Tagung zur Zukunft des Slowenischen
Vom Reichtum der Zweisprachigkeit

„Gemeinsam/skupno 2020“, so der Titel einer Tagung zu 100 Jahre Volksabstimmung. Neben viel Lob auf die Gemeinsamkeit gab es auch mahnende Worte.
von Gerald Heschl

Als „abschließenden Höhepunkt“ der vierjährigen Veranstaltungsreihe „Gemeinsam/skupno 2020“ bezeichnete Organisator Jürgen Pirker die Tagung zur Zukunft der Kärntner Slowenen bei der Hermagoras in Klagenfurt. Hochrangige Redner, aber auch engagierte Jugendliche eröffneten die Tagung.
Bei seiner Eröffnungsrede nahm Hermagoras-Direktor Karl Hren auf die schwierigen Zeiten der vergangenen 100 Jahre Bezug: „Die Volksgruppe musste sich vielfach anpassen, fand aber immer Wege, die Sprache zu erhalten.“ Heute seien die Zeiten einfacher, doch die Assimilation schreitet voran.
Ein Versprechen, die Zweisprachigkeit besser zu unterstützen, gab die für Volksgruppen zuständige Ministerin Susanne Raab mit Bezug auf eine höhere „Abstimmungsspende“ durch den Bund. Wie alle Teilnehmer betonte auch sie den Reichtum, den die Zweisprachigkeit darstellt. Mit konkreten Forderungen nach einer Stärkung des Slowenischen in der Öffentlichkeit ließ der slowenische Staatssekretär Dejan Valentinčič aufhorchen. Er forderte aber auch die Kärntner Slowenen auf, die Sprache an ihre Kinder weiterzugeben.
Auf Parallelen zwischen den Protestanten und den Kärntner Slowenen wies Superintendent Manfred Sauer hin: Sie teilten ihre Erfahrungen als Minderheit, erlebten den Druck zur Assimilierung, würden aber gleichzeitig „mutig, tapfer und selbstbewusst“ auftreten. Ausdrücklich lobte Sauer die Verdienste der Katholischen Kirche Kärntens um die Zweisprachigkeit.
Auf diese Rolle der Katholischen Kirche verwies auch Bischof Josef Marketz in seiner Eröffnungsrede. Vor allem die Diözesansynode habe eine Brücke zwischen den Volksgruppen geschlagen, „als von Seiten der Politik und der Medien Hass gestiftet wurde“. Namentlich hob Marketz die beiden zentralen Persönlichkeiten der Synode hervor: Valentin Inzko und Ernst Waldstein. „Wenn im Jubiläumsjahr jemand ein Denkmal verdient, dann diese beiden – ganz sicher nicht Hans Steinacher“, so der Bischof zur Diskussion über ein Denkmal für den Abwehrkämpfer, der durch massive slowenenfeindliche Aussagen umstritten ist.
Die vergangenen 100 Jahre bestimmen noch immer die Gegenwart und auch die Zukunft der Kärntner Slowenen. Diese Zeit war geprägt von Gewalt. Die Volksgruppe war dem permanenten Druck ausgesetzt, ausgelöscht zu werden.
Trotzdem sei er „voller Hoffnung für die Zukunft, die nur eine gemeinsame sein kann“, so der Bischof. „Immer mehr erkennen den kulturellen Reichtum und das bildungspolitische und wirtschaftliche Potenzial der beiden Volksgruppen“, sieht Marketz vor allem für junge Menschen viele Chancen. Jugendliche würden im mehrsprachigen Alpe-Adria-Lebensraum ihre „Mehrfachidentitäten als Trainingslager für die globale Welt und ihre Herausforderungen“ erleben. In diesem Zusammenhang appellierte der Bischof an Familien „als wichtigsten Ort für die Weitergabe der Sprache“.
Die Kirche Kärntens sieht Marketz heute als jenen Ort, wo Brücken gebaut bzw. wieder aufgebaut werden. „Früher war die Kirche oft der einzige Ort, wo Menschen die slowenische Sprache als gleichwertig erleben konnten“, so der Bischof. Heute biete sie auch den Rahmen für Diskussionen, wie eben die Hermagoras.
Er wolle aber, so Bischof Marketz, „die Situation nicht schönreden. Es braucht weiterhin eine wachsame Beobachtung der Entwicklung in Kärnten, um nicht wieder Sprachen, vor allem aber Menschen ins Eck zu stellen und die Macht über den Mitmenschen, über die Liebe zu setzen, die allein uns in eine für alle lebenswerte Zukunft führt.“

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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