Begleiten bis zuletzt:
Was wir tun, damit es gut wird?
Der Tod berührt uns unser ganzes Leben, aber meist blenden wir ihn aus und verdrängen ihn. Mit Einbruch des Spätherbstes und rund um Allerheiligen bekommen die Themen Leben und Sterben eine besondere Bedeutung.
von Katja Kogler
Moderne Mediziner wie die beiden Palliativmediziner Prim. Michael Zink und OÄ Doris Lackinger kennen Mittel und Wege, den Tod eträglich zu machen. Neben der Schmerztherapie ist menschliche Nähe und Zuwendung für Sterbende besonders wichtig. Prim. Zink und Krankenhaus-Seelsorger Helmut Writzl vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan unterstützen Menschen, das anzunehmen, was das Leben ihnen zumutet und geben Einblicke in die medizinische und spirituelle Begleitung am Lebensende.
Zeit für das Leben
Auf der Palliativstation „Johannes von Gott“ im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan herrscht eine besondere Atmosphäre. Man spürt förmlich, dass hier der Faktor Zeit eine andere Rolle spielt. „Zeit, die noch bleibt – die bewusste Zeit für das Leben“, wie Palliativmediziner Michael Zink und Krankenhaus-Seelsorger Helmut Writzl es formulieren. Auf der Palliativstation, die nach dem Ordensgründer der Barmherzigen Brüder, dem Hl. Johannes von Gott, benannt ist, werden Patienten mit fortgeschrittenen und unheilbaren Erkrankungen versorgt. Hier wird zusammen mit den Patienten überlegt: Ist eine weitere onkologische Therapie sinnvoll? Wie hilft man gegen Schmerzen? Was muss organisatorisch geklärt werden? Um diese und viele weitere Belange kümmert sich ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten, Psychologinnen, Sozialarbeitern und Seelsorgern.
Sich in guten Händen
wissenSeit über 15 Jahren hat die Palliativmedizin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit einen hohen Stellenwert. „Bei uns erlebt man eine Form von Zuwendung und Wärme, die Patienten oft gar nicht mehr gewöhnt sind“, beschreibt Prim. Zink. Als Abteilungsvorstand weiß er, dass auf einer Palliativstation nicht nur ärztliche Qualitäten gefragt sind.
Lebenszeit mit Lebensqualität
Doch welche Aufgaben haben Ärzte und Ärztinnen einer Palliativstation? „Das Therapieziel ist es dann nicht mehr, mit aller Anstrengung Lebenszeit zu gewinnen. Wenn Therapie keine heilende Wirkung mehr hat, übernimmt die Medizin andere Aufgaben. Dann geht es um Lebensqualität und diese möchten wir auf das höchst mögliche Niveau anheben“, erklärt Michael Zink. Um die persönlichen Bedürfnisse kennen zu lernen, führt man mit den Patienten intensive Gespräche und bekommt oftmals tiefe Einblicke in das Leben und die Schicksale der Menschen.
Weniger ist mehr
Auf der Palliativstation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit kümmert man sich aber nicht nur um physische Symptome wie z. B. Schmerzen, Übelkeit, Unruhe oder Schwäche. Auch spirituelle, psychische und soziale Probleme, wie zum Beispiel sozialrechtliche Versorgung, Depressionen oder die Auseinandersetzung mit einer begrenzten Lebenszeit werden bei der Betreuung berücksichtigt. Sätze, wie „Wir können nichts mehr für Sie tun“ oder „Sie sind austherapiert“, gibt es in der Palliativmedizin nicht, sagt die stationsführende Oberärztin Doris Lackinger. „Wenn andere Fachdisziplinen an ihre Grenzen stoßen, beginnen wir eine Behandlung mit anderer Zielsetzung.“ Neben der medizinischen Betreuung, die helfen will, quälende Beschwerden zu lindern, macht es bereits einen großen Unterschied, den schwer Kranken „Kleinigkeiten“ zu ermöglichen. „Wir können unseren Patienten Hoffnung geben. Nicht auf eine Heilung, aber auf eine verbesserte Lebensqualität. Das kann Schlafen in der Nacht ohne Schmerzen oder auch ein kleiner Ausflug mit den Enkelkindern sein“, zählt die Ärztin auf.
In Ruhe hinhören und hinschauen
Körper und Seele als Einheit sehen ist das Ziel der Mediziner. „In der Palliativmedizin ist das möglich, weil wir die Patienten immer auf mehreren Ebenen betrachten. Wir schauen die körperliche Ebene an, die mit Symptomen vielleicht belastet sein kann, wir schauen die psychische Ebene an, die soziale Ebene, wie geht’s den Angehörigen, aber auch die spirituelle Ebene“, zählt Michael Zink auf.
Begleitung an Wendepunkten
Um die spirituelle Ebene kümmert sich Helmut Writzl mit seinem Team von der Seelsorge. „Wenn Patienten den Wunsch nach einem Gespräch äußern, sind wir Krankenhaus-Seelsorger und -Seelsorgerinnen zur Stelle. Hier nimmt man sich soviel Zeit, wie die Menschen benötigen, denn in der Krankenhaus-Seelsorge ist vieles anders gewichtet. Wir gehen auf die Menschen zu, um sie ein Stück ihres manchmal sehr schweren Weges zu begleiten oder unterstützen. So ein Gespräch kann durchaus heilend für Patienten sein, wenn man sich den Kummer von der Seele reden kann.“ Seelsorge ist bewusst wahrgenommene heilsame Kommunikation. Erst wo bewusst wird, was da geschieht, sprechen die Menschen von „Seelsorge“. „Wenn ein Patient dann durch diese Begegnung mit der Krankenhaus-Seelsorge Kraft erhält, dann sind das auch Freuden für mich“, offenbart Helmut Writzl.
Von der Hoffnung und dem Halt
Als Krankenhaus-Seelsorger verdankt er den Patientinnen und Patienten sehr viel und hat eine Menge von ihnen gelernt, bilanziert Helmut Writzl: „Immer wieder habe ich mein Leben in großer Dankbarkeit neu schätzen gelernt.
Autor:Carina Müller aus Kärnten | Sonntag |
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