Fasten im Advent
Eine Zeit für Körper, Geist und Seele
Der Advent hat in unserer heutigen Gesellschaft seine ursprüngliche Bedeutung verloren und ist zu einer Zeit der Völlerei und des Stresses geworden. Das nahezu vergessene Adventfasten hilft, Körper, Geist und Seele wieder zu reinigen.
von Carina Müller
Die Adventszeit sollte eine besinnliche Zeit sein – eine Zeit für die Familie, eine Zeit, um zur Ruhe zu kommen, und eine Zeit zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest – die Geburt von Jesus Christus. Doch die Konsumgesellschaft hat alle fest im Griff. Die Jagd nach Geschenken und das maßlose Essen und Trinken von süßen Backwaren und Alkohol beginnt. Die ursprüngliche Bedeutung des Advents ist verloren gegangen. Viele Menschen leiden unter den Stressfaktoren, denen sie zu dieser Zeit ausgesetzt sind. Das fast vergessene Adventfasten soll dabei helfen, Körper, Geist und Seele zu reinigen.
Die vergessene Fastenzeit
Wenn man das Wort „fasten“ hört, kommt einem meist die Fastenzeit vor Ostern in den Sinn. Doch auch der Advent ist ursprünglich eine Zeit des Fastens. Liturgisch kann man das an den Gewändern der Priester sehen: „Die liturgischen Gewänder sind violett. Violette Gewänder trägt man eigentlich nur in der besinnlichen Zeit – in der Fastenzeit vor Ostern und im Advent. Sonst trägt man in der ganzen liturgischen Jahreszeit nie violette Gewänder, außer bei Begräbnissen oder bei der Beichte“, so Hans-Peter Premur, Bischofsvikar für Schöpfungsverantwortung, interreligiösen Dialog und Migration sowie Hochschulseelsorger an der Universität Klagenfurt.
Die Adventszeit als Fastenzeit ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Vergessenheit geraten und genau zum Gegenteil geworden: „Der Advent ist im Grunde zum ‚Konsummonat‘ geworden. Das Adventfasten ist ein Kontrapunkt“, fährt Premur fort.
Fasten für Körper, Geist und Seele
Das Fasten beinhaltet zwei wesentliche Komponenten: die Gesundheit und die Spiritualität. Hans-Peter Premur beschreibt: „Wenn die Tage kürzer werden, die Sonne ihrem Tiefpunkt zustrebt und alles auf die große Wende wartet, genau in dieser Zeit kann Fasten Sensibilität fürs Licht bringen. Wer diese Erfahrung macht, weiß, dass die Entdeckung dieser Zeitqualität vor Weihnachten einer inneren Befreiung gleichkommt. Ausstieg aus dem Trubel, aus der Zuckerabhängigkeit, der vorgezogenen und übertriebenen ‚Weihnachtsfeiern‘.“
Das Buchinger/Lützner Fasten
In der Katholischen Hochschulgemeinde findet auch heuer wieder ein Adventfasten statt – dieses in Form eines Heilfastens von Buchinger/Lützner: „Ich veranstalte eine Hybridveranstaltung zum Adventfasten. Wir beginnen am 26. November in der Kirche in Krumpendorf mit einem Vortrag zum Thema. Eine Woche später starten wir mit dem Fasten.“ Das Buchinger/Lützner Fasten ist eine Art des Heilfastens und wurde nach den zwei Ärzten benannt, die es gegründet haben. Während des Fastens werden nur Flüssigkeiten zu sich genommen, so wird der Prozess der Autophagie – eine Art der Zellreinigung – besonders effektiv genützt.
23/1 Intermittierendes Fasten
Auch Wilma Bürger nutzt die Autophagie in ihrer eigens konzipierten Fastenmethode „23/1“. Die Kombination aus intermittierendem Fasten und einer gesunden und basischen Ernährung ist das Geheimrezept der Fastenbegleiterin: „2007 habe ich zuerst mit dem Heilfasten gestartet, bis ich meine eigene ‚Fasten-Formel‘ entwickelt habe – die 23/1 Methode. Diese ist ein intermittierendes Fasten, bei welchem man mit einer basischen Mahlzeit pro Tag durch den Tag kommt und in den restlichen 23 Stunden Wasser und Tee trinkt.“ Selbst kochen muss man dabei nicht unbedingt, denn man kann das Essen mit der „boxtogo“ direkt bei Wilma Bürger abholen und zu Hause genießen. In die Arbeit wird ab 5 Teilnehmern oder Teilnehmerinnen sogar geliefert. Doch warum ist die Mahlzeit basisch? Bürger erklärt: „Die basische Ernährung ist deswegen mein Fokus, weil so viele Beschwerden, die wir im Alltag haben, Übersäuerungserscheinungen sind – ob das Schlafstörungen, Hautprobleme, Verdauungsprobleme, Ausschläge, Neurodermitis oder Unverträglichkeiten sind. Diese Beschwerden werden um ein Vielfaches besser, wenn man fastet oder sich basisch ernährt. ‚23/1‘ vereint beides.“ Basische Lebensmittel sind pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse. Tierische Produkte, wie Fleisch, Eier oder Käse, verarbeitete Lebensmittel und andere Stressfaktore, wie z. B. wenig Schlaf, sind hingegend säurebildend. Das kann im Folgeschluss zu einer Übersäuerung des Körpers führen.„Das Besondere an 23/1 ist, dass die Mahlzeit direkt von mir zubereitet wird, basenbildend ist und der ganze Nährstoffbedarf mit dieser einen Mahlzeit abgedeckt wird. Hinzu kommt noch das intermittierende Fasten, das dem Körper sowieso schon etwas Gutes tut“, so Bürger. Auch generell sollte man in der kalten Jahreszeit auf basische Ernährung bauen und vor allem wärmende Speisen zu sich nehmen. Doch Süßigkeiten sind nicht ganz verboten, sollten aber aus wertvollen Zutaten gemacht sein. Passend zur Adventszeit gestaltete die Ernährungstrainerin einen eigenen Adventkalender: „Für jeden Tag gibt es ein neues Backrezept, das man mit wertvollen Zutaten und Grundstoffen nachbacken kann. Diese wertvollen Zutaten schmeckt man im Ergebnis.“
Autor:Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag |
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