Synodale Kirchenentwicklung
Kirchenräume und Gebäude

Foto: Foto: KH Fessl

Hier Beter, die nicht in die verschlossene Kirche kommen, dort ungenutzte kirchliche Räume: Der Wandel der Zeit stellt vor gegensätzliche Fragen, auf des es Antworten zu finden gilt.
von Ruprecht Obernosterer

Kirchen sind keine Denkmäler, sondern lebendige Orte zur Glaubensausübung. Dazu ist es unabdingbar, dass sie untertags offen sind. Das gilt es zu berücksichtigen, bevor wir beginnen, über die Nutzung von Gebäuden nachzudenken. Die Möglichkeit, eine Kirche spontan zu besuchen, ist für mich wesentlich, gleichermaßen für Urlauber wie auch für Einheimische oder Kunstinteressierte. Jede:r hat seinen:ihren persönlichen Rhythmus, wenn er:sie ein Gotteshaus aufsuchen möchte. Die Bibelstelle weist darauf hin, dass „Kirche“ zunächst die Gemeinschaft der Glaubenden meint und erst dann das Gebäude. Spiegelt sich die Offenheit unserer christlichen Grundhaltung in der Offenheit der Gebäude? Es ist zur Gewohnheit geworden, aus Angst vor Diebstahl viele Kirchen zu verschließen. Aber ich erinnere mich, dass in meiner Jugend sogar Wohnhäuser offen waren; man hatte keine Angst, dass jemand etwas mitnehmen würde. Heute hat sich das Absperren der Häusern auf die Kirchen übertragen. Das macht es schwer zu sagen: Ihr seid willkommen. Es stellt auch Restaurierungen in Frage: Wofür das alles, wenn dann zugesperrt wird? Das Problem entsteht im Kopf: die Angst, dass etwas passiert, wenn in schlechten Zeiten die Diebstähle und auch Vandalismus zunehmen. Trotzdem sollten wir es uns nicht nehmen lassen, Offenheit zu signalisieren.

Kirchenentwicklung als Chance
Der Kirchenentwicklungsprozess ist die Chance, Kirchen und kirchliche Gebäude neu zu denken: Wir leben mit diesen Gebäuden seit einer Zeit, die von Kleinstrukturiertheit geprägt wurde. Gesellschaft und Mobilität sind heute ganz anders. Wir können nicht mit der gleichen Struktur in die Zukunft gehen. Zum Beispiel: Der Pfarr-hof ist traditionell der Ort, an dem Priester wohnt. Wir haben 336 Pfarren und ca. 180 Priester. Die Hälfte dieser Gebäude erfüllt also nicht mehr ihre Funktion; manche sind vermietet, andere stehen leer. Dazu kommen die Pastoralräume: In Zeiten, in denen man ressourcenorientiert arbeiten muss, müssen wir uns der Frage stellen, ob es sinnvoll und pastoral notwendig ist, in einer Pfarre zwei, drei Immobilien zu erhalten. Man kann Gebäude behalten, wenn sie keine Last sind, aber dennoch schauen, was in welcher Weise genutzt werden kann. Das Schwierigste dabei können Gewohnheiten sein: Eine Pfarre, die eine alte und eine neue Pfarrkirche hat, dazu noch Pfarrhof und Kindergarten, wird sich schwer von etwas trennen. Dennoch: Was geschieht, wenn offensichtlich wird, dass eine Kirche liturgisch nicht mehr genutzt wird? Man könnte sie auch als Pastoralraum nutzen oder in Richtung Kunst als Ausstellungsraum. In Deutschland gibt es auch Kirchen, in denen sich jetzt eine Tafel um die Essensausgabe an Bedürftige kümmert: Die Raumreserve wird sozial genutzt.

Umdenken ist nötig
Strukturen bestehen eine gewisse Zeit, dann müssen sie hinterfragt und adaptiert werden. Wir leben heute in einer sehr schnelllebigen Zeit, das zeigt die Digitalisierung. In der Krise haben sich Dinge entwickelt, die vor Jahren undenkbar waren, und vieles davon wird bleiben. Mit den Strukturen aus der Zeit vor der Krise können wir nicht weiterarbeiten.Wichtig ist, diese Entwicklung aktiv zu gestalten. Bestehendes weiterzuentwickeln. Wenn man mit Herzblut, Überlegung und Engagement etwas tut, kommt in der Regel etwas Gutes heraus.
Den Kirchenentwicklungsprozess sehe ich da sehr positiv, weil er vom Inhalt getragen ist, nicht von einer Sparstiftdiskussion. Er bringt die, die inhaltlich denken und pastoral arbeiten, mit denen, die ökonomisch denken, an einen Tisch, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Es ist ein Prozess, der uns alle zusammenbringt und den Dialog einfordert. Mit einem Bild von Michael Kapeller: damit alle diese Teilaspekte und Initiativen sich zu einem großen Fluss vereinen.

Autor:

Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag

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