Orange the World
Ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Die Kirche in Maria Wörth ist schon von Weitem in oranger Farbe zu sehen. | Foto: Philipp Gönitzer
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  • Die Kirche in Maria Wörth ist schon von Weitem in oranger Farbe zu sehen.
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Öffentliche Gebäude und Kirchen rund um Österreich werden vom 25. November bis 10. Dezember in Orange beleuchtet, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Auch in Kärnten wird auf dieses Thema aufmerksam gemacht.
von Carina Müller

Weltweit ist jede dritte Frau von Gewalt betroffen. Auch in Österreich ist die Gewalt an Frauen real – jede
fünfte Frau erlebt hier ab ihrem 15. Lebensjahr psychische, physische und/oder sexuelle Gewalt. Erschreckende Nachrichten erreichten uns gerade erst Mitte November, als eine 29 Jahre alte Frau in Villach erschlagen wurde. In diesem Jahr ereigneten sich 29 Femizide in Österreich. Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, veranstaltet die UNO jährlich vom 25. November bis 10. Dezember die Kampagne „Orange The World”. Weltweit erstrahlen in diesen 16 Tagen Gebäude in oranger Farbe, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.

Gottesdienste gegen Gewalt
In Kärnten leuchten Kirchen nun zum dritten Mal in Orange. Monika Tuscher, Diözesanreferentin der Katholischen Frauenbewegung (kfb), ist diese Initiative ein besonderes Anliegen: „Neben dem Beleuchten von Kirchen bereiten wir auch jedes Jahr einen liturgischen Impuls für die Pfarren vor. Wir haben auch Material für eine Hauskirchenandacht vorbereitet, welches man verwenden kann, um für Gewaltopfer zu beten. Denn es ist wichtig, dieses Thema nicht nur sichtbar zu machen, sondern auch sein eigenes Handeln zu reflektieren und selbst aktiv zu werden.“ Um zu Beginn der Aktion am 25. November ein Zeichen zu setzen, gedachte die kfb jener Frauen, die dieses Jahr durch Gewalt ums Leben gekommen sind: „Wir haben vor dem Diözesanhaus in Klagenfurt 28 Kerzen für 28 an Gewalt verstorbene Frauen aufgestellt, um sichtbar zu machen, wie präsent das Thema in Österreich ist“, so Tuscher. Doch noch am gleichen Tag erreichte sie schon die nächste Schreckensnachricht: „Um etwa 16 Uhr am Nachmittag hörte ich die Nachricht, dass die nächste Frau ihren schweren Verletzungen erlegen ist.“ Allein im November sind demnach sechs Frauen durch Gewalt gestorben.

„MUTFASSUNG“ zur Zivilcourage
Neben der orangen Beleuchtung und den stärkenden Gottesdiensten soll die Ausstellung MUTFASSUNG von Ulrike Schwager nach Texten von Heidi Wassermann-Dullnig Menschen aufklären, berühren und zum Nachdenken anregen. Die Künstlerin und kfbVorsitzende schuf bereits 2020 sieben Frauenfiguren anlässlich der Aktion 16 Tage gegen Gewalt an Mädchen und Frauen. Dieses Jahr wird MUTFASSUNG während der Aktion als Ausstellung an sieben verschiedenen Orten durchgeführt. „Mein Engagement und Schaffen ist am Bild vom Leben Jesu inspiriert. Jesus hat hingeschaut, wenn jemandem Unrecht widerfahren ist. Er hat Opfer sichtbar gemacht und Tätern ihre Machtposition aufgezeigt. Das Gleiche möchte ich mit meinen Figuren erreichen. Mein Ziel ist es, dass Menschen ihr Tun reflektieren und eine neue Haltung einnehmen können“, so Schwager zur Entstehung ihrer Ausstellung.

Workshops für mehr Achtsamkeit
Eine der sieben Figuren wird in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) stehen, mit welcher die kfb einige Workshops im Aktionszeitraum veranstaltet. Bereits am 2. Dezember fand ein Workshop für mehr Zivilcourage statt, der helfen soll, Mut zu finden, um für Frauen aufzustehen, die selbst keine Stimme haben. Julia Skriner, pädagogische Mitarbeiterin der KHG und Workshopleiterin, hat Tipps für mehr Zivilcourage: „Zum Beispiel, wenn eine Person ‚Nein‘ sagt, ist dieses Nein zu akzeptieren. Wenn man sieht, dass etwas passiert, das nicht sein sollte, soll man hin- und nicht wegschauen. Man kann fragen, ob die Person Hilfe braucht. Es ist jeder in unserer Gesellschaft dafür verantwortlich, dass sich die Situation, insbesondere für Frauen, verbessert.“ Der nächste Workshop findet am 10. Dezember (via Zoom) zum Film „Suffragette“ statt: „In diesem Workshop geht es um Frauenrechte. Wir werden uns anschauen, was sich im letzten Jahrhundert verändert hat und vor allem auch, warum Frauen überhaupt noch weiter kämpfen müssen, damit sich etwas verändert“, so Skriner.

Hilfe in Frauenhäusern

Frauen, die von Gewalt betroffen sind, finden in Frauenhäusern Hilfe, Schutz und Unterkunft. Betroffene können sich telefonisch bei jedem Frauenhaus melden und sich kostenlos beraten lassen. Die Anonymität der Hilfesuchenden steht dabei an erster Stelle. Wenn man sich für den Weg in das Frauenhaus entschieden hat, erfolgt auch die Aufnahme völlig unbürokratisch. Bis zu einem Jahr können Frauen hier ein neues Zuhause finden und werden währenddessen bestmöglich betreut, um sich vom Erlebten zu erholen. Im Zentrum der Betreuung steht, den Frauen wieder ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Frauenhäuser sind soziale Einrichtungen, die oft auch auf Spenden angewiesen sind, um rund um die Uhr für von Gewalt betroffene Frauen da zu sein. Geldspenden helfen vor allem dabei, Bewohnerinnen in finanziell schwierigen Lagen zu unterstützen. Auch Sachspenden wie Kleidung, Schuhe oder Kinderspielzeug im neuen oder neuwertigen Zustand werden gesucht. Wichtig ist, sich im Vorfeld zu melden und nach dem konkreten Bedarf zu fragen.

Telefonnummern Frauenhäuser
Frauenhaus Klagenfurt – 0463/44966
Frauenhaus Villach – 04242/31031
Frauenhaus/Frauenhilfe Spittal – 04762/61386
Lavanttaler Frauenhaus – 04352/36929
Beratungshotline für Frauen und Mädchen – 0660/2442401

Autor:

Carina Müller aus Kärnten | Sonntag

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