Das Kunstdepot der Diözese Linz übersiedelt
Exodus der Engel
Engel, Heiligenfiguren und Kerzenständer warten im Kunstdepot der Diözese auf ihre Übersiedlung. An die 1300 Objekte werden zurzeit verpackt.
Ein Prager Christkindl, ein barockes Gemälde und eine Monstranz stehen im Regal. Ein Schildchen mit einer Ziffernkombination kennzeichnet jedes der Objekte des Kunstdepots der Diözese. Die Räume hier werden bald leer sein, der Umzug – der Exodus der Engel und ihrer Kollegenschaft – wird vorbereitet.
Da liegt er, der Engel. Mit Etikett versehen, eingepackt in Luftpolsterfolie, und wartet. Auch seinem Kollegen, dem Florian, geht es ähnlich: Er hat ein Schildchen mit einer Schnur um den Finger gewickelt und steht im Regal – so wie 1300 andere Objekte, die im Kunstdepot der Diözese Linz gelagert sind. Vom Altarmodell, Sakristeikasten, von großen Gemälden, Kerzenständern, einem Jesuskripperl bis zu einer Orgel, die zerlegt im Karton auf andere Zeiten hofft, reicht die Palette des Kunstguts, das seit Wochen von Mitarbeiterinnen des Kunstreferats verpackt und in Kisten und Schachteln verstaut wird.
Kein Platz mehr
„Die größte Herausforderung ist die Logistik“, sagt Ulrike Parzmair-Pfau, die für das Kunst- und Mobiliendepot verantwortlich ist und die Übersiedlung in das ehemalige Kloster Gleink vorbereitet. „In welcher Schachtel ist was und kommt wohin?“ Das muss alles vorab geklärt und in die digitale Datenbank eingetragen werden. Denn nur dann kann man später darauf zurückgreifen.
„Das Depot in Linz platzt aus allen Nähten. Von der Fläche her werden wir uns in Gleink verdreifachen.“ Die Übersiedlung wird im April beginnen und muss in drei Monaten abgeschlossen sein. Das ganze Team des Kunstreferats hilft bei der Übersiedlung mit.
Glaubensbekenntnisse
Seit über 30 Jahren sind Objekte von Pfarren übernommen worden, die im Depot sicher verwahrt werden. Im neuen „kulturGUTspeicher“ in Gleink geht es aber nicht nur um die optimale Verwahrung, die Objekte sollen auch einer neuen Bestimmung zugeführt werden, erklärt Parzmair-Pfau: „Das Depot ist keine Abstellkammer. Die Objekte sollen wieder einen Sinn bekommen, denn die Kunstgegenstände sind auch Glaubensbekenntnisse. Sie hatten eine Funktion und sollen wieder eine neue bekommen – und es geht um Nachhaltigkeit.“
Deshalb wird daran gearbeitet, ein neues Nutzungs- und Sanierungskonzept zu erstellen. Eine Pfarre braucht eine Monstranz oder ein Vortragekreuz? Eine andere Pfarre kann einen wertvollen Kelch nicht mehr sicher verwahren? –
Ein Blick in das Depot und das Kunstgut-Inventar, das über 130.000 Objekte aus ganz Oberösterreich umfasst, könnte dann weiterhelfen. Überpüft wird etwa, ob ein Kunstgegenstand Teil einer ursprünglichen barocken Ausstattung eines Kirchenraums ist oder im 19. Jahrhundert als Massenware erworben wurde. Gibt es darüber hinaus einen speziellen Bezug zur Pfarre: Symbolisiert der Kunstgegenstand ein Stück Identität für die Pfarrgemeinde? – All das ist mitentscheidend dafür, was mit dem Kunstobjekt weiter geschieht.
Packen
Immer wieder fragen Museen und Galerien an, ob sie das eine oder andere Stück im Rahmen einer Ausstellung zeigen dürfen. Das war etwa bei den wertvollen barocken „Gaspoltshofner Tafeln“ der Fall: Eine davon ist nun seit Herbst in Wien zu sehen. Werden Objekte verliehen, getauscht, verwahrt oder wechseln sie den Eigentümer?
Auch das gilt es zu klären und die entsprechende Verträge zu erstellen. Viele Objekte sind anfänglich ins Depot gekommen, bei denen die Herkunft und die Besitzverhältnisse (Provenienz) nicht geklärt sind. „Dann können sie aber auch nicht weitervermittelt werden“, erklärt Parzmaier-Pfau das Problem. Das bedeutet viel Arbeit für das Team, das sich mit Interesse und Begeisterung den Objekten widmet und immer wieder Neues entdeckt.
Die derzeitige Sammlung von 1300 Objekten wird bis zum Umzug auf 1800 Gegenstände anwachsen, da auch Kunstgegenstände der Diözese dazukommen, berichtet Parzmair-Pfau. Jetzt heißt es weiter packen. Engel für Engel, Bild für Bild. Im April kommt schon der erste Transporter für den Umzug. Der Exodus kann beginnen.
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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