Geschichte des Vorarlberger KirchenBlattes
Eine Zeitung für das ganze Kirchenvolk

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Happy birthday, KirchenBlatt: Vor 75 Jahren erschien die erste Ausgabe, damals noch gemeinsam mit Tirol. Seit 1969 ist es eine eigenständige Wochenzeitung für Vorarlberg. Vieles hat sich seit damals geändert, das Wesentliche aber ist gleich geblieben.

Elisabeth Willi

Die Geschichte des Vorarlberger KirchenBlattes hängt zu Beginn eng mit Tirol zusammen: Vom 2. September 1945 bis zum Februar 1969 hatten die beiden Bundesländer eine gemeinsame Kirchenzeitung - das „KirchenBlatt für Tirol und Vorarlberg“, herausgegeben vom Seelsorgeamt der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch (mehr zu den ersten Ausgaben des KirchenBlattes lesen Sie auf S. 6-7 in der Beilage „inpuncto“). Msgr. Edwin Fasching (1909-1957), der das Seelsorgeamt in Vorarlberg aufgebaut hatte, war für den Vorarlberger Teil zuständig. Die Verantwortung lag in Innsbruck. Ab 1958 war dann Msgr. Anton Fußenegger (1915-1993) Vorarlberg-Korrespondent und Schriftleiter, wie es damals hieß. Per Post schickte er die Vorarlberg-Meldungen nach Tirol, drei bis fünf wurden pro Ausgabe unter der Rubrik „Aus Vorarlberg“ abgedruckt. Noch war das KirchenBlatt eine einfache Zeitung, die nur wenige Seiten umfasste.

Wozu?

Mit der Errichtung der Diözese Feldkirch im Jahr 1968 war bald klar, dass die neue Diözese eine eigene Kirchenzeitung erhalten soll. Am 2. März 1969 schlug schließlich die Geburtsstunde des ersten Vorarlberger KirchenBlattes. „Wozu?“ lautete der Titel des Leitartikels. Anton Fußenegger, der neu berufene Chefredakteur, schrieb über die Sinnhaftigkeit eines eigenen KirchenBlattes und ging auf dessen Leitlinie ein: Es solle ein Instrument der Information sein sowie ein Forum für den Dialog innerhalb der Kirche und der Kirche mit der Welt. Das KirchenBlatt sei eine Zeitung des ganzen Kirchenvolkes, deshalb „kann es nicht kirchliches Amtsblatt und auch nicht allein Sprachrohr des Bischofs sein“. Und: „Die plurale Meinungsbildung innerhalb der Kirche soll sich in der Kirchenzeitung widerspiegeln.“

Anton Fußenegger griff mit einigen dieser Bekenntnisse der Pastoralinstruktion „Communio et progressio“ aus dem Jahr 1971 vor, die die Aufgaben der katholischen Presse folgendermaßen beschreibt: „Die Katholische Presse öffnet sich der ganzen Welt. Sie bringt Nachrichten, Kommentare und Meinungen über alle Aspekte des heutigen Lebens; sie greift Schwierigkeiten und Probleme auf, mit denen der Mensch heute konfrontiert ist; all dies aber im Lichte christlicher Lebensauffassung.“ Anton Fußenegger und auch seine Nachfolger hielten sich an diese zentralen Aussagen von „Communio et progressio“ und sahen sie als Grundsatz des KirchenBlattes an.

Kooperation

Doch zurück in die frühe Geschichte: 1976 gab es eine große Änderung - das KirchenBlatt trat der Kooperation der westösterreichischen Kirchenzeitungen bei. Dadurch wurde der bisherige Umfang von acht auf 16 Seiten verdoppelt. Die Gemeinschaftsredaktion mit Sitz in Salzburg deckte die Bereiche Kirche in Österreich, Weltkirche, Sonntag, Glaube und Familie ab - so konnte sich die Redaktion in Feldkirch auf die diözesane Berichterstattung konzentrieren, die ausgebaut wurde. Das KirchenBlatt wurde auch journalistischer, da die Kooperationsredaktion nach solchen Methoden arbeitete.

