Eine neue Welt: Pflichtpraktikum im Sozialbereich
Ein Praktikum wie kein anderes: Zusammenhalt an erster Stelle
In der 5-jährigen HLW der Caritas Kärnten werden Sozialkompetenz und vielfältige Praxiserfahrung großgeschrieben. Schüler erzählen von ihren Erfahrungen während ihres unterjährigen Praktikums ab der 3. Klasse. Laura erzählt dem „Sonntag“ von ihrem Einsatz im Haus Landskron.
von Katja Schöffmann
Hochmotiviert und mit einem Lächeln auf dem Gesicht empfängt Laura Gaberschek, 17 Jahre alt, den „Sonntag“ in ihrer Schule zum Interview über ihr Praktikum. „Früher ging ich in die NMS Landskron, das war eine kreative Schule. Ich wollte immer schon in einem sozialen Beruf arbeiten, es hat mich immer in diese Richtung gezogen“, erzählt sie voller Freude.
Ihr Herz schlägt für Psychologie
Laura kommt aus Wernberg. „Wie bin ich zu dieser Schule hier gekommen? Eine Kollegin meiner Mama hat für mich nachgefragt, welche Schule passend für mich wäre, wenn ich gerne im Sozialbereich arbeiten möchte.“ Die HLW der Caritas Kärnten gefällt Laura sehr gut, „weil man verschiedene Methoden kennenlernt und viel über die einzelnen psychischen Krankheitsbilder erfährt, das ist etwas, das mich total interessiert. Ich würde später voll gerne etwas mit Psychologie machen, Militärpsychologie interessiert mich total.“
„Wir halten zusammen“
Die HLW ist unter den Schulpartnern nicht nur für intensiven Praxisbezug bekannt, sondern auch für die große soziale Ader unter den Schülern. Zum Thema Zusammenhalt in ihrem Jahrgang erzählt Laura: „Wir haben eine großartige Klassengemeinschaft, jeder ist für jeden da. Wenn jemand von uns ein Problem hat, halten wir zusammen. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich hier in der Klasse sitzen darf.“
Einen Tag pro Woche in der Arbeit
Lauras Praktikumsstelle für dieses Schuljahr ist das Haus Landskron, eine Einrichtung für chronisch psychisch erkrankte Menschen. „In unserer Klasse ist der Dienstag der Praktikumstag. Seit Oktober bin ich dort. Die Bewohner sind alle zwischen 18 und 35 Jahre alt.“ Im Haus Landskron hat jeder Tag einen anderen Charakter. „Dienstag ist Zimmerputztag“, erzählt Laura. „Bis 11 Uhr müssen die Bewohner ihre eigenen Zimmer gereinigt haben. Ich unterstütze und helfe beim Organisieren des Reinigens.“ Laura geht ins Detail: „Ich gehe mit meiner Liste durch die Zimmer und schaue, ob alles passt. Die Bewohner saugen, machen ihr Bett, wechseln ihre Bettwäsche und wischen die Regale. Ich begleite sie dabei.“ Oft hilft Laura auch in der Küche. Um 9 Uhr in der Früh gibt es eine „Morgenrunde“, „wo der Tag der Bewohner strukturiert wird. Es wird dann auch gemeinsam gekocht. Die Menschen müssen auch selbst einkaufen gehen. Meistens gehe ich da mit, einfach als Unterstützung. Ich koche auch sehr gerne mit.“ Laura über ihren allerersten Praktikumstag im Oktober, der ihr noch genauso in Erinnerung ist, als sei es erst gestern gewesen: „Mein erster Arbeitstag war sehr anstrengend, da waren ganz viele Eindrücke auf einmal, die auf mich einprasselten. Insgesamt war es für mich dann in Summe einfach viel zu viel an dem Tag, was ich in mir aufnahm.“ Mit der Zeit und wachsenden positiven Erlebnissen wurde es jedoch schnell besser und entspannter.
