Corona-Virus in Laos:
Abschottung und bedrohte Menschenrechte

Übergabe von Spenden an arme Menschen. | Foto: Foto: Foundation for helping the poorest
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Scherze über das Corona-Virus sind in Laos per Gesetz verboten. Wer über den aktuellen Umgang mit dem Virus im Land bloggt oder in sozialen Medien postet, kann verhaftetet werden. Die Regierung in Laos nutzt die aktuelle Lage und den Ausnahmezustand für ihre eigenen Interessen und baut ihren Kurs zur Einschränkung der Bürgerrechte weiter aus.

In Laos steht das öffentliche Leben still. Das Land befindet sich bis vorerst 3. Mai im kompletten Shutdown. Die Leute sind angehalten, nur für dringende Besorgungen das Haus zu verlassen. Regierungsbüros, die nicht unbedingt notwendig sind, sind geschlossen oder die Mitarbeiter arbeiten im „Homeoffice“. Gleiches gilt auch für sämtliche Nichtregierungsorganisationen (NGO). Es wurden alle Grenzen zu den Nachbarländern geschlossen, sie sind nur für den Warenverkehr offen. Der öffentliche Verkehr wurde komplett eingestellt. Alle privaten Kliniken mussten schließen.

Auch in Laos haben derzeit alle Schulen und Universitäten geschlossen. Wenn Lernen zu Hause schon in Österreich oft nicht einfach ist, so ist es in Laos noch ungleich schwieriger. In vielen Dörfern gibt es keinen Strom, geschweige denn Zugang zu Internet oder Computern, es gibt nur wenige Smartphones. Dazu kam, dass die Schulschließungen sehr überraschend erfolgten, sodass die LehrerInnen nicht genügend Zeit hatten, um Hausübungen für längere Zeit vorzubereiten.

Gesundheit und Quarantäne
Das Gesundheitssystem in Laos selbst ist schlecht, zum einen, was das im Land befindliche Equipment betrifft, zum anderen aber auch in Bezug auf die Ausbildung des medizinischen Personals. Insbesondere die medizinische Versorgung am Land ist mangelhaft. Testungen auf das Virus haben bisher kaum stattgefunden – wohl auch, weil die Testkits im Land gar nicht in ausreichendem Maße verfügbar sind. Offiziell wurden bis Sonntag, den 19. April, 19 Personen positiv auf COVID-19 getestet. Laos hat insgesamt erst 1.333 Personen getestet. Der Großteil davon waren Personen, die aus dem benachbarten Ausland ins Land eingereist sind.

Mehrere 10.000 Menschen sind mit Beginn der Krise aus dem benachbarten Thailand nach Laos zurückgekehrt, weil sie ihre Arbeit in Thailand verloren haben. Sie müssen sich in eine 14-tägige Quarantäne begeben, dafür wurden extra Quarantänezentren eingerichtet. Die Situation in diesen Zentren entspricht allerdings keineswegs hygienischen Mindeststandards, auch „social Distancing“ ist ob der Enge nicht einzuhalten. Viele Menschen fürchten daher, dass sie sich erst in diesen Zentren mit dem Virus infizieren. Ausgenommen von den Quarantänemaßnahmen allerdings sind tausende Chinesen, die seit einigen Jahren in Laos investieren und arbeiten.

In Österreich ist das Tragen von Gesichtsmasken derzeit u. a. beim Einkauf und in öffentlichen Verkehrsmitteln verpflichtend. Masken werden zum Teil bereitgestellt, selbst genäht, sind für uns grundsätzlich verfügbar. Weltweit gibt es einen Engpass an Masken, Desinfektionsmitteln, aber auch den Testkits, um Infektionen feststellen zu können. Wer zahlen kann, bekommt auch Lieferungen. In Laos sieht es somit schlecht aus: Die Preise für Masken sind von rund 3 US-Dollar pro 50 Stück auf 17 bis 20 Dollar gestiegen. Erhältlich sind sie kaum, genauso wenig wie Desinfektionsmittel.

