Leitartikel von Heinz Niederleitner
Scheinbar fromm
Auch wenn die Bischöfe bemüht sind zu betonen, dass die neuen Regeln für das kirchliche Leben ab 15. Mai noch deutlich von „der Normalität“ entfernt sind, ist es Zeit für ein Aufatmen. Das hat aber nicht allein mit den Gottesdiensten zu tun: Wenn die Eucharistiefeier am Sonntag als „Quelle und Höhepunkt“ kirchlichen Lebens gilt (und ich nehme hier die vielerorts reale Stellvertretung der Messe durch die Wort-Gottes-Feier hinzu), dann heißt das: Das kirchliche Leben ist breiter und weiter als die Gottesdienste. Deshalb ist es sehr gut, dass sich Pfarr- und andere Gruppen (wie PGR, Caritas-Arbeit, Katholische Aktion, Bibelrunden) unter den bekannten Einschränkungen auch wieder treffen können.
Ärgerlich waren in den letzten Wochen aber penetrant als Kampagne in mehreren europäischen Staaten vorgetragene Forderungen an Bischöfe, „die heiligen Messe zurückzugeben“. Das war nur scheinbar fromm. Hier wurde der untaugliche Versuch unternommen, Gottes- und Nächstenliebe inklusive Schutz von Gesundheit und Leben gegeneinander auszuspielen. Dass gläubige Menschen leiden, wenn sie zum Beispiel die Eucharistie nicht vor Ort mitfeiern können, ist unbestritten. Aber die bei den genannten Kampagnen mitschwingende Vorstellung, Bischöfe würden leichtfertig Einschränkungen mittragen, die Menschen den Zugang zu Sakramenten erschweren, ist absurd.
Autor:Brigitta Hasch aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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