Mützen fürs ganze Jahr
Edle Handarbeit aus dem Gailtal

Foto: christine weeber
4Bilder

Der „Sonntag“ besuchte eine Gailtaler Designerin für Kindermode und wagte einen Blick in ihren beachtlichen Ausstellungsraum in Treßdorf. Mittlerweile ist die flexible Schneiderin über die Grenzen des Gailtals hinaus bekannt. von Christine Weeber

Verena Egger nimmt das Sachunterrichtsheft ihres 9-jährigen Sohnes Johannes in die Hand und mustert, ob alles passt. Danach geht es wieder in ihren Arbeitsraum im eigenen Haus mitten im Gailtaler Ort Treßdorf. In diesem befinden sich ein Stofflager, Nähmaschinen, ihr Schneidetisch sowie ein eigener Ausstellungsraum für die Kundschaft. Die Schneiderei ist Verena Egger, eigentlich aus Rattendorf im Gailtal, förmlich in die Wiege gelegt worden: Die 37-Jährige erlernte schon im Alter von zehn Jahren das Nähen bei ihrer Mutter, einer ausgebildeten Handarbeitslehrerin, und ihrer Tante, einer Schneiderin. Seitdem ist viel passiert. Verena absolvierte zuerst die landwirtschaftliche Fachschule Ehrental und danach das Centrum Humanberuflicher Schulen des Bundes in Villach (CHS). Nach fünf Jahren schloss sie diese mit Matura und der Ausbildung zur Damenkleidermacherin ab. Daraufhin verschlug es sie nach Kitzbühel, wo sie als Schnittzeichnerin und Schnittdirektrice, bei einer bekannten Modefirma arbeitete – bis sie sich für ein Leben in Treßdorf im Gailtal und den Kinderwunsch entschied.

Als Mutter zur Modeschöpferin
„Durch die Geburt meines ersten Kindes erhielt ich die Idee, Kindermode zu nähen“, erinnert sich die 2-fache Mutter. Dank zahlreicher Mundpropaganda in ihrem Umfeld wurde die Schneiderin langsam auch zur Kleinunternehmerin. Heute näht sie hauptsächlich Kinderbekleidung, sprich Kindermode – von bunt bis trachtig. Verena Egger ist seit 2016 selbstständig und arbeitet im Haus der Familie in Treßdorf im Gailtal. Oft kommt die Kundschaft zu ihr nach Hause. Dort steht immer schon passende Mode zum Kauf bereit. Kunden können sich aber auch den Stoff für ihre Wunschkleidung zuerst selbst aussuchen: „Ich nähe auch Trachtenmode, Röcke und Dirndlkleider für Erwachsene“, so Egger. „Der Stoff wird hauptsächlich online bestellt oder in einem großen Stofflager in Klagenfurt ausgesucht.“ Mittlerweile hat sie an die tausend Mützen für jede Jahreszeit und Unmengen an Stirnbändern genäht. Insbesondere die Stirnbänder werden in allerlei Farben und Mustern in einem ADEG Geschäft im nahen Kirchbach zum Verkauf angeboten. „Der Anfang war jedoch sehr schwierig“, gesteht Verena Egger, dennoch konnte sie Familie und Beruf bestens vereinbaren – so wird täglich für die Familie gekocht. Ihr Partner, ein Gailtaler Forstfacharbeiter, achtet und schaut auf die gemeinsamen Kinder, wenn sie auf Märkten, besonders auf Kärntner Kunstmärkten – etwa am Weissensee, in Gmünd, am Ossiacher See oder beim Dämmershopping in Hermagor – vertreten ist. Auch Gäste von auswärts zeigen häufig reges Interesse an ihrer Mode.

Ideen kommen beim Bummeln

Wenn die Schneiderin durch Geschäfte streift, kommen ihr die besten Ideen. Einmal sind es interessante Stoffe, dann wieder Motive, Spitzen oder Rüschen, die ihre Fantasie anregen. Am schönsten ist es, ihre eigenen Werke auf der Straße zu sehen: „Es freut mich immer, wenn ich ein Kind mit einer meiner Mützen oder Erwachsene mit meinen Stirnbändern sehe. Das sind Erfolgserlebnisse!“, freut sich Egger. Nach wie vor hat die Designerin viel Spaß daran, ihre beliebten Baumwoll-Mützen zu nähen. Zuerst nimmt sie das Schnittmuster, legt es auf den Stoff und befestigt es mit Stecknadeln, dann wird ausgeschnitten. Auf der Innenseite wählt sie immer einen einfärbigen Stoff. Als Abschluss wird oft ein Glöckchen angebracht. Wintermützen werden mit Fleece gefüttert. „Wenn ich den Stoff habe, überlege ich mir, was daraus wird. Gleichzeitig höre ich gerne Musik.“ In diesem Jahr sind bei Kindern Muster mit Traktoren, Baggern und Einhörnern beliebt. Die Mützen kosten zwischen 12 und 20 Euro.

Unterstützung in der Pandemie
Während der Pandemie war es nicht immer leicht für die Schneiderin: „Die Tage habe ich zuhause mit Homeschooling gemeisterz. Mit den Masken konnte ich mich gut darüber retten“, gesteht die engagierte Kleinunternehmerin von „enanäh“. „In der Pandemie wurde ich stärker von der Kundschaft unterstützt als sonst. Man fördert wieder nach längerer Zeit die heimischen und kleineren Betriebe im Tal.“ Sie ist die einzige Schneiderin von Kindermode im Oberen Gailtal. „Ich setze sehr auf Qualität.“ Gerade deshalb ist die Resonanz bei ihren Kunden sehr groß. Verena Egger geht teils mit der Mode, teils setzt sie ihre eigenen Ideen um. „Mittlerweile kann man gut davon leben“, sagt Egger. Dennoch arbeitet sie als Ausgleich einmal die Woche als Kellnerin in Kirchbach: „Dann komme ich immer mit anderen Leuten ins Gespräch. Ich kann mir die Zeit selbst einteilen und bin flexibel. Sonst könnte ich nicht täglich mit meinen Kindern lernen oder einfach bei ihnen sein.“ Johannes (neun) und Marlene (sieben) werden evangelisch erzogen. „Wir versuchen, die Werte des Glaubens weiterzugeben.“

Ein neues Zuhause
Mittlerweile ist Treßdorf ihr neues Zuhause geworden. „Ich fühle mich hier wohl.“ Ihre Freizeit verbringt sie mit Schifahren, Wandern oder Malen. „In Treßdorf habe ich viele Bekannte, man redet miteinander in der Nachbarschaft, nimmt sich etwas Zeit für den anderen.“

INFORMATION
Verena Egger ist Kindermodendesignerin in Treßdorf. „Vom feschen Dirndl“ bis hin zu einer „lässige Pumphose“ sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Kontakt: Treßdorf 10, 9632 Kirchbach; Homepage: www.ena-naeh.business.site; E-Mail: verena.egger.naehen@gmx.at; Tel.: 0650/6752354

Autor:

Carina Müller aus Kärnten | Sonntag

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