Versorgung der Landbevölkerung
Allein gelassen wurde die Bevölkerung am Land schon bisher. Das Corona-Virus verschlechtert die Lage: Es fehlen nun auch noch die Einnahmen von Familienmitgliedern, die ins nahe gelegene Ausland ausgewandert waren, um dort zu arbeiten. Sie haben ihre Arbeit verloren und sind nun zurück in ihrer Heimat. Um sich zu ernähren greifen die Menschen auf die derzeit vorhandenen Ressourcen zurück, insbesondere Reis. Doch auch dieser muss vielfach zugekauft werden, nachdem es für die arme Bevölkerung an Anbauflächen zur eigenen Versorgung fehlt.

Durch das schlechte medizinische Versorgungsystem ist nicht anzunehmen, dass die Kampagnen der Regierung in den Städten für mehr Hygiene, häufigeres Händewaschen etc. auch tatsächlich in den Dörfern ankommen. In den von Welthaus unterstützten Projekten wird versucht, Bewusstsein für die Hygienemaßnahmen zu schaffen – derzeit verstärkt über Mobiltelefone.

Auch wenn von Regierungsseite darauf geachtet wird, dass vor allem für das Grundnahrungsmittel Reis der Preis nicht steigt, ist davon auszugehen, dass er sich im Laufe der nächsten Wochen erhöhen wird – wie es bereits bei Masken und Hygieneprodukten der Fall war.

Verletzungen der Menschenrechte
Die Menschenrechtssituation wurde in Laos von internationalen Beobachtern und Hilfsorganisationen schon vor der Corona-Krise als äußerst schwierig eingestuft. Auch das verschärft sich nun: Es wurden in Laos in den letzten Wochen bereits Personen festgenommen, die kritische Inhalte in sozialen Medien geteilt hatten. Ebenso wurde mindestens ein Blogger/Facebooknutzer verhaftet, der die Situation in den Camps für die heimgekehrten Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem Ausland kritisiert hatte.

Informationen aus dem Land selbst sind sehr schwer zu erhalten. Auch mit unseren Projektpartnern selbst können wir die aktuelle Lage so gut wie nicht besprechen.

Die UN-Sonderbeauftragen für Menschenrechte und Umwelt wie auch für Versammlungsfreiheit haben dazu aufgerufen, dass Regierungen die derzeitige Situation nicht dazu nutzen dürfen, die Menschenrechte in den betroffenen Ländern weiter einzuschränken. Gerade das trifft auf Laos zu, wo es immer wieder zu massiven Menschenrechtsverletzungen kommt und Menschen, die auf Missstände aufmerksam machen, verhaftet werden oder schlichtweg verschwinden. Die derzeitige Situation in Laos mit Ausgangssperren und Kontrolle über soziale Medien lässt befürchten, dass kritische Stimmen weiter zum Schweigen gebracht werden.

Quellen (Stand 20. April 2020):

  • http://www.vientianetimes.org.la/
  • https://www.rfa.org/english/news/vietnam/facebook-04132020154643.html
  • https://www.smh.com.au/world/asia/cambodia-is-using-coronavirus-as-an-excuse-for-human-rights-abuse-20200415-p54jxz.html
  • https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=2ahUKEwjT7_jm9PboAhXGfMAKHXq1BNwQFjAAegQIBBAB&url=https%3A%2F%2Ftbinternet.ohchr.org%2FTreaties%2FCCPR%2FShared%2520Documents%2FLAO%2FINT_CCPR_CSS_LAO_31723_E.pdf&usg=AOvVaw0miijeqqyl48RI20-70N_z
  • https://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=25794&LangID=E
  • https://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=25792&LangID=E
  • https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=2ahUKEwjT7_jm9PboAhXGfMAKHXq1BNwQFjAAegQIBBAB&url=https%3A%2F%2Ftbinternet.ohchr.org%2FTreaties%2FCCPR%2FShared%2520Documents%2FLAO%2FINT_CCPR_CSS_LAO_31723_E.pdf&usg=AOvVaw0miijeqqyl48RI20-70N_z
Autor:

Viktoria Schichl aus Graz

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