SOMMERSERIE 2021 | Beten mit den Füßen_4: Diözese Linz
Auf den Spuren und im Geist Benedikts

Die Türme des Stiftes Schlierbach: Das Kloster ist eine Etappe am Benediktweg, auf dem eine kleine Gruppe zum „Probe-Pilgern“ unterwegs war.  | Foto: KIZ
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  • Die Türme des Stiftes Schlierbach: Das Kloster ist eine Etappe am Benediktweg, auf dem eine kleine Gruppe zum „Probe-Pilgern“ unterwegs war.
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Der Benediktweg verbindet Klöster, die nach der Regel des heiligen Benedikt leben. Vom benediktinischen Ursprungskloster Montecassino in Italien bis nach Schottland, zum nördlichsten Benediktinerkloster Europas, soll die Route einmal führen. Der OÖ. Benediktweg ist ein Teil dieses Projekts. Ein Pilgertag am Benediktweg im Kremstal.

Generationen von – ehemaligen – Jugendlichen ist die Burg Alpernstein nicht nur bekannt. Sie war ihnen geistliches Zuhause bei der Katholischen Jugend. Von der Pyhrnautobahn aus auf der Höhe von Micheldorf ist sie gut zu sehen, hoch über dem Kremstal. Ganz in der Nähe der Burg beginnt der Pilgertag am Benediktweg und führt auf dem Höhenrücken entlang Richtung Norden, einmal auf dem Gemeindegebiet von Oberschlierbach, dann wieder von Micheldorf.

Hoch oben die Stille. „Die Leute kommen gerne hier herauf zum Spaziergehen“, sagt Oskar Grassnig, der Bürgermeister von Oberschlierbach, der sich dem Pilgertag angeschlossen hat. Verständlich, denn weder die Autobahn noch der Lärm der Betriebe ist zu hören, es ist still hoch über dem Kremstal, dort, wo auch der Benediktweg ausgeschildert ist. Vorbei beim Feuerwehrhaus Oberschlierbach geht man ein Stück auf einem asphaltierten Güterweg, der aber bald in einen Fahrtweg für Traktoren übergeht und in einen Gehweg durch die Wiesen. Da es hier so gut wie keinen Verkehr gibt, merkt man gar nicht, wenn man wieder kurz auf der Straße geht. Es lohnt sich, immer wieder einmal stehen zu bleiben und seinen Blick über das breite Kremstal streifen zu lassen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals sieht man auf die Kremsmauer. Der Bürgermeister von Micheldorf, Horst Hufnagel, der ebenfalls mitpilgert, zeigt auf diesen markanten Felsabbruch, den Hausberg seiner Gemeinde. Und er macht auf die kleine Georgenbergkirche aufmerksam, an deren Stelle schon die Römer und Kelten Kultstätten errichtet hatten.

Kurze Besinnung. Nach gut einer Stunde vom FF-Haus Oberschlierbach weg erreicht die kleine Pilgergruppe das „Habinger Kreuz“. Obwohl im Laufe der Zeit aus einem einfachen Gelöbniskreuz eine Kapelle geworden ist, heißt der Platz noch immer so. Ein idealer Ort, um sich kurz niederzusetzen und Zeit für ein Gebet zu nehmen. In einer Fensternische liegen kopierte Blätter mit Gebetsanregungen. Als Pilger/in am Benediktweg ist man für diesen Service dankbar. Die frischen Blumen am Altar zeugen davon, wie sehr die Besitzerfamilie ihre Kapelle in Ehren hält. Ging der Weg bisher nur leicht wellig dahin, folgt nun ein Anstieg. Da er streckenweise durch den Wald führt, ist es angenehm schattig. Vor allem lohnt das Etappen-Ziel. Es führt auf den 842 Meter hohen Grillparz mit einem beeindruckenden 360-Grad-Panoramablick: in die Region Hinterstoder, zum Schoberstein und am Horizont das Benediktinerstift Kremsmünster. Das Kloster ist eineinhalb Tagesetappen entfernt. Jetzt gilt es, das Hier und Jetzt zu genießen.

