Hochwasser-Katastrophe in Niederösterreich
„Dankbar, dass wir einander unterstützen“
Flächendeckendes Hochwasser, überschwemmte Kanäle, eisige Temperaturen: Die Unwetter in Niederösterreich stellten zahlreiche Einsatzkräfte vor Herausforderungen. „Sonntag“-Redakteurin Carina Müller war live dabei und half als Teil des Katastrophenzuges Völkermarkt-Wolfsberg mit. Alexandra Hogan
Die Bilanz ist verheerend: Eine Woche nach Abklingen der extremen Regenfälle stehen in Niederösterreich immer noch mehrere Gemeinden unter Wasser. Fünf Todesopfer forderte das Hochwasser, Hunderte Familien können nach wie vor nicht zurück in ihre Häuser.
„Sonntag“-Redakteurin Carina Müller war mit dem Katastrophenzug Völkermarkt-Wolfsberg vergangene Woche vor Ort. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehren Kühnsdorf und Bleiburg rückte sie für einen knapp 40-stündigen Einsatz nach Pottenbrunn aus. Im St. Pöltener Stadtteil war die Lage besonders dramatisch. Gemeinsam mit dem Bundesheer und der örtlichen Feuerwehr arbeitete der Kärntner Katastrophenzug daran, die Überschwemmungen einzudämmen.
„Letztes Jahr haben wir in Kühnsdorf erlebt, wie es ist, wenn der Ort überschwemmt ist. Aber das, was wir in Niederösterreich erlebt haben, war schlimmer“, sagt die Redakteurin.
Der Unterschied: In Pottenbrunn waren die Überschwemmungen nicht punktuell, sondern flächendeckend. Ein Dammbruch verschlimmerte die Lage drastisch. „Wenn das Wasser überall steht, dann wird das Abpumpen natürlich schwieriger“, sagt Müller. Sogar das örtliche Feuerwehr-Haus musste evakuiert werden.
Wind, Wasser und Kälte
Als im vergangenen Jahr die andauernden Regenfälle zu Überschwemmungen geführt hatten, kamen niederösterreichische Einsatzkräfte, um in Kärnten zu helfen. Mit ihrem Einsatz in Pottenbrunn wollte Carina Müller für die erhaltene Hilfe Danke sagen und auch etwas zurückgeben.
Die Tatsache, dass fünf Menschen aufgrund des Hochwassers ihr Leben verloren, beschäftigte natürlich auch die Kärntner in Niederösterreich. Müller: „Das hat man auf jeden Fall im Hinterkopf, aber wenn wir gerade im Einsatz sind, dann funktionieren wir einfach. Gott sei Dank sind wir alle wieder heil nach Hause gekommen“, sagt die Redakteurin.
Nicht nur das allgegenwärtige Wasser – deutlich über 300 Liter Regen pro Quadratmeter –, sondern auch Kälte und eisiger Wind machten der rund 80-köpfigen Abordnung aus Kärnten zu schaffen. „Wir Mitglieder des Katastrophenzuges nehmen zwar Wechselwäsche mit, aber auch die ist schnell durchnässt. Ab einem gewissen Punkt spürt man seine Hände nicht mehr“, erzählt die Bleiburgerin.
Ein weiteres Problem: Aufgrund der extremen Wassermassen funktionierte die Abwasserversorgung in Pottenbrunn nicht mehr; häusliche Sanitäranlagen wurden deswegen unnutzbar. Die Einsatzkräfte mussten mobile Toiletten für die Bevölkerung aufstellen.
Ohne Freiwillige geht es nicht
Was von dem Einsatz bleibt? „Dankbarkeit, dass wir in Österreich leben, dafür, dass vieles funktioniert und dass wir einander unterstützen“, sagt Carina Müller. Bei all dem Schwierigen seien die Solidarität und die Hilfsbereitschaft in Österreich beeindruckend. Das schließe auch die vielen Arbeitgeber ein, die ihre Mitarbeiter für die Zeit des Einsatzes in Niederösterreich freistellten. Ohne den Einsatz von Freiwilligen seien Katastrophen wie die der letzten Wochen kaum bewältigbar.
Für die Zukunft wünscht sich die Bleiburgerin, dass die Politik Vorkehrungen trifft: „Den Klimawandel dürfen wir nicht leugnen. Er führt schlichtweg zu mehr Unwettern. Als Land müssen wir darauf vorbereitet sein.“
Akuthilfe-Spenden für die Hochwasser-Betroffenen sammelt die Caritas St. Pölten.
Nähere Infos gibt es im Internet unter: www.caritas-stpoelten.at/akuthilfe-hochwasser
Autor:Carina Müller aus Kärnten | Sonntag |
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