Ein Abschied aus der „zweiten Heimat“ in Steyr
Nach 171 Jahren verlassen die Barmherzigen Schwestern Steyr. Die Schulen werden in ihrem Charisma fortgeführt, doch für die letzten beiden Schwestern vor Ort ist es ein wehmütiger Abschied.
„Im ersten Moment war es ein Schock“, erinnert sich Schwester Sophia Mathae an jenen Tag im letzten November, als sie erfuhr, dass sich ihr Orden aus Steyr zurückzieht. „Ein ähnlicher Schock war es vor 45 Jahren“, sagt sie auch. Denn damals kam die gebürtige Oberösterreicherin nach der Ausbildung und vier Jahren als Lehrerin in Wien nach Steyr. „Anfangs wollte ich das nicht, aber Steyr ist mir ans Herz gewachsen.“
Schwester Sophia hat an der Volksschule und der damaligen Hauptschule (heute Mittelschule) ihres Ordens im Schulkomplex St. Anna im Steyrer Wehrgraben unterrichtet. 2013 ist sie als Lehrerin in Pension gegangen und wurde in Schule und Pfarre St. Anna „Mädchen für alles“, wie sie sagt. „Steyr wurde mir zur zweiten Heimat, der Abschied ist mit Wehmut verbunden. Ich habe vor, zu Besuch zu kommen“, sagt die 71-Jährige.
Vielleicht fällt ihrer Mitschwester Herlinde Ganser (79) der Abschied etwas leichter, denn sie hat da gewisse Übung, falls man das so nennen kann: „Ich habe achtmal in meinem Ordensleben den Ort meines Einsatzes gewechselt“, erzählt sie. Schwester Herlinde war die letzten sieben Jahre in Steyr und war unter anderem in der Pfarre St. Anna und in der Küche beschäftigt. Vor ihrem Einsatz in Steyr war sie unter anderem länger in Aland (NÖ) tätig.
171 Jahre haben die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Steyr gewirkt: zunächst im Krankenhaus, dann mit einem Waisenhaus und schließlich mit Volks- und Hauptschule samt Hort; nicht zu vergessen der Einsatz in der Pfarre St. Anna. Die Schulen werden seit 2010 von der Vereinigung der Ordensschulen geführt. Heuer wurde die Liegenschaft an das Institut der Orden übergeben (die KirchenZeitung berichtete). Wie in anderen Orden auch, hat der Rückzug mit fehlendem Nachwuchs zu tun.
Dank. Für Schwester Sophia ist es ein Trost, dass die Schulen im Sinne des Ordensgründers weitergeführt werden: „Gerade in der Mittelschule hören die Schüler/innen immer wieder vom heiligen Vinzenz von Paul. Eine Wertegruppe kümmert sich um unser Ordenscharisma“, sagt sie. Der Abschied wurde mit einem Dankesgottesdienst gefeiert, der 8. Juli war der Abreisetag. Beide Schwestern wechseln nach Linz – Schwester Sophie in die Niederlassung Elmberg, Schwester Herlinde in die Herrenstraße. In Erinnerung bleibt der Blick auf den Fluss Steyr, der nahe St. Anna durch den Wehrgraben fließt.
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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