Auf ein Wort
Bin ich „lost“?
Das deutsche Jugendwort des Jahres 2020 ist „lost“. Das englische Wort ist das Partizip Perfekt von „to lose - verlieren“. „Lost“ wird in der deutschen Jugendsprache in verschiedenen Situationen verwendet. Ein Mensch, der lost ist, ist ahnungslos, verloren, hat keinen Plan und weiß nicht, was momentan passiert.
Im Corona-Lockdown im Frühjahr haben sich Jugendliche tatsächlich oft verloren, eben „lost“, gefühlt. Durch Abstandsregeln und Versammlungsverbote brachen plötzlich die Kontakte zu Freund/innen oder Großeltern ab - oder veränderten sich gravierend. Auch Heim-Bewohner/innen und Krankenhaus-Patient/innen waren von einer Woche auf die andere von ihren Angehörigen großteils isoliert.
Wir alle waren und sind oft genug überfordert von der Flut an Informationen, Infektionszahlen, 7-Tage-Inzidenzen, Fakten, aber auch Lügen. Ständig neue Regeln wegen der sich ständig verändernden Lage. Was im Frühjahr aber noch vergleichsweise glimpflich abging, rückt für viele nun in der zweiten Corona-Welle näher: Infektionen in der Verwandtschaft, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz oder sogar im eigenen Haushalt. Corona wirkt als gesellschaftlicher Spaltpilz und die Appelle von oben fruchten kaum mehr.
Gründe genug, lost zu sein?
(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 44 vom 29. Oktober 2020)
Autor:Dietmar Steinmair aus Vorarlberg | KirchenBlatt | |
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