Mitten durch den Wald. Die Route verläuft nun bergab durch die Wälder der Agrargemeinschaft. Von fern hört man Holzarbeiter mit ihren Motorsägen. Das Eintauchen in den Nadelwald mit seinen mächtigen Stämmen ist wieder eine neue Facette des Pilgertages. So verschieden die einzelnen Abschnitte des Benediktwegs auch sind, er wird durch eine Idee zusammengehalten, erklärt Kurt Rumplmayr, der die kleine Pilgergruppe anführt. Wie Perlen an einer Schnur reihen sich die Klöster, die nach der Regel des heiligen Benedikt leben, entlang des Weges.
Der Religionslehrer aus Edlbach bei Windischgarsten hat den Weg im Stift Admont kennengelernt und Feuer gefangen. Admont war bereits vor Jahren Station des Benediktwegs, der von Slowenien kommend durch Kärnten und die Steiermark führte und in Spital am Phyrn endete. Mit einer Gruppe beherzter Mitstreiter/innen hat sich Rumplmayr daran gemacht, den Weg um den Streckenabschnitt durch Oberösterreich zu verlängern, um 350 Kilometer von Spital am Pyhrn nach Passau. „Europa eine Seele geben“ ist für ihn keine Phrase. Der Weg ist sein Beitrag. Er möchte, dass auf der Benedikt-Route möglichst viele Menschen auch dem religiösen Erbe Europas begegnen: „Europa kann man ohne Klöster nicht verstehen.“

Klosterordnung – Lebensordnung. Es dauert nicht lange und schon taucht eines auf: das Stift Schlierbach. Es geht hinab ins Kremstal zum Zisterzienserstift. Wie jedes Kloster am Benediktweg hält auch Schlierbach für die Pilger/innen einen Impuls bereit. Es wird eine Anregung zum Thema „Klosterordnung – persönliche Lebensordnung“ sein. Mehr als ein Blatt Papier lässt die Stiftskirche erahnen, was dem Leben Halt gibt. Der Besuch in der Kirche ist auch der Endpunkt des Pilgertages.

JOSEF WALLNER

KULTUR AM WEG

Frauenstein Die Pfarrkirche von Frauenstein ist zugleich auch Wallfahrtskirche. Sie beherbergt als Gnadenbild eine Schutzmantelmadonna. Das Werk entstand um 1515 und ist eine qualitativ herausragende spätgotische Muttergottes-Darstellung.

Stift Schlierbach. Der Besuch des Stiftes Schlierbach mit seinen barocken Prunkräumen und der Stiftskirche lässt sich mit einer Führung durch die Schaukäserei verbinden. Das Stift betreibt eine Glaswerkstätte, die sich weit über Österreich hinaus einen Namen gemacht hat. www.stift-schlierbach.at
Stift Kremsmünster. Der Tassilokelch ist das berühmteste und kostbarste Kunstwerk des Stiftes. Er wurde möglicherweise zur Gründung Kremsmünsters im Jahr 777 gestiftet. Ein weiteres Highlight unter den vielen Sehenswürdigkeiten des Barockstifts ist die Sternwarte des Klosters. Sie gilt als das erste Hochhaus Europas, erbaut in den Jahren 1749–1758. – www.stift-kremsmuenster.at

Der Benediktweg durch OÖ
Der Benediktweg durch Oberösterreich wurde kürzlich der Öffentlichkeit präsentiert. Er führt von Spital am Pyhrn an die Donau (mit einer Alternativroute über St. Florian) und von dort weiter nach Passau. Im Vollausbau Ende 2022 wird er in beide Richtungen begehbar sein und eine eigene Radpilgerroute erhalten. Neben der Vermittlung benediktinischer Spiritualität und Gastfreundschaft, besonders in den Kloster-Etappenorten, tauchen die Pilger/innen in die europäische Kulturgeschichte und in abwechslungsreiche Naturlandschaften quer durch Oberösterreich ein.
www.benedikt-bewegt.at

Tipps

  • Sternpilgern nach Windischgarsten. Sternpilgern auf acht (Rad)-Wanderrouten am und rund um den Benediktweg am 12. Juli 2021. Abschluss ist um 19 Uhr der Festgottesdienst in der Pfarrkirche Windischgarsten mit Abt Maximilian Neulinger vom Benediktinerstift Lambach. Auskunft siehe unter Kontakt.
  • Vorschlag für eine Tagesetappe. Klaus an der Pyhrnbahn – Frauenstein – Steyrdurchbruch – Prälatenweg – Burg Altpernstein – Oberschlierbach – Habinger Kapelle – Grillparz – Stift Schlierbach (Hin- bzw. Rückfahrt mit ÖBB möglich).
  • Kontakt. Verein BENEDIKT be-WEG-t Oberösterreich, Kurt Rumplmayr, Obmann, Kirchenplatz 2, 4652 Steinerkirchen a. d. Traun, benediktweg-ooe@gmx.at
    www.benedikt-bewegt.at https://www.facebook.com/benedikt.bewegt/
    https://www.camminodibenedetto.it (auch auf Deutsch)
Autor:

KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung

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