kriegsende brachte ihn mit seinen Eltern und Großeltern in den Landkreis Altötting in Bayern.
„Unsere liebe Frau von Altötting ist bis heute für mich der Mittelpunkt meines christlichen Verständnisses“, sagt er. Neben den regelmäßigen Besuchen der Gnadenkapelle besichtigte er damals stets das Rundgemälde Jerusalem – Panorama – Kreuzigung Christi. Die Darstellung der Kreuzigung Christi erweckte in ihm den Wunsch, den Leidensweg Jesu einmal darzustellen.
Krippenfreunde über die Grenzen
Als Eichler im Jahr 2004 vom damaligen Pfarrer Engelbert Hofer mit der Gestaltung der ersten Krippenausstellung in Feldkirchen betraut wurde, begann sein reger Kontakt zu Krippenfreunden in Kärnten, Slowenien und Deutschland. In weiterer Folge kam es zur Gründung der Krippenfreunde Feldkirchen in Kärnten. Eichler übernahm mit Freude die Obmannfunktion und pflegte von Beginn an gute Kontakte zu allen Krippenvereinen im Lande sowie zu den befreundeten Krippenvereinen in Bamberg, Brezje, Slowenien und den Vereinen in Oberitalien, wo Passionskrippen immer wieder ausgestellt wurden.
Im Barock entwickelt
Das Brauchtum dieser Krippenart hat sich im Barock entwickelt. Die Veranschaulichung des biblischen Geschehens war den Menschen wichtig, vor allem zu Weihnachten und zu Ostern. Das Leiden Jesu Christi hat die gläubige Seele persönlich sehr stark angesprochen.
Neben von den Orden geförderten Passionsspielen haben sich ähnlich wie zu Weihnachten kleine szenische Abbildungen entwickelt – Fastenkrippen und eben wie in Kärnten die sogenannten Heiligen Gräber.
Die Niederlegung, Erhebung und Verehrung des Kreuzes hat im Mittelalter den Anstoß zu Karfreitagsprozessionen und Passionsspielen gegeben. Zunächst war es üblich, einfache Passionsszenen mit einem Kreuz sowie eine Grablegung und Auferstehung mithilfe geweihter Hostien zu verdeutlichen. Doch ab dem 14. Jahrhundert schuf man dafür Abbildungen und Statuen.
Lebensgeschichte Jesu
Als Eichler mit der Planung zum 15-Jahre-Bestand des Vereins begann, war die Idee der Passionskrippe wieder präsent. In einer großen Krippenausstellung im Gwölb der FH Feldkirchen wollte er aus diesem Anlass etwas Besonderes zeigen: „Mit der Passionskrippe will ich eine Ergänzung der Lebensgeschichte Jesu dem Betrachter näherbringen.“ Mit der Weihnachtskrippe werden die unterschiedlichsten Darstellungen der Geburtsszene Jesu, mit einer Passionskrippe der jubelnde Einzug nach Jerusalem, der leidvolle Tod und seine Auferstehung eindrucksvoll gezeigt.
Autor:Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag |
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