Auf ein Wort
Kein Spielzeug

Die USA werden seit Tagen von teils exzessiv gewalttätigen Protesten ­erschüttert. Auslöser war der Polizei-„Mord“ am Afroamerikaner George Floyd. Präsident Donald Trump will das Militär gegen Demonstranten einsetzen, um die „Akte von inländischem Terror“ schnell zu beenden. Nach einer Ansprache vor dem Weißen Haus ließ Trump am Montagabend Demonstranten von der Polizei - teilweise unter Einsatz von Tränengas - zurückdrängen, um zur nahegelegenen St. John‘s Kirche zu gehen. Dort posierte er mit einer Bibel in der Hand für Fotografen.
Mariann Edgar Budde, die für das Gotteshaus zuständige Bischöfin der (anglikanischen) Episkopalkirche, war entsetzt: „Der Präsident benutzte gerade eine Bibel, den heiligsten Text der jüdisch-christlichen Tradition, und eine der Kirchen meiner Diözese ohne Erlaubnis als Hintergrund für eine Botschaft, die im Widerspruch zu den Lehren Jesu und allem steht, wofür unsere Kirchen stehen.“ Auch James Martin, Jesuit, Autor und Vatikan-Berater, twitterte: „Lassen Sie es mich klar sagen. Das ist empörend. Die Bibel ist keine Requisite. Eine Kirche ist kein Fototermin. Religion ist kein politisches Werkzeug. Gott ist nicht Ihr Spielzeug.“
Denn ­es ist klar: ­Die ­verbale Gewalt und die Provokationen Donald Trumps erzeugen nur eines: weitere Gewalt.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 23 vom 4. Juni 2020)

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