Eröffnung der Gebhardswoche mit Bischof Benno Elbs
Jesus auf die Finger schauen
Bischof Benno Elbs sprach in seiner Predigt zum Gebhardsfest darüber, wie wichtig die Besinnung auf die Wurzeln des Christentums ist. Ca. 280 Menschen nahmen an der Messe am Gebhardsberg am vergangenen Freitag teil.
Zu Beginn seiner Predigt verwies der Bischof auf eine Aussage des tschechischen Theologen Halík. Für diesen stehen die leeren Kirchen während der Lockdowns sinnbildlich für jene Leere, die viele Menschen in der Kirche finden: Die Verkündigung scheine zu einer hohlen Rede geworden zu sein und auch der reiche Schatz an Spiritualität und Lebensweisheit, den die Kirche zu bieten hat, sei tief verschüttet. „Wie kann dieser Schatz wieder freigelegt und zugänglich gemacht werden?“, fragte Bischof Benno Elbs. „Durch den Blick auf unsere Gründungsgeschichte, d.h. auf das Evangelium und die Person Jesu. Wenn wir von der Zukunft unserer Glaubensgemeinschaft reden, müssen wir zuerst Jesus auf die Finger schauen.“
Das Tagesevangelium von der Heilung des Aussätzigen gebe wesentliche Impulse dazu. In der damaligen Zeit wurden Aussätzige von der Gesellschaft ausgeschlossen. Jeder Kontakt zu anderen war den Kranken verboten. Als der Aussätzige zu Jesus kam und um Hilfe bat, war dessen erste Reaktion: „Jesus hatte Mitleid mit ihm“ (Markus 1,41a). Diese Übersetzung sei aber zu schwach, sagte der Bischof. Wortwörtlich müsste es heißen: „Jesus war von der Bitte des Aussätzigen bis in seine Eingeweide erschüttert. Jesus heilte Menschen, weil er innerlich von ihrer Situation erschüttert war.“ André Heller sagte einmal: „Die Weltmuttersprache ist das Mitgefühl.“ Diese Sprache dürfe man nie verlernen, nahm der Bischof den Gedanken auf für die Bedürftigen der heutigen Zeit. „Denn sie ermöglicht, mit den Menschen und auch mit der Natur innig und liebevoll verbunden zu sein.“
Die Erzählung von der Heilung des Aussätzigen geht damit weiter, dass Jesus den Kranken berührte. „Denn Jesus weiß: Berühren ist heilsam.“ Damit machte Jesus noch etwas anderes deutlich: „Er reißt Barrieren nieder. Jesus geht an den Rand und macht den Rand zum Zentrum seiner Botschaft vom Reich Gottes.“
Durch die Heilung holte Jesus den Kranken wieder in die Gesellschaft und in das Leben zurück. „Der Aussätzige kann wieder lieben und sich lieben lassen und jene Liebe, die ihm geschenkt wird, an andere weitergeben. (...) Den Aussätzigen wieder zu einem Liebenden zu machen - das scheint das eigentliche Ziel dieser Heilungsgeschichte zu sein. Wer die Liebe Jesu erfährt, kann nicht anders, als die Liebe zu erwidern, sie in Gebet und Meditation zu suchen und das eigene Leben auf Christus auszurichten.“
Als Gemeinschaft von Christen müssen wir uns immer wieder fragen, ob wir es wie Jesus machen, appellierte der Bischof. „Eine Kirche, die auf diesem Fundament aufbaut, wäre nicht an einem toten Punkt, sondern in einer guten Spur unterwegs“, schloss er die Predigt.
Die Predigt in Gesamtlänge finden Sie auf: www.bischof-von-feldkirch.at/im-wortlaut
Autor:KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt |
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