Bauämter- und Konservatorentagung der Diözesen
Kirchliches Bauen im Fokus
Drei Tage lang war Vorarlberg der Nabel der sakralen Bauwelt Österreichs. Fachleute aus den Bauämtern der Diözesen und Stifte sowie Konservatoren trafen sich im Bildungshaus St. Arbogast zum regen, fachlichen Austausch.
Andreas Haller
Jedes Jahr findet die Fachtagung in einer anderen Diözese statt. Heuer übernahm das Bauamt in Feldkirch die Gastgeberrolle und stellte für die 50 Teilnehmer ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine. Für Diözesanbaumeister Herbert Berchtold war es bereits die dritte derartige Veranstaltung, die unter seiner Leitung in Vorarlberg abgehalten wurde. „Jede Diözese steht vor ähnlichen Herausforderungen. Somit dient die Bauämtertagung dem Erfahrungsaustausch sowie zur Inspiration.“ Es gehe darum, die bisherige Bautätigkeit der Diözesen Österreichs - von der Kirchenrenovierung bis zum Pfarrheim-Neubau - zu reflektieren und künftige Herausforderungen zu diskutieren. Erstaunlich sei heuer gewesen, dass nicht wenige der angereisten Fachleute überhaupt das erste Mal „eine Expedition nach Vorarlberg“ gewagt hätten, schmunzelt Berchtold.
Fachvortrag
Das Programm für die Teilnehmer stand heuer ganz im Zeichen des Themas „Baukultur und kirchliches Bauen“. Demnach solle die Baukultur auch im Alltag des Bauens stets Orientierung und Richtung vorgeben, genauso wie historisch betrachtet für den Bau von Kirchen, Klöstern u. ä. nur die besten Baumeister und Handwerker engagiert wurden. „Während zur Zeit der Barockbaumeister die Vorarlberger Bauschule führend war, so ist auch heute bei uns im Land das Bauen von hoher Qualität geprägt“, erklärt Berchtold. Erster Impulsgeber war der Bregenzer Architekt Andreas Cukrowicz. Bei seinem Fachvortrag diente u. a. die von Cukrowicz und Simon Metzler entworfene Landesgedächtniskapelle unter dem Hauptschiff der Basilika Rankweil als Beispiel zeitgenössischer Architektur, die im Anschluss unter fachkundiger Führung durch den Architekten sowie Pfarrer Walter Juen und Mesner Martin Salzmann am Liebfrauenberg besichtigt wurde.
Exkursionen
In den Tagen darauf folgten Exkursionen zu den großen Bauprojekten der Diözese. Laut Berchtold sorgte beispielsweise die Neugestaltung der Basilika Maria Bildstein - präsentiert von Architekt Christian Lenz und Dekan Paul Burtscher - für Eindruck. „Vor allem die Detailausbildung und Materialisierung waren für die Teilnehmer bemerkenswert - und natürlich der Ausblick auf das Rheintal und den Bodensee.“ Nach der Führung feierten die Fachleute mit Bischof Benno Elbs einen gemeinsamen Gottesdienst in der Basilika.
Eine gewichtige Rolle nahm auch die Vorarlberger Holzbaukunst ein, die u. a. bei der preisgekrönten Kapelle Salgenreuthe in Krumbach sowie der Juppenwerkstatt in Riefensberg bestaunt wurde. Am Abschlusstag stand das vorarlberg museum auf dem Programm.
Handwerkermangel
Neben den fachlichen Beiträgen blieb den Teilnehmer/innen ausreichend Zeit, um aktuelle Herausforderungen zu diskutieren - und diese gibt es derzeit einige. Laut Berchtold wird es zunehmend schwieriger, geeignete Restauratoren - also Maler, Zimmerer oder Schlosser mit einer Meisterprüfung sowie einer Zusatzausbildung - zu finden. Die momentane Baumaterialknappheit, die so manchem Häuslebauer das Leben schwermacht sowie die damit einhergehenden Preiserhöhungen seien bei Restaurierungen eher zu vernachlässigen. Nur bei Neubauten würde diese Entwicklung eine Rolle spielen. Bei manchen Projekten gäbe es demnach bereits Verzögerungen von über einem halben Jahr. Ob sich die Situation in absehbarer Zeit entspannen wird, das vermochte niemand einzuschätzen - und wird wohl auch bei der nächstjährigen Bauämtertagung in Wien ein Gesprächsthema sein.
(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 44 vom 4. November 2021)
Autor:KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt |
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