„Großeltern zwischen Himmel und Erde“ in Kärnten
Verwaiste Großeltern treffen sich
In diesem Jahr findet vom 1. bis zum 3. August das Jahrestreffen der Plattform „Großeltern zwischen Himmel und Erde“ in Österreich statt. Verwaiste Großeltern aus drei Ländern verbinden sich, um sich auszutauschen, zu helfen und miteinander zu sein.
von Dagmar Kleewein
„Großeltern sind Trauernde der zweiten Reihe“, sagt Elisabeth Gonzi, die das Treffen der Plattform Verwaister Großeltern, heuer in Österreich, in Kärnten, mitorganisiert. Sie ist verheiratet, Großmutter von sieben Enkelkindern, lebt in Griffen und engagiert sich seit 2015 in der ehrenamtlichen Trauerbegleitung. Sie ist hauptsächlich in der Betreuung von Großeltern tätig. „Das macht es doppelt so schwer, über diese Trauer zu reden“, meint sie, „weil Großeltern NUR Großeltern sind.“ Aber dass sie trotzdem eine tiefe Trauer spüren und damit meistens allein gelassen werden, weil sie eben in der hinteren Reihe stehen, war für sie Anlass und Motivation, sich für die Plattform Verwaiste Großeltern einzusetzen.
Große Einsamkeit erlebt
Elisabeth Gonzi hat diese Trauer selbst erlebt. Ihr Enkel wurde im sechsten Monat still geboren. Es war für sie belastend und hat sie in eine große Einsamkeit gedrängt, weil ihrer Trauer keine Beachtung geschenkt wurde. Aber sie war da und musste bearbeitet werden. Damals, auf der Suche nach Hilfe, war die erste Adresse Astrid Panger mit der Plattform Vewaiste Eltern. Sie konnte Elisabeth Gonzi professionelle Hilfe anbieten, sie aus der Einsamkeit herausholen und mit anderen Betroffenen vernetzen. Später hat sich Elisabeth Gonzi als zertifizierte Trauerbegleiterin ausbilden lassen und somit ihrer eigenen Trauer eine Sprache und eine Bewältigungsstrategie für sich und anderen gegeben. „Der Begriff ,Großeltern zwischen Himmel und Erde‘ stammt von der Gründerin dieser Gemeinschaft und Plattform, der Schweizerin Brigitte Trümpy“, klärt Gonzi auf. Trümpy ist eine Großmutter aus dem kleinen Ort Netstal, die das Sterben ihres krebskranken Enkels Till intensiv mitbegleitet und miterlebt hatte. Damit Omas und Opas, die ähnliche Lebenserfahrungen aufweisen, sich besser vernetzen und sich gegenseitig unterstützen, gründete sie den Facebook-Account „Großeltern zwischen Himmel und Erde“.
Gemeinsam trauern
Mittlerweile hat diese Plattform Mitglieder in drei Ländern in der Schweiz, in Deutschland und Österreich. Die Beteiligten treffen sich seit acht Jahren persönlich einmal im Jahr. Ihre Zusammenkunft kommunizieren sie öffentlich, damit Betroffene davon erfahren. Heuer ist der gemeinsame Treffpunkt in Kärnten. Der „offizielle“ Teil findet vom ersten bis zum dritten August statt. Dieser ist eingebettet in einen Kärnten-Urlaub. Sie tauschen sich aus, reflektieren das letzte Jahr, unterstützen sich in ihrer Trauer, hören sich gegenseitig zu und sind für einander da, ohne selbst zu werten. Sie machen Ausflüge, lachen auch sehr viel gemeinsam und teilen ihr Leben. Dadurch entstehen enge Freundschaften, die über die Landesgrenzen hinausgehen. Für die Leser:innen des „Sonntags“ teilt Gonzi Folgendes mit, da sie weiß, dass unter den Abonnent:innen bestimmt einige vewaiste Großeltern sind: „Wir möchen Bewusstsein schaffen, damit verwaisten Großeltern in unserer Gesellschaft Zeit und Raum geschenkt werden. Sie sollen Platz zum Trauern haben, auch wenn sie in der zweiten Reihe stehen“, schließt sie und stellt ihre E Mail-Adresse zur Verfügung, wenn eine Großmutter, ein Großvater Hilfe braucht und das Gespräch in einer schweren Lebensphase sucht.
Autor:Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag |
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