Skupno - Gemeinsam 2021
Ein zukunftstaugliches Volksgruppenrecht
Politik, Wissenschaft und Vertreter von Minderheits- und Mehrheitsbevölkerung miteinander ins Gespräch zu bringen: Das war das Ziel einer dreitätigen Veranstaltung des Hermagoras-Vereins.
von Georg Haab
Der Saal im Rahmen des Erlaubten voll besetzt, namhafte Vortragende aus Diplomatie, Politik und Forschung, interessierte jugendliche und reife Zuhörerinnen und Zuhörer: Dem Thema gilt nach wie vor großes Interesse, aber es ist nun mit durchweg positiven Emotionen besetzt, wie die verschiedenen Beiträge mit Dankbarkeit und Stolz zum Ausdruck brachten.
Gerade der Kontrast zu früheren Zeiten, die von Spannungen und Konflikten geprägt waren, machte das sichtbar. Landeshauptmann Peter Kaiser z. B. erinnerte daran, dass 1991 die Eröffnung der öffentlichen zweisprachigen Volksschule VS 24 in Klagenfurt von der Politik in Stadt und Land weitgehend ignoriert wurde. Einziger politischer Repräsentant sei ein junger Landtagsabgeordneter gewesen: Er selbst.
Akzeptanz und Dialog
Ganz anders das Bild bei dieser Veranstaltung, wie es sich auch auf obigem Foto zeigt: Der Einladung der beiden Hermagoras-Direktoren Karl Hren (6. v. l.) und Franz Kelih (r.) waren Landeshauptmann Peter Kaiser und der slowenische Parlamentspräsident Igor Zorčič (beide Mitte) ebenso gefolgt wie Bundesminister a. D. Nikolaus Berlakovich und Parlamentsabgeordnete Olga Voglauer (4. u. 5. v. r.), Landtagspräsident Reinhard Rohr und der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider. Sie und Politik- und Rechtsprofessoren wie Anton Pelinka (Innsbruck), Klaus Poier (Graz), Stefan Oeter (Hamburg) trugen ihre Erfahrungen und Überlegungen zur Tagung bei: Wie verlief die Entwicklung der Volksgruppenrechte in Kärnten, Österreich und auf internationaler Ebene? Welche Weiterentwicklungen sind nötig und wünschenswert geworden?
Begleitet wurden die Beiträge von ebenso hochkarätigen Moderatoren, darunter Martha Stocker, Landesrätin a. D. aus Südtirol, und die Politikwissenschaftler Kathrin Stainer-Hämmerle und Jürgen Pirker.
Langersehntes Miteinander
Anrührende Worte für die positive Entwicklung fand Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka in seiner Grußbotschaft: „Wir finden uns in einer langersehnten Zeit wieder, in der Unterschiedlichkeit nicht mehr mit Ablehnung begegnet wird. Vielfalt wird heute als Chance und nicht als Gefahr wahrgenommen.“
Die Geschichte Europas im 19./20. Jahrhundert war stark beeinflusst vom Nationalismus und seinem Ideal, Staatsgrenzen und Sprach- und Kulturgrenzen einander anzupassen. Geblieben ist eine geschichtlich gewachsene grenzüberschreitende Vielfalt, die seit der Jahrtausendwende – ganz im Sinne einer europäischen „geeinten Vielfalt“ – mehr und mehr als Bereicherung und Chance geschätzt wird. Denn, wie der Philosoph Wittgenstein zitiert wurde: Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt. Projektpräsentationen, die Schüler des Stiftsgymnasiums St. Paul und Studenten der Pädagogischen Hochschule Kärnten einbrachten, veranschaulichten die bildende, verständigende und verbindende Funktion von Sprache. Eine Förderung des elementarpädagogischen Bereiches soll das bestehende zweisprachige Bildungsangebot in Kärnten weiter verbessern, versprach Landeshauptmann Peter Kaiser.
Eine grenzüberschreitende Wanderung von Österreich nach Italien rundete das Programm ab, Superintendent Manfred Sauer und Bischofsvikar Engelbert Guggenberger wiesen bei der ökumenischen Andacht in der evangelischen Kirche Agoritschach/Zagoriče auf die verbindende Kraft des gemeinsamen Glaubens hin.
Autor:Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag |
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