Generationenwechsel

Im Juli 1992 verabschiedete sich Anton Fußenegger in die Pension - „Generationenwechsel beim Kirchenblatt“ wurde in seiner letzten Ausgabe getitelt. Die neue Generation verkörperte Reinhard Maier. In derselben Nummer des KirchenBlattes schrieb der designierte Chefredakteur, dass eine Kirchenzeitung mehr als früher mit teilweise gegensätzlichen Ansichten konfrontiert sei - massive Meinungsverschiedenheiten bestünden zwischen jenen, die sich frischen Wind in der Kirche wünschen und jenen, die durch solche Äußerungen bewährte Werte und Formen gefährdet sehen. Spannungen seien nichts Schlechtes, so Reinhard Maier weiter, aber sie sollten im Dialog münden. Auch sei Toleranz von beiden Seiten angebracht, um andersgeartete Ansichten ernst zu nehmen und sie nicht vorschnell zu verurteilen. „In diesem Sinne will das KirchenBlatt auch in Zukunft ein Forum des Gesprächs sein, in dem die reiche Vielfalt der Kirche Raum hat“, schrieb Reinhard Maier. Erneut also „Communio et progressio“.

Wer bestimmt die Themen?

Manche Außenstehenden glauben, der Bischof bestimme die Inhalte einer Kirchenzeitung. Wie bereits beschrieben, war dies zu Anton Fußeneggers Zeiten nicht so und trotz „Generationenwechsel“ auch nicht bei Reinhard Maier - der Chefredakteur bestimmt(e) die Themen. Heute, 17 Jahre nach seinem Abschied vom KirchenBlatt, sagt Reinhard Maier zu diesem Thema: „Natürlich hatte der Bischof Gewicht und kam im KirchenBlatt vor, wenn er etwas sagen wollte. Wenn jemand das anders sah, bekam das aber auch Raum.“ Das verursachte zwar manchmal Diskussionen mit dem jeweiligen Bischof, doch wurde dieser Grundsatz von allen Bischöfen toleriert und getragen, berichtet Reinhard Maier. Denn: „Die Kirchenzeitung ist das Medium aller Katholikinnen und Katholiken im Land.“

Auch Walter Buder, Chefredakteur ab dem Jahr 2003, führte das KirchenBlatt in dieser Linie weiter. Dazu erzählt er eine Anekdote: „Bei Pressekonferenzen fragten mich manchmal Journalist/innen, ob ich das soeben Gehörte denn schreiben könne. ‚Ich kann schrei-ben was ich will‘, antwortete ich darauf.“ Denk- oder Schreibverbote habe er von keinem Vorgesetzten bekommen. Dennoch sei an manchen Erscheinungstagen der eine oder andere in seinem Türrahmen gestanden und habe gefragt: „Musste das sein?“ Gegen einen Bischof habe er aber nie geschrieben, führt Walter Buder weiter aus. Und: Dass diese Eigenständigkeit möglich war und ist, liege auch an der finanziellen Unabhängigkeit - das KirchenBlatt trägt sich zum größten Teil selbst.

Neue Grafik

Unter der Ägide von Walter Buder wurde die Grafik des KirchenBlattes gemeinsam mit der Kooperationsredaktion umfassend erneuert. Man schrieb das Jahr 2005. Heute noch finden sich viele Elemente des damaligen Layouts in der Wochenzeitung.

2011 übernahm Dietmar Steinmair die Chefredaktion. Er führt die Wochenzeitung wie seine Vorgänger: getragen vom Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils und von der Pastoralinstruktion „Communio et progressio“. Dazu schrieb Dietmar Steinmair 2015 zum 70-jährigen Jubiläum des KirchenBlattes: „Eine Kirchenzeitung ist keine Kanzel, sondern ein ‚runder Tisch‘, kein Megaphon, sondern eine Plattform für die Anliegen der Hirten ebenso wie für jene des Volkes Gottes - und darüber hinaus.“ Möge das KirchenBlatt weitere 75 Jahre in diesem Geiste erscheinen!

Chefredakteure des Vorarlberger KirchenBlattes

1969 - 1992: Msgr. Anton Fußenegger
1992 - 2003: Reinhard Maier
2003 - 2010: Walter Buder
2010 - 2011: Klaus Gasperi
2011 - jetzt: Dietmar Steinmair

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 43 vom 22. Oktober 2020)

Die Redaktion im Jahr 1990, u.a. mit Msgr. Anton Fußenegger (3.v.li.) und Herausgeber Alt-Bischof Elmar Fischer (2.v.li.) | Foto: KirchenBlatt-Archiv
Autor:

KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt

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