Der berühmte Heimatsohn Wolf Huber wird geehrt
500 Jahre Annenaltar
Der Feldkircher Stadtbibliothekar Dr. Hans Gruber hat als Kurator eine hervorragende Ausstellung zum großen 500-Jahr-Jubiläum des St. Annenaltars von Wolf Huber erarbeitet.
Wolfgang Ölz
Vor genau 500 Jahren wurde im Dom von Feldkirch der berühmte St. Annenaltar aufgestellt, einer der wertvollsten Kunstschätze Vorarlbergs. Der St. Annenaltar gilt als Hauptwerk des Künstlers Wolf Huber (1480-1553). Das Meisterwerk zwischen Spätgotik und Renaissance umfasst zehn herausragende Tafelgemälde, die berühmte „Beweinung Christi“, das „Schweißtuch Christi“ sowie acht Flügelgemälde zu Annalegende und Kindheit Christi.
Ein bedeutsames Werk
Die wechselvolle Geschichte des Altars und das abenteuerliche Schicksal der Flügel werden in der Ausstellung nachgezeichnet. Rekonstruktionen zeigen den ursprünglichen Zustand des Altars. Auch der erhaltene „Werkvertrag“ von 1515 ist zu sehen.
Wolf Huber lebte und arbeitete in einer Zeit des Umbruchs. Geboren in Feldkirch, dürfte er erste Kenntnisse von Hans Huber, seinem Vater oder zumindest nahen Verwandten, erhalten haben. Bald nach 1500 begab er sich auf Wanderschaft, besuchte wohl auch Norditalien, wo er prägende Eindrücke für sein späteres Werk sammelte, und ließ sich vor 1515 in Passau nieder. Dort gründete er eine Werkstatt, wurde bald zum Hofmaler des Fürstbischofs ernannt und gelangte zu Ansehen und Ruhm. In den 1540er-Jahren fungierte er als Stadtbaumeister von Passau, 1553 starb er als hochgeachteter Bürger der Stadt. Wolf Huber, mit Albrecht Altdorfer der bedeutendste Vertreter der so genannten „Donauschule“, schuf ein beeindruckendes Werk. 162 Zeichnungen, 13 Holzschnitte und 28 Gemälde sind von ihm überliefert. Man darf annehmen, dass Wolf Huber die ersten Landschaftsbilder ohne religiöse Grundierung jenseits der Alpen geschaffen hat.
Weltweit in Spitzenmuseen
Die Ausstellung will auf die noch immer unterschätzte Bedeutung des Künstlers Wolf Huber hinweisen, dessen Werk sich in über 50 Museen weltweit findet, darunter so bedeutenden Sammlungen wie dem Louvre, dem British Museum, den Uffizien, der Albertina oder dem Kunsthistorischen Museum Wien.
Zur Ausstellung:
500 Jahre St. Annenaltar. Ausstellung ab 21. Mai bis 14. November 2021 (von Fr 21. bis So 23. Mai bei freiem Eintritt), Palais Liechtenstein, Schlossergasse 8, Feldkirch.
Öffnungszeiten: Di bis Fr, 9 bis 17 Uhr, Sa u. So 10 bis 16 Uhr. Infos zu Führungen:
T 05522 304 1252, E wh500@feldkirch.at
Buch zum Annenaltar:
Bischofsvikar Monsignore Rudolf Bischof war maßgeblich daran beteiligt, dass der Annenaltar in seiner vollen Pracht 2006 im Feldkircher Dom wieder aufgestellt werden konnte. In einem wunderbaren Bändchen mit sehr guten Abbildungen stellt der ehemalige Dompfarrer Rudolf Bischof „seinen“ Annenaltar in einen großen spirituellen Zusammenhang. Neben einem exakten Textbefund zu den sprachlichen Quellen ist es der genaue Blick des Theologen Rudolf Bischof, der dieses Bändchen zu einem bibliophilen Juwel macht. Auch die kunsthistorische Verortung des Annenaltars und viel Detailwissen zum geheimnisumwitterten Leben des Feldkircher Heimatsohnes Wolf Huber, der in den Diensten des Bischofs von Passau stand, geben spannende Einblicke.
Fein arbeitet Rudolf Bischof die symbolische Auffassung der Landschaft bei der Beweinung Christi heraus, wenn er schreibt, dass die stille Trauer der Menschen im bleifarbenen Himmel aufgenommen wird. Und: „Das alles überragende Kreuz zeigt wie ein Wegweiser auf den Lichtweg, der zum Himmel, zur Auferstehung führt.“
Rudolf Bischof: Annenaltar von Wolf Huber. Eine spirituelle Annäherung. Herausgeber: Dompfarre St. Nikolaus, Feldkirch, 2021, S. 79, € 22.-. Erschienen als Sonderband der Schriftenreihe „Quellen und Untersuchungen des Archivs der Diözese Feldkirch“. Erhältlich im Schattenburgmuseum in Feldkirch, T 05522 304 3510.
(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 19 vom 13. Mai 2021)
Autor:KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt |
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