Die Boten Gottes in der Welt
Eine, die mithilft, dass Hirten, Schafe und Ziegen ihren Platz in der Domkrippe finden, ist die Dommesnerin Regina Fürlinger. Sie erzählt von ihrer spannenden Arbeit im Mariendom.
Seit fünf Jahren ist Regina Fürlinger Dommesnerin im Linzer Mariendom. Von den Glasfenstern bis zu den Heiligenfiguren gibt es jeden Tag „unendlich viel zu entdecken“, erzählt sie. Das macht die Arbeit in diesem Gotteshaus für sie besonders spannend. Ein Schatz, der bald wieder öffentlich gezeigt wird, ist für sie die Domkrippe.
Zur Krippe in der Krypta hat sie eine besondere Beziehung aufgebaut. Alljährlich hilft sie beim Auf- und Umstellen der Krippenfiguren mit und trägt die Hirten, Rossbändiger und Könige in ihren Händen. Denn die Krippe verändert sich – passend zu den biblischen Erzählungen. Anfangs ist die Domkrippe leer, erst nach und nach werden die Figuren in die Krippenlandschaft hineingestellt. Hirten, Schafe, Ziegen tummeln sich als Erste auf dem Hirtenfeld. Der Verkündigungsengel weckt dann die schlafenden Hirten mit seiner Freudenbotschaft auf: Der Retter ist da, das Warten hat ein Ende! Erst am Geburtstag wird das Jesuskind in die Krippe gelegt, aber das versteht sich von selbst.
Leben eingehaucht
Bei jedem Besuch in der Krypta fällt Fürlinger etwas Neues auf. Besonders heuer: „Aufgrund der Restaurierung leuchten die Farben wieder, viele Details sind nun sichtbar, weil die alte Staubschicht entfernt wurde“, berichtet sie. „Jetzt wird den Figuren wieder Leben eingehaucht.“ Eine, die es ihr angetan hat, ist die Wasserträgerin: „Sie ist eine besondere Figur, denn sie bringt das Leben. Ich finde es schön, dass eine Frau dabei ist, die diesen Dienst tut!“, meint Fürlinger. Auch die Heilige Familie strahlt für sie etwas Friedliches aus: „Die Szene wirkt wie eine Momentaufnahme.“ Wichtig sind ihr auch die Hirten und die authentische Landschaft, die der bayrische Krippenkünstler Sebastian Osterrieder geschaffen hat. Im Jahr 1910 ist er ins Heilige Land gereist. Danach hat er versucht, diese Landschaft in die Domkrippe zu übertragen – und genau das sieht man, erklärt Fürlinger, die selbst schon einige Wochen in Israel verbracht hat. „Es ist dort passiert. Es ist gut, dass man das im Hinterkopf behält und man sich Gott nicht so richten kann, wie es einem gefällt. Gott hat sich diesen Ort in Bethlehem ausgesucht!“, gibt sie zu bedenken. Die Engel sind für sie ein Zeichen, dass Gott mit den Menschen Kontakt halten will. „Es gibt für Gott immer Möglichkeiten, mit den Menschen in Kontakt zu treten – auch heute noch“, davon ist sie überzeugt.
Zum Verkündigungsengel
Mit dem Krippenbau begann Sebastian Osterrieder im Jahr 1909. Erst im Jahr 1911 erweiterte der Krippenkünstler die Szenerie mit dem Hirtenfeld und der Stadt Bethlehem. Im selben Jahr wurden der Verkündigungsengel sowie weitere Hirten und Schafe geliefert. Der Verkündigungsengel ist 51 cm hoch und schwebt über dem Hirtenfeld. Er verkündet die Freudenbotschaft: „Der Retter ist da!“
Der Verkündigungsengel
Über das Geheimnis der Gegenwart Gottes in dieser Welt
Das Wort „Engel“ begegnet uns in der Heiligen Schrift zum ersten Mal in der Geschichte Abrahams im Zusammenhang mit einem Kind. Hagar, die ägyptische Sklavin Saras, wird schwanger und – so würden wir heute sagen – von Sara gemobbt; sie läuft davon. Der Engel des HERRN findet sie an einer Wasserquelle in der Wüste. Er sagt, sie wird einen Sohn gebären und soll ihm den Namen Ismael – „Gott hört“ – geben (vgl. Gen 16,1–11). Das Wort „Engel“ kommt vom griechischen Wort „ángelos“ (Bote). Wenn im Alten Orient ein Bote des Königs gesprochen hat, galt das als Wort des Königs selbst. Dies zeigt sich auch in der Geschichte vom brennenden Dornbusch. Mose erscheint der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Als Mose näher kommt, spricht der HERR (selbst) ihn an, er beruft ihn, die Israeliten aus der Gewalt der Ägypter zu befreien und offenbart seinen Namen (vgl. Ex 3,1–17). Der „Engel des HERRN“ bzw. der „Engel Gottes“ will die Gegenwart des Geheimnisses Gottes den Menschen erfahrbar machen. Deshalb tritt in den Erzählungen rund um die Geburt Jesu der „Engel des Herrn“ auf und kündigt Josef, Maria und den Hirten die Geburt Jesu an und sagt, welche Bedeutung Jesus hat (vgl. Mt 1,20–21; Lk 1,31–33.35; Lk 2,8–14). Jesus ist das, worauf der Engel durch sein Auftreten und sein Wort hinweist: die Gegenwart des Geheimnisses Gottes in unserer Welt. Engel offenbaren und schützen zugleich das Geheimnis Gottes. Sie fordern zum Glauben heraus, weil sie verkünden, was „kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat“. (1 Kor 2,9) Dompfarrer Maximilian Strasser
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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