Hirtenbrief von Bischof Benno Elbs zum „Sonntag des Wortes Gottes“.
„Das Wort ist ganz nah bei dir …“
Liebe Schwestern und Brüder,
die Bibel ist ein vielgelesenes, und doch auch ein unbekanntes Buch. Die Texte des Alten und Neuen Testaments sind für unseren Glauben und unsere Freundschaft mit Jesus von höchster Bedeutung. Mich fasziniert der Gedanke, dass sich seit Jahrtausenden Menschen versammeln, um diese Texte zu hören, über sie nachzudenken und sich zu fragen: Was bedeutet die Botschaft der Bibel für mich heute?
Sonntag des Wortes Gottes
Um die Heilige Schrift verstärkt in den Mittelpunkt zu stellen, hat Papst Franziskus den 3. Sonntag im Jahreskreis zum „Sonntag des Wortes Gottes“ erklärt. Dieser Sonntag soll dazu beitragen, den großen Reichtum der biblischen Schriften tiefer zu erschließen. Im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes soll das Wort Gottes nicht nur gehört, sondern auch gefeiert werden, z.B. durch sichtbare Platzierung des Lektionars im Kirchenraum (Inthronisation) oder durch die inhaltliche Ausrichtung der Predigt (vgl. Aperuit illis 3). Dieser Sonntag des Wortes Gottes wird nun in der ganzen Kirche zum ersten Mal gefeiert.
Dazu passt sehr gut, dass auch auf österreichischer Ebene biblische Schwerpunkte gesetzt werden. Unter dem Motto „Bibel - Hören.Lesen.Leben“ lädt die Kirche in Österreich ein, die Zeit bis 2021 als „Jahre der Bibel“ zu begehen. Dabei sollen die Menschen in verschiedenen Veranstaltungen mit der Heiligen Schrift in Kontakt gebracht werden. Auch in unserer Diözese gibt es dazu einige Initiativen. So möchte auch ich Euch einladen, immer wieder Eure Bibel zur Hand zu nehmen und z.B. einen Psalm, einen Abschnitt aus dem Evangelium oder die Texte des Sonntagsgottesdienstes zu lesen und Euch zu fragen: Was sagen mir diese Texte für mein Leben?
Gottes Wort wirkt. Das Wort Gottes stand auch beim Diözesanforum im vergangenen Oktober im Vordergrund. Dabei ist besonders bewusst geworden, dass die Bibel kein Buch für wenige Auserwählte ist. Sie ist vielmehr unser Buch (vgl. Aperuit illis 4). Wenn wir das Wort Gottes hören oder lesen, dürfen wir darauf vertrauen: Gottes Wort wirkt. Es berührt, ermutigt, tröstet und fordert heraus: zum Umdenken, zur Umkehr, besonders aber auch zur Nächstenliebe. Zudem ist das Hören der biblischen Botschaft wie ein Gespräch: Gott spricht uns an und verwandelt uns. Und wir antworten, indem wir versuchen, sein Wort in unserem Alltag zu leben.
Gott ist in seinem Wort gegenwärtig
Wie Christus in den gewandelten Gaben von Brot und Wein gegenwärtig ist, so ist er es auch in seinem Wort. In den Worten der Heiligen Schrift ist die Gotteserfahrung Israels und der Urkirche lebendig. In ihnen klopft der auferstandene Herr selber an unsere Tür, um in unser Leben zu treten. In der Feier des Wortes Gottes wird seine heilende Nähe spürbar. Aus diesem Grund hat das Zweite Vatikanische Konzil auch gesagt, dass die Kirche die Heiligen Schriften stets so hoch geehrt hat wie die Eucharistie (vgl. Dei Verbum 21). Die Sakramente und die Heilige Schrift sind untrennbar miteinander verbunden. Sie sind wie zwei Lungenflügel, die unseren Glaubensweg beleben. Durch sie erfahren wir: Gott ist da – mitten unter uns.
Wort und Leben
Der Apostel Paulus schreibt, dass der Glaube vom Wort Gottes kommt, das wir hören (vgl. Röm 10,14-18). Wer die Worte der Heiligen Schrift hört, vernimmt die Stimme Gottes selbst, der uns anspricht und uns als Gemeinde aufbaut. Für viele Menschen – so auch für mich – ist die Bibel eine tägliche Begleiterin. Ich lade Euch ein, den Sonntag des Wortes Gottes wie auch die „Jahre der Bibel“ zum Anlass zu nehmen, um in Gemeinschaft, aber auch ganz persönlich, das Wort Gottes zu lesen, zu meditieren, Euch davon berühren zu lassen und danach zu leben. In den biblischen Texten hören wir nicht verstaubte Geschichten von gestern, sondern eine Botschaft für heute, für Dein und mein Leben. „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“, sagte Jesus ganz zu Beginn seines Wirkens (Lk 4,21).
Ich wünsche uns, dass unsere Vertrautheit mit der Botschaft der Bibel wachsen möge. Denn in ihr begegnen wir Gott selbst, der unser Leben und unseren Glauben stärkt und verwandelt.
+ Benno Elbs
Bischof von Feldkirch
Autor:KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.