Vortrag über das Buch „Das Leben Jesu“ von Kaplan Dr. Franz Michel Willam
Ein Bestseller über Jesus

Ein Abend, ein Buch: Referent Dr. Andreas Batlogg (li.) gab interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte und den Erfolg des Buches „Das Leben Jesu“. | Foto: Katholische Kirche Vorarlberg / Elisabeth Willi
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  • Ein Abend, ein Buch: Referent Dr. Andreas Batlogg (li.) gab interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte und den Erfolg des Buches „Das Leben Jesu“.
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1933 erschien das Buch „Das Leben Jesu im Lande und Volke Israel“ des Bregenzerwälder Kaplans Dr. Franz Michel Willam. Es entwickelte sich zu einem Bestseller und verhalf seinen Leser/innen, eine Beziehung zu Jesus zu finden. Vor kurzem wurden Autor, Entstehungsgeschichte und Erfolg des Buches in einem Vortrag behandelt.

Von Elisabeth Willi

In ganz Vorarlberg gibt es nicht viele Bestseller-Autor/innen und aus dem Bregenzerwald gar nur einen: Kaplan Dr. Franz Michel Willam, dessen Gesamtwerk 33 Bücher und 372 veröffentlichte Beiträge umfasst. Sein Großvater Franz Michael Felder war zwar auch ein erfolgreicher Schriftsteller, aber nicht im selben Ausmaß. Dafür sind Felders Bücher weniger in Vergessenheit geraten.
Abhilfe gegen dieses Vergessen schuf das heurige Jahr, in dem des 125. Geburtstages von Willam (1894 - 1981) gedacht wurde. Eine Ausstellung und mehrere Veranstaltungen erinnerten an den gebürtigen Schoppernauer und langjährigen Kaplan von Andelsbuch. So zum Beispiel der Vortrag über Willams Buch „Das Leben Jesu im Lande und Volke Israel“ von Jesuit Dr. Andreas Batlogg, langjähriger Chefredakteur der „Stimmen der Zeit“. Das Interesse an dem Vortrag in Schoppernau war groß - viele der Zuhörer/innen hatten Willam noch persönlich gekannt.

Klar vor Augen führen. Anfang der 1920-er Jahre wurde im Herder Verlag in Freiburg der Beschluss gefasst, ein Buch über Jesus herauszugeben. Zweck des Buches: Das, was die Evangelisten unter dem Hinweis „in jener Zeit“ nicht beschrieben hatten, sollte den 2000 Jahre später Geborenen und in einer ganz anderen Welt Lebenden so klar wie möglich vor Augen geführt werden. Der Auftrag ging an Willam. „Auf Grundlage seiner eigenen volkskundlichen Studien wollte er ein ‚Leben Jesu‘
schreiben - unter besonderer Berücksichtigung von Landschaft, Volk und Brauchtum“, erläuterte Referent Batlogg. „Er wollte die gleichen Wege gehen, die Jesus begangen hatte, die Seen befahren, auf denen Jesus gefahren war.“
So reiste Willam im Juli 1929 ins Heilige Land. „Man muss sich das vorstellen“, sagte Batlogg, „der stark sehbehinderte Franz Michel Willam (18 Dioptrien, Anm.) auf Reisen - ohne die Annehmlichkeiten und den Komfort heutiger Möglichkeiten.“

Totgesagt. Willam erkrankte auf der Reise lebensbedrohlich an Typhus - in seiner Heimat und in Deutschland wurde er bereits totgesagt. Doch er kam zurück, Anfang 1930, und fing sogleich mit dem Schreiben an. Er ging die Lebensgeschichte Jesu chronologisch durch, von der Geburt bis zur Himmelfahrt. An den Beginn jedes Abschnittes stellte er eine Bibelstelle, dann folgten die Erklärungen.
1933 erschien das Buch „Das Leben Jesu im Lande und Volke Israel“. Dass es großen Erfolg einheimste, zeigen alleine die Tatsachen: Die deutschsprachige Ausgabe erlebte innerhalb von 27 Jahren zehn Auflagen. Übersetzt wurde es in zehn europäische Sprachen, ins Japanische, Koreanische und Chinesische.

Neues Bild von Jesu. Die Kritiken über das Buch konnten sich wahrlich hören lassen. Der spätere Bischof Reinhold Stecher etwa strich in seinem Nachruf auf Willam im Jahr 1981 hervor, dass durch dieses Buch ein neues Bild von Jesu entstanden sei: lebendig, farbig, allen Menschen zugänglich und verständlich. Selbst eine Nobelpreisträgerin für Literatur - Sigrid Undset - lobte das Werk Anfang der 1930-er Jahre sehr. Auch wenn das Buch kein wissenschaftliches war, erhielt es von dieser Seite ebenfalls viel Zuspruch. In einer Rezension aus dem Jahr 1933 hieß es z. B.: Durch Willams bildliche Schilderungen könne der Leser gleichsam mit Christus im Heiligen Land wandeln.
An dem Vortragsabend fanden aber nicht nur frühere, sondern auch aktuelle Kritiken Platz. Vier Priester aus dem Publikum meldeten sich zu Wort: Eine Wohltat sei das Buch in seinen Studientagen gewesen, sagte Eugen Giselbrecht, Anton Bereuter verlieh ihm das Zertifikat „faszinierend“. Ferdinand Hiller sagte, er nehme das „Leben Jesu“ heute noch zur Hand, wenn er eine Bibelstelle nicht ganz verstehe. Und Pfarrer Georg Nigsch ermutigte zu dessen Lektüre, denn: „Dadurch kann eine Beziehung zu Jesus gefunden werden.“
Schade, dass das Werk nur noch antiquarisch zu erwerben ist - für den Vortragenden Batlogg völlig unverständlich. „Es gibt Unmengen an Leben-Jesu-Büchern. Willam verdient es, nicht vergessen zu werden“, sagte er. «

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KirchenBlatt Redaktion aus Vorarlberg | KirchenBlatt

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