Gregor Zikulnig ist Feuerwehrmann in Kühnsdorf
Er packt an, wo Hilfe benötigt wird
Gregor Zikulnig über den Alltag und die Herausforderungen als Feuerwehrmann sowie die Unwetter in Unterkärnten.von Carina Müller
Wie bist du zur Feuerwehr gekommen?
Ich bin 2009 zur Feuerwehrjugend in Kühnsdorf gekommen. Mein Bruder ist zwei Jahre älter als ich und war schon vor mir bei der Jugendfeuerwehr. Das hat mich damals schon brennend interessiert. Am liebsten wäre ich schon mit acht Jahren der Feuerwehr beigetreten. Ich bin auch immer mit ihm mitgekommen. Zwar habe ich nichts machen dürfen, war aber immer dabei und habe zugesehen. Das war damals der Grund, der Feuerwehr beizutreten. Als ich in den aktiven Stand gewechselt bin, habe ich eigentlich erst gemerkt, wie schön die Kameradschaft und auch die Freundschaften, die dadurch entstehen, sind. Und was mir am wichtigsten ist, den Leuten, die uns brauchen oder in Not sind, zu helfen.
Du hast in deiner Feuerwehr die Funktion eines Zugskommandanten. Was ist dabei deine Aufgaben?
Als Zugskommandant ist man mit dem Kommandanten und den weiteren Zugskommandanten Bestandteil des Kommandos der Feuerwehr. Wir treffen die Hauptentscheidungen, die die Feuerwehr Kühnsdorf betreffen. Im Einsatzfall sind wir Fahrzeugkommandanten oder Einsatzleiter und haben den ganzen Einsatz zu koordinieren.
Die letzten zwei Unwetter haben auch Kühnsdorf schwer getroffen. Wie hast du diese Zeit als Einsatzkraft erlebt?
Ja, neben St. Kanzian, Peratschitzen, Duell, Eisenkappel usw. hat es natürlich Kühnsdorf auch sehr schwer getroffen. Beim ersten Unwetter haben wir am Montag angefangen unser Einsatzgebiet aufzuarbeiten. Wir haben mit dem Freimachen von Verkehrswegen gestartet. Das war die oberste Priorität, falls die Rettung wohin muss. Hierbei waren wir in ständiger Abstimmung mit der Floriani-Station in Eberndorf. Wir waren von Montagnachmittag bis ca. 2 Uhr in der Nacht unterwegs. Die nächste Alarmierung am Dienstag war bereits um 5.30 Uhr. Da hat der Tag für uns wieder gestartet. An diesem Tag war ich als Zugskommandant der FF Kühnsdorf der Ranghöchste, da unser Kommandant und Kommandant-Stv verhindert waren. Somit habe ich schließlich die Einsatzgeschehnisse im Bereich von Kühnsdorf geleitet.
Beim zweiten Unwetter, Anfang August, hatten wir vor allem mit Überflutungen zu kämpfen. Auch hier stand ich mehrere Tage lang - u.a. als Einsatzleiter - im Einsatz.
Eine schreckliche Situation für die Bewohner:innen ...
Definitiv. Bei jeder Einsatzstelle, zu der wir kamen, waren die Menschen sehr aufgeregt und verzweifelt. Wir haben versucht, die Leute zu beruhigen, zu trösten und ihnen Mut zu geben.
Was war für dich der belastendste Einsatz?
Der Einsatz, der mich am meisten berührt hat, war vor drei Jahren zu Allerheiligen. Wir sind nach Pribelsdorf zu einem Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person/Fahrzeug gegen Baum alarmiert worden. Ein altes Ehepaar war am Weg, Grabgestecke zu den Gräbern ihrer Verwandten zu bringen. Wir haben begonnen, den Mann, den Fahrer, aus dem Fahrzeug zu schneiden. Der Einsatzleiter und ich haben dem Mann gut zugeredet, während er ständig die Hand seiner Frau gehalten hat. Er hat immer wieder gefragt, wie es seiner Frau geht, und wir haben ihm gesagt, dass wir uns als Nächstes um sie kümmern. Was er nicht gewusst hat, wir zu dem Zeitpunkt aber schon, dass seine Frau schon verstorben war. Der Baum hat das Auto genau auf der Seite getroffen, wo die Dame gesessen ist. Er hat wirklich die ganze Zeit ihre Hand gehalten und darauf gewartet, dass wir seine Frau auch rausholen. Erst im Krankenhaus ist es ihm gesagt worden, dass sie verstorben ist.
Welche Herausforderungen bringt das Leben als Feuerwehrmann noch mit sich?
Ich bin selbst Atemschutz-Träger. Wir haben mehrere Brandeinsätze gehabt, wo man in einem brennenden Gebäude seine eigene Hand vor lauter Rauch nicht mehr vor Augen sieht. Es ist dann oft ein bedrängendes und auch beängstigendes Gefühl, wann man merkt, man ist nicht ganz Herr seiner Lage. Natürlich haben wir diese Brände immer gut in Griff bekommen, aber oft denkt man sich schon: Jetzt wird’s knackig. Als Feuerwehr sind wir außerdem für jeden in der Ortschaft da, egal in welcher Situation, das ist uns ganz wichtig und da kümmern wir uns auch darum.
Das heißt aber auch, dass der Zusammenhalt ist dabei besonders wichtig ist …
Genau, und deswegen möchte ich mich bedanken: bei der gesamten Kameradschaft der FF Kühnsdorf für den unermüdlichen Einsatz in den letzten Tagen und auch generell für die Einsätze die wir immer bestreiten. Auch ein großes Danke an alle Kamerad:innen und Feuerwehren aus den umliegenden Ortschaften, die uns bei den Unwettereinsätzen unterstützt haben. Was für mich auch ganz wichtig ist: ein Danke an meinen Arbeitgeber auszusprechen, der mir während dieser Tage frei gegeben hat, damit ich mithelfen konnte.
Autor:Carina Müller aus Kärnten | Sonntag |
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