15 Jahre Vinzibus
Hilfe kommt auf vier Rädern - auch in schweren Zeiten
Die derzeitigen Corona-Maßnahmen verändern auch die Hilfe für Obdachlose. Es müssen Abstände eingehalten und Masken getragen werden. Der soziale Kontakt ist auf ein Minimum beschränkt. Das Eggerheim ist trotzdem weiterhin Anlaufstelle. Ebenso der Vinzibus. Er fährt auch in dieser herausfordernden Zeit. Und das seit 15 Jahren.
von Ingeborg Jakl
„Hinschauen, wenn andere wegschauen“, so umschreibt Oberin Sr. Consolata Hassler OSE vom Elisabethinenkonvent in Klagenfurt die Mithilfe. Von Anfang an, seit genau 15 Jahren, sorgen die Elisabethinen dafür, dass Brote und heißer Tee für den Vinzibus bereitgestellt werden.
Ganz im Sinne ihrer Ordensgründerin Elisabeth von Thüringen. Die Königstochter aus Ungarn ist zum Inbegriff des barmherzigen und karitativen Menschen geworden. Darum ist sie die Patronin der Caritas.
„Wir haben eine große Zahl von langjährigen Unterstützern“, betont denn auch Irmgard Groier, Präsidentin der Vinzenzgemeinschaft.
Vor genau 15 Jahren hat sie die Ini-tiative Vinzibus gemeinsam mit Pfarrer Wolfgang Pucher in der Klagenfurter Pfarre St. Hemma ins Leben gerufen.
Von Beginn an dabei sind auch die Ursulinen in Klagenfurt sowie die Kreuzschwestern. „Das war damals und ist auch heute wichtiger denn je, Notleidende zu unterstützen“, lautet der einhellige Tenor. Gerade jetzt in dieser Zeit, die jeden von uns herausfordert, ist der Blick auf den Nächsten wichtig, so Groier. Damit dankt sie auch gleich allen Pfarren, die mitmachen, ohne groß darüber zu sprechen. Diese Selbstverständlichkeit, Notleidende zu unterstützen, treibt auch sie selbst stets an.
Immer mit Abstand
Zu Beginn des Lockdowns ist Irmgard Groier täglich mitgefahren, um auf die neuen Einschränkungen aufmerksam zu machen.
„Es fiel mir zu Anfang schwer, unseren Gästen zu erklären, dass es kein Händeschütteln und kein langes Gespräch mehr vor dem Vinzibus gibt.“ Stattdessen wird jetzt ein kleiner Tisch aufgebaut, auf dem die Jausenpackerl zum kontaktlosen Abholen bereitliegen. Ebenso gilt es, immer eine Maske zu tragen. „Es ist einfach alles anders“, sagt sie.
Der gesponserter Kleintransporter, der seit 15 Jahren täglich ab 19 Uhr an mehreren Plätzen der Stadt Klagenfurt belegte Brote und Tee an Hilfsbedürftige verteilt, macht seine Runde wie eh und je. Aber im Augenblick geht es in ersten Linie um die Nahrungsversorgung. Nicht wie sonst um die tägliche Begegnung mit freiwilligen Helfern der Vinzenzgemeinschaft.
Es fehlt einfach „die Tankstelle menschlicher Wärme“, zeichnet sie ein gefühlsbetontes Bild. Gerade den Gästen vom Vinzibus fehle es oft an sozialen Kontakten und Zuwendung. „Wir gehen stets jenen nach, die uns wirklich brauchen“, umreißt sie das Hauptanliegen der Vinzenzgemeinschaft.
Es läuft alles nach Plan
Pro Jahr werden von den rund 120 Ehrenamtlichen über 25.000 Brote, eine Vielzahl an warmen Essensportionen sowie Tee an etwa 9000 Gäste verteilt. Und der Bus fährt weiterhin Tag für Tag! „Bei den allabendlichen Treffen besucht uns eine wechselnde Anzahl von Gästen, zwischen 20 und 50 Personen“, rechnet Groier vor.
Das Fehlen der Sozialkontakte miteinander und untereinander stellt im Augenblick auch Katrin Starc, Leiterin vom Eggerheim in Klagenfurt, fest. Hier haben Wohnungslose bisher die Möglichkeit gehabt, sich zu treffen. „Kontakte zu pflegen, sich auszutauschen, gemeinsam die Zeit zu verbringen“, umschreibt Starc. Mit den Corona-Maßnahmen fällt das alles weg. „Wir geben derzeit täglich eine warme Mahlzeit aus, an der nur immer eine begrenzte Teilnehmerzahl im Raum sitzen darf.“
Eine Herausforderung, die sie und ihr Team perfekt umsetzen. Alles läuft genau nach Plan. Die einen kommen, die anderen gehen. „Es fordert uns und unsere Klienten. Aber wir geben unser Bestes. Mehr geht leider derzeit nicht.“
Sie blickt allerdings voll Optimismus in die Zukunft. „Geplant ist nämlich der Ausbau des ersten Stockwerks im Eggerheim.“ Hier sollen Schlafplätze entstehen. Die notwendige Infrastruktur, wie Gemeinschaftsräume, sanitäre Anlagen mit Waschmaschine, ist ja vorhanden. „Das wäre die ideale Ergänzung.“
Jetzt werden Hilfesuchenden in der Notschlafstelle in der Bahnstraße untergebracht. „Nach dem Umbau wäre alles an einem Ort“, so Starc. Menschen unbürokratisch, schnell und manchmal auch auf unkonventionelle Weise Hilfe anbieten und Not lindern, das hat in diesen Tagen Priorität.
Hilfe, die ankommt
So läuft das auch bei „LEA“, dem Angebot der kostenlosen Lebensmittelvergabe. „LEA“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Caritas Kärnten in Kooperation mit der Vinzenzgemeinschaft in Kärnten und der „Tafel Süd“.
Hier wird Soforthilfe geleistet. In der Ausgabestelle in Klagenfurt erhalten armutsbetroffene Menschen frisches Obst und Gemüse, Grundnahrungsmittel wie Brot, Reis, Nudeln, Öl, Milchprodukte, Konserven und andere einwandfreie Lebensmittel.
Die Ausgabe der Lebensmittel erfolgt nach der ersten telefonischen Terminvergabe jede Woche am gleichen Tag und auch zur gleichen Uhrzeit.
Autor:Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.