Zwischenzeiten - Gedanken von Sr. Silke Mallmann CPS
Mach mal Pause
"Jetzt machen wir zehn Minuten Kaffeepause, und in dieser Zeit lesen Sie bitte den folgenden Artikel." Die Stimme der Referentin im Onlineseminar klang bestimmt. Ich dachte, ich höre nicht recht. Hatte sie nicht etwas von Pause gesagt? Hatten nicht schon Roy Black und Anita vor gefühlt hundert Jahren geschmettert: „Das Schönste am ganzen Tag, das sind die Pausen!“
Unser Tag, unsere Woche, unser Leben braucht Pausen: Zwischenzeiten, in denen wir unsere Tätigkeit unterbrechen und innehalten. Ein altmodisches Wort: Innehalten. Es beschreibt einen Zustand des Zu-sich-selbst-Kommens, des Ganz-bei-mir-Seins. Wenn ich mir nicht bewusst diese Zeit nehme, geht mir Fähigkeit dazu verloren. Oft sind selbst die Pausen mit Erledigungen gefüllt, mit lebensnotwendigen Handlungen wie Essen, Trinken, Austreten und dem Abarbeiten wischenzeitlich eingegangener Mails. Die Pause als Möglichkeit, kurz sich selbst zu spüren, wird zum Luxus. „Nicht das Vielwissen sättigt die Seele, sondern das Verkosten der Dinge von Innen her“, erkennt der hl. Ignatius. Innehalten eröffnet die Möglichkeit, Menschen, Situationen und mich selbst aus meiner Innenperspektive wahrzunehmen, etwas mir zu Herzen zu nehmen, zu reflektieren mit den inneren Augen. Dabei entstehen neue Sichtweisen, neue Fragen und Antworten, neue Denkmuster und Haltungen. Dabei tauche ich von der Oberfläche in die Tiefe und erkenne Wesentliches. Die kleinen Pausen während des Tages, im Gespräch, in der Musik, die Leerzeile vor dem nächsten Abschnitt im Buch sind Einladungen an uns, wesentlich zu werden. Sie sind Kostbarkeiten unseres Lebens. Lassen wir sie uns nicht nehmen!
Sr. Silke Mallmann CPS, Missionskloster Wernberg
Autor:Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag |
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