Heilige Gräber, Fastenkrippen und Fastentücher
Fast zum Anfassen
Auch wenn Schokohasen und Co. vielleicht etwas anderes nahelegen: Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Und wer könnte das besser veranschaulichen, als Fastentücher, Fastenkrippen und Heilige Gräber. Auch in Vorarlberg.
Simone Rinner
Osterbrauchtümer erleben eine Renaissance - wer dieser Tage die Kirchen in Österreich betritt, sieht nicht nur verhüllte Kreuze und Altäre, sondern oft auch Heilige Gräber und Fastenkrippen, die das Leiden Christi fast schon (be)greifbar machen.
Heilige Gräber
Ein uralter Brauch während der Kartage ist das Aufbauen des Heiligen Grabes, also Nachbauten des Grabes Jesus. Erstmals belegt ist der Brauch des Heiligen Grabes im 14. Jahrhundert. Einen Höhepunkt erreichten die Nachbildungen der Heiligen Gräber dann in der Barockzeit, in der pompöse und ausladende Theaterkulissen entstanden, auf denen Szenen der Passion Jesu dargestellt waren. Oft wurden die Heiligen Gräber mit Blumen geschmückt oder mithilfe von farbigen Glaskugeln bunt erleuchtet, was zu beeindruckenden Lichteffekten führt. Manche Gräber verfügten auch über eine ausgeklügelte Mechanik: Mittels Seilwinden konnte beispielsweise der Leichnam Jesu in das Grab hinabgelassen werden oder die Figur des Auferstandenen erscheinen. Die Tradition der Heiligen Gräber zeigt das Geschehen der österlichen Tage. Während die farbenfroh bemalten Kulissen früher vor allem eine „Bibel für die Armen“ waren, die nicht lesen und schreiben konnten, sprechen sie heute die Sinne von vielen Gläubigen an: Man hört nicht nur im Evangelium von der Grablegung Jesu, man sieht sie selbst in der eigenen Kirche.
Fastenkrippen
Wenn von Krippen die Rede ist, denken die meisten wohl an Weihnachtskrippen. In den letzten Jahren erfreuen sich aber auch Fasten- bzw. Passionskrippen wieder mehr Beliebtheit, die die Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu Christi darstellen. Die ursprünglich aus Südeuropa stammenden, figürlichen Darstellungen von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu hatten in unseren Breiten in der Barockzeit ihre Blütezeit. Fastenkrippen stellen sozusagen die verkleinerte Form der Heiligen Gräber in den Kirchen für den Hausgebrauch dar. Aufgrund ihrer lebensgroßen oder gar überlebensgroßen Größe finden sie dort dennoch selten Platz.
Fastentücher
Eine weitere Tradition in der Fastenzeit vor Ostern ist seit über 1000 Jahren das Verhüllen der Kreuze und Altäre mit Fastentüchern. Die anfangs noch schlichten Leinentücher sind ab dem Mittelalter mit Streifen und Ornamenten geschmückt worden, später sind die biblischen Darstellungen auf den Tüchern auch gestickt, genäht oder gemalt worden. Heute sind der Kreativität (fast) keine künstlerischen Grenzen gesetzt.
(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 13/14 vom 1. / 8. April 2021)
Autor:KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt |
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