„Es gibt so ein tolles Miteinander“
Was Laura am meisten gefällt, ist einfach, „dass es so ein tolles Miteinander im Haus Landskron gibt. Es ist so wie in unserer Klassengemeinschaft. Jeder ist für jeden da und es wird keiner ausgeschlossen. In dieser Einrichtung wird eine künstliche Familie gebildet. Die Bewohner fühlen sich wohl und sagen ‚Das ist mein Zuhause‘. Alle zwei Wochen fahren sie Samstag und Sonntag nach Hause zu den Eltern.“ Lauras Kollegen sind sehr unterstützend, und sie selbst darf sehr viel machen: „Am Dienstag gibt es eine Aktivgruppe. Da kann ich immer etwas mit den Bewohnern zusammen machen, etwa einen Spaziergang oder eine Schnitzeljagd.“ Auch im Team gefällt es Laura total gut. Eine Herausforderung für sie ist der korrekte Umgang mit den Bewohnern des Hauses: „Oft habe ich Angst, dass ich etwas falsch mache, dass ich mich den Bewohnern gegenüber falsch verhalten könnte. Das ist die größte Herausforderung für mich. Es kann aber nicht viel passieren. Man hat trotzdem Angst.“ Als Veranschaulichung bringt Laura ein Beispiel: „Ich habe einmal eine Frau angesprochen und sie beim Kochen gelobt. Da hat sie plötzlich ihre Augen übergedreht. Ich habe gedacht, dass ich irgendetwas Falsches gesagt habe.“ Laura ist daraufhin direkt zu ihr gegangen, und es stellte sich heraus, dass das nicht mit Absicht geschehen ist.
„Die Menschen haben Erfolg“
Das Praktikum findet Laura „einfach wunderschön: Ich merke, dass die Menschen Erfolg haben und ich denke dann: ‚Da hat sich irgendwie etwas verbessert, zum Beispiel beim Krankheitsbild. Jemand hat wieder mehr zu sich gefunden, und das Strahlen von den Leuten lässt mich auch strahlen.“ Zu den Krankheitsbildern im Haus Landskron zählen vorwiegend Depressionen und Schizophrenie, aber auch Alkohol- und Drogensucht.
„Es darf einmal nicht gut gehen“
Laura über ihren Charakter: „Ich merke, dass ich sehr perfektionistisch bin. Wenn etwas einmal nicht so funktioniert, flippe ich aus. Ich sehe aber ein: ,Es darf auch einmal nicht gut laufen.‘ Mit einem Strahlen im Gesicht blickt Laura zu ihrer Lehrerin Sr. Silke-Andrea Mallmann: „Unsere Lehrerin hat gesagt: ‚Laura, es darf einmal auch nicht so laufen, wie man es gerne möchte.‘“ Mallmann erzählt: „Das Haus Landskron ist eine Einrichtung von pro mente. Das ist ein ganz besonderes Projekt in Kärnten. Im Haus Landskron arbeiten die betroffenen jungen Erwachsenen mit ihren Betreuern und den Eltern zusammen. Die Angehörigenarbeit erfolgt im Prinzip des Trialoges.“ Für das Blockpraktikum im Sommer hat Laura die Möglichkeit, wieder im Haus Landskron zu arbeiten, diesmal acht Stunden pro Tag und fünf Tage die Woche. Mallmann weiß: „Laura wird die internen Prozesse dann auch kennenlernen.“ Die Schülerin freut sich schon sehr darauf: „Ich darf dort zwei Monate bleiben. Da werde ich dann noch viel mehr Einblick in das Haus und noch mehr Aufgaben bekommen. Es freut mich sehr, dass ich dort nochmals hin darf. Ich möchte noch viel mehr sehen, was die Betreuer und Bewohner vom Haus Landskron alles machen, und das Leitbild besser verstehen.“ Lauras Praktikum lässt sich so zusammenfassen: Eine wunderschöne Erfahrung fürs Leben und für die eigene Entwicklung, die viel Freude macht und ganz nebenbei das Selbstvertrauen stärkt.
Pflichtpraktikum in der HLW der Caritas in Klagenfurt
Fünf spannende Jahre, in denen Praxiserfahrung in die Schulllaufbahn integriert ist: Das zeichnet die HLW der Caritas Kärnten in Klagenfurt aus. Ziel der Praktika ist es, während der Schulzeit erste soziale und berufliche Erfahrungen im In- und Ausland zu machen.In der 3. Klasse gibt es ein unterjähriges Praktikum mit fünf Wochenstunden an einem Tag in der Woche. Dieses findet in sozialen Institutionen statt. Zwischen 3. und 4. Klasse gibt es ein verkürztes Schuljahr bis 31. Mai, es folgen acht Wochen Sommerpraktikum zwischen Juni und August in sozialen Einrichtungen im In- oder Ausland (Erasmus+-Projekt). Zwischen 4. und 5. Klasse (Schuljahr bis 31. Mai) gibt es wieder acht Wochen Sommerpraktikum in sozialen Einrichtungen im In- oder Ausland.
Informationen über das Angebot der Caritas-Schulen:
5-jährige HLW der Caritas Kärnten:
https://hlw.caritas-kaernten.at
Ein Überblick über alle vier Schultypen:
www.caritas-schulen.at
Autor:Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag |
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