Neues Buch über Vorarlberger Krippen erschienen. Entsprechende Ausstellung im vorarlberg museum verschoben.
Viele neue Weihnachtskrippen
Der Lockdown hat die Krippenausstellung im vorarlberg museum mit 19 Krippen von 19 Krippenvereinen verunmöglicht (Stand Dienstag 24. November). Wer sich dennoch an der Vorarlberger Krippenbaukunst erfreuen will, kann nun das ursprünglich zur Ausstellung erscheinende Buch zur Hand nehmen.
Wolfgang Ölz
Wir schreiben das Jahr 2220. Das vorarlberg museum zeigt eine Ausstellung mit 19 Krippen, die im Jahr 2020, am Zenit der Krippenbaukunst, entstanden sind. Die Menschen staunen, wie handwerklich geschickt und künstlerisch ausdrucksstark diese Krippen sind, die, hätte man sie nicht gesammelt, längst - ihrer Materialität beraubt - in digitale Archive entschwunden wären.
Liebevolle Details
Marion Flatz-Mäser vom ORF Vorarlberg, die das Projekt medial begleitete, lädt zu diesem Gedankenexperiment ein und schwärmt in ihrem Vorwort von der präzisen Technik der Krippenbauer: „Ich habe Menschen getroffen, die Meisterinnen und Meister der liebevollen Details sind: winzige Maiskölbchen mit Körnern aus Polenta, zarte Schindeln aus Altholz oder Mini-Türschlösser aus dünnem Blech, auf alt gemachte Stoffbaldachine, wunderbare Krippenbotanik, Mauerausbrüche, abbröckelnde Wände, Ziegel aus dicker Rindenborke, Baumstämme aus abgenagten Tannenzapfen … alles mit dem Ziel, die Krippe lebendig zu gestalten.“ Neben einem ausführlichen Essay von Museumsdirektor Andreas Rudigier finden sich Interviews und Porträts der Krippenbaukünstler/innen und Abbildungen der eigens geschaffenen Krippen. So wird das Lebensgefühl der Krippenbauer besonders deutlich.
Kenntnisreiche Geschichte
Andreas Rudigier entwickelt aus dem Weihnachtsevangelium (Lukas 2,4-20) die zentralen Motive der Krippendarstellung: die Geburt des Kindes, die Existenz einer Krippe, in welcher das Kind einen Platz findet, die Verkündigung an die Hirten und das Herbeieilen derselben zur Krippe. Hinzu kommen gemäß einem apokryphen Evangelium Ochs und Esel. Die Huldigung der Sterndeuter findet sich beim Evangelisten Matthäus (Matthäus 2,1-12). Der Kunsthistoriker Rudigier führt durch die Kulturgeschichte der Krippen von der ersten Krippe des heiligen Franziskus bis zum Vorarlberger Landeskrippenverband, der heute 1500 Mitglieder zählt.
Aus der Kindheit
Der Vater des Projekts „19 Krippen aus Vorarlberg“ ist der ehemalige Landeskrippenpfleger Erich Kirner, der in dieser Funktion viel rund um die sachgerechte „Pflege“ der Krippen im Land getan hat. Mit ihm führte Theresia Anwander ein aufschlussreiches Interview. Die Leidenschaft Kirners für die Krippen wurzelt in einem Kindheitserlebnis. Seine Großmutter hatte beim Christbaum auf einfaches Moos Figuren gebettet, die ihn faszinierten. Kirner hat die Ausbildung zum Krippenbaumeister schon vor Jahrzehnten nach Vorarlberg geholt: In einer Zeit, in der Tirol als das Herz des Krippenbaus galt, ein Husarenstreich.
Die im Buch versammelten Krippen der 19 Ortsvereine sind, so der Landeskrippenpfleger, in ihrer Vielfalt einmalig und einzigartig. Das Ethos der Krippenbauer sieht Kirner religiös, denn sie „verstehen sich eigentlich als Botschafter der Verkündigung der Geburt Christi“. Kirner ergänzt: „Ich selber bin auch ein religiöser Mensch. Damit hat man die Möglichkeit, in das Geschehen in der Krippe auf eine andere Art einzusteigen.“
Buch statt Museum
Im Krippenteil des Buches sind alle 19 Krippen abgebildet und Gespräche mit Krippenbauer/innen aus den 19 Krippenvereinen des Landes aufgezeichnet. Es gibt zwei klassische Typen von Krippen, die heimatliche und die orientalische Krippe. Dazu kommen noch Laternenkrippen, Fasskrippen, Miniaturkrippen, Schneekrippen und viele andere. Buch und Fotos der Krippen können einen Besuch im Museum zwar nicht ersetzen, sind in Zeiten von Corona aber eine gute Gelegenheit, die aktuelle Vorarlberger Krippenbaukunst kennenzulernen.
(aus dem KirchenBlatt Nr. 48 vom 26. November 2020)
Autor:KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt |
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