Darstellung in der Stiftskirche Wilhering
„Maria Himmelfahrt“
Die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel ist ein Dogma der römisch-katholischen Kirche, das 1950 durch Papst Pius XII. bekundet wurde, die Glaubensüberzeugung von „Mariä Aufnahme in den Himmel“ geht allerdings ins 5. Jahrhundert zurück.
Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel wurde von Patriarch Kyrill von Alexandria eingeführt, der im Jahr 444 starb. Er wählte dafür den 15. August, an dem die Römer die Feiertage des Kaisers Augustus (feriae Augusti) begingen.
Da die Bibel nichts über den Tod Mariens berichtet, stützte er sich auf apokryphe Schriften wie den „Hinübergang Mariens“ (Transitus Mariae). Hier wird berichtet, die Apostel seien von ihren Missionsorten nach Jerusalem zu Maria entrückt worden, der ein Engel ihren Tod ankündigte. An ihrem Sterbebett sei Christus mit Engeln erschienen und hätte Petrus beauftragt, seine Mutter beizusetzen. Nach drei Tagen sei Jesus zum Grab gekommen. Engel hätten ihren Leib ins Paradies getragen, wo dieser wieder mit ihrer Seele vereint wurde.
Diese Erzählung bildete die Grundlage für die aus der Kunst der Ostkirche bekannten Darstellungen der „Entschlafung“ Mariens (Koimesis), aber auch für die Bilder ihrer „Himmelfahrt“, die in vielen katholischen Kirchen zu sehen sind.
Himmelfahrtsbilder in Klosterkirchen
Bilder der Himmelfahrt finden sich vor allem in Orden, in denen Maria besonders verehrt wurde. So zieren die Hochaltäre vieler Zisterzienserkirchen Gemälde, die das Erstaunen der Apostel über die aus dem Grab in den Himmel entschwebende Gottesmutter zeigen. Eine der schönsten Darstellungen befindet sich in der Stiftskirche von Wilhering, die nach dem Brand von 1733 wiedererrichtet und prachtvoll ausgestattet wurde.
Wilheringer Ensemble
Im Jahr 1737 wandte sich der Abt an den hochbetagten Martino Altomonte wegen des Hochaltarbildes. Dieser kam dem Stift wegen des erlittenen Schadens entgegen und verlangte dafür statt 1200 Gulden nur 700. Im April 1738 sandte er eine Skizze (Bozzetto), die noch im Stift erhalten ist. Im selben Jahr kam das fertige Bild per Schiff aus Wien. Der Hochaltar bildet heute das Zentrum eines einzigartigen, aus Architektur, Stuckplastik und Malerei bestehenden Gesamtkunstwerk, zu dem auch Altomontes Söhne Andrea und Bartolomeo beigetragen hatten.
Dargestellt wird Maria, die, von Engeln umgeben, mit ausgebreiteten Armen auf einer Wolke emporschwebt, während die Apostel voll Staunen das leere Grabtuch aus dem Sarkophag ziehen. Das Bild ist Teil eines theologischen Programms, das am Hochaltar mit der „Himmelfahrt“ Mariens beginnt und im riesigen Fresko des Langhauses in ihrer Verherrlichung gipfelt.
Lothar Schultes leitete bis 2020 die Sammlungen Kunstgeschichte und Kunstgewerbe am OÖ Landesmuseum.